Keine fremden Federn für den Hahn

"Schatz, wohin fahren wir in diesem Jahr in Urlaub?" - "Wir müssen unbedingt nach Prüm in die Eifel. Die haben jetzt einen Kaiser-Lothar-Platz!" Na gut, das ist vielleicht ein bisschen viel der Ironie, aber im Ernst: Glaubt irgendjemand in Prüm tatsächlich, ein "Kaiser-Lothar-Platz" hätte auch nur einen einzigen Touristen mehr in die Waldstadt gebracht?

Lachhaft. Den Kaiser stärker vermarkten - gerne. Aber den tiefergelegten Teil des Hahnplatzes deshalb umbenennen? Nein Danke. Denn: "Die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen", das Zitat, das ausgerechnet Kaiser Lothar zugeschrieben wird, mag zwar für Zeiten und Menschen gelten, nicht aber für Örtlichkeiten. Was die angeht, ist der Mensch, insbesondere der Eifler, ein Gewohnheitstier. Beispiele gibt es überall: In Binsfeld wohnt man nicht in der Bahnhofstraße, sondern "auf der Hipp", in Schönecken geht man nicht über "Hinter Isabellen", sondern über "dä Fluor". Auch in Prüm wird jeder Versuch, althergebrachte Namen zu ändern oder zu ergänzen, fehlschlagen. Deshalb hat der Stadtrat richtig entschieden: Der "Hahn" ist und bleibt der "Hahn". Wenn überhaupt an Prüms zentralem Platz etwas geändert werden sollte, dann nicht sein Name, sondern sein Aussehen, die betonierten Bausünden der Vergangenheit. Nur mit fremden Federn - "Kaiser Lothar" - wird aus dem Hahn auch kein Pfau. m.schmitz@volksfreund.de

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