Kinder laufen ihre Eltern arm

KÖRPERICH/GEICHLINGEN. Runde um Runde sind die Kinder der Grundschule Körperich auf dem Sportplatz in Geichlingen für einen guten Zweck gelaufen. Mit jeder Runde erhöhte sich die Spende zugunsten der Kameraden in der Partnerschule "Ecole Primär" in Muramba/Ruanda. Am Ende war es so viel, dass der Schulleiter Werner Lehnen sich gezwungen sah, die Notbremse zu ziehen.

 Laufen für Ruanda: Ein Stempel auf das Kärtchen und auf geht’s in die nächste Runde. Foto: Waltraud Ewerhardt

Laufen für Ruanda: Ein Stempel auf das Kärtchen und auf geht’s in die nächste Runde. Foto: Waltraud Ewerhardt

Der Parcours auf dem Sportplatz in Geichlingen, den die 160 Schüler und Schülerinnen der Grundschule (GS) Körperich laufen, ist 160 Meter lang. Nach jeder Runde wird das Kärtchen, das am Hals baumelt, abgestempelt. Die Kinder laufen mit Begeisterung, denn jede Runde bringt Geld - Geld von maximal fünf Sponsoren, mit denen die Kinder einen Betrag pro Runde vorher ausgehandelt haben. Das sind Firmen, Eltern, Großeltern oder Verwandte. Kinder bringen Spender in Bredouille

"Einige Sponsoren begrenzen die Höhe der Summe", erklärt Lehnen auf dem Sportfeld. "Andere spenden einen festen Betrag, unabhängig von der Rundenzahl." Doch viele der Schüler laufen für einen bestimmten Betrag pro Runde. Lehnen beobachtet die Jungen und Mädchen dabei sehr genau. Sobald sie Ermüdungserscheinungen zeigen, nimmt er sie aus dem Parcours. Auch gegen ihren Willen, da gibt es kein Pardon. "Kein Kind soll sich übernehmen", sagt er. Der achtjährige Janek hat 30 Runden geschafft. Er strahlt über das ganze Gesicht. Bezahlen tut der Papa. "30 Euro", sagt er noch etwas atemlos vom Laufen. Ganz schön teuer für den Papa, wenn man bedenkt, dass der Zwillingsbruder von Janek, Julian, das gleiche stolze Ergebnis gelaufen ist und die Summe eines weiteren Geschwisters noch aussteht. Die ganze Dimension des Laufes wird dem Schulleiter erst beim Zusammenzählen klar. Am Tag darauf sagt er in einem Gespräch mit dem TV: "Die Kinder sind so überragend gelaufen, dass wir den Eltern und Sponsoren die Entscheidung überlassen werden, was sie sich zumuten wollen. Ein Kind hat allein die Summe von 440 Euro erlaufen." Insgesamt haben die Sechs- bis Zehnjährigen mehrere Tausend Euro zusammen gebracht. Lehnen ist zwar froh und auch stolz über das Ergebnis. Dennoch werden die Kinder einen Brief mit nach Hause bekommen. In Ruhe sollen die Eltern und Sponsoren dann entscheiden, wie viel sie wirklich spenden wollen. "Wir wollen niemanden über den Tisch ziehen", sagt Werner Lehnen, der vom Eifer der Kinder sehr überrascht ist. "Sogar Kinder, die in der Schule ziemlich sportfaul sind, haben hier gute Leistungen gebracht." Freuen über den Eifer der Kinder wird sich auf jeden Fall die Partnerschule in Ruanda. Andreas Meier, ein ehemaliger Schüler der Grundschule Körperich, hat die Verbindung geknüpft, nach dem er dort ein Praktikum absolviert hatte. Das Innenministerium in Mainz hat dann im vergangenen Jahr die passende Partnerschule für Körperich ausgesucht: die Ecole Primär in Muramba.

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