Kirche ist auf gutem Weg

Pfarreienreform

Zu "Das Thema treibt mich um - Landrat schreibt Brandbrief zur Bistumsreform" und zu dem Artikel "Brief von Landrat löst großes Echo aus" schreibt diese Leserin:
Zur sehr emotional geführten Debatte um die Umsetzung der Trierer Synode möchte ich nicht schweigen. Landrat Streit fährt schweres Geschütz auf, bemüht sogar das Wort "Wutbürger", das mich in diesem Zusammenhang sehr betroffen macht.
Die Fakten: 1960 besuchten knapp 50 Prozent der Katholiken des Trierer Bistums die Sonntags-/Wochenendgottesdienste, 2010 noch 11,4, 2015 9,1. Seit den 1980er Jahren übersteigen die Bestattungszahlen die Zahl der Taufen deutlich. Auch in der Eifel zeigt sich diese Tendenz. In 20 Jahren werden die Kirchen wohl ziemlich leer sein, wenn man die "Volkskirche" so weiterwursteln lässt wie bisher. Das Wissen um diese Entwicklung hat Bischof Ackermann dazu gebracht, die Bistumssynode einzuberufen, die sich mit diesen Entwicklungen befassen und neue Vorschläge entwickeln sollte für die Zukunft. Die Ergebnisse dieser Synode, bei der ich dabei sein durfte, sind in erster Linie inhaltliche und haben zum Ziel, das Selbstbewusstsein der Getauften zu stärken. Sie will ihnen mehr zutrauen, neue Wege des Glaubens, neue Orte der Verkündigung, neue Formen von Gottesdiensten zu entwickeln. Damit können neue christliche Gemeinschaften entstehen, die sich dafür engagieren wollen. Auch will das Bistum Seelsorge und missionarisch-diakonische Arbeit nicht aufgeben, sondern neu anpacken: nicht sagen, wo es lang geht, sondern den einzelnen Menschen in seinen Problemen ernst nehmen.
Diese neue Sicht auf die Aufgabe muss neu gelernt und ausprobiert werden. So ist klar, dass mit der Umsetzung der Synodenergebnisse auch strukturelle und organisatorische Veränderungen einhergehen.
Mir tut es in der Seele weh, wenn ich die jetzige Auseinandersetzung sehe, die auf Konfrontation aus zu sein scheint und die aktuellen Pläne des Bistums als reines Plattmachen des Bisherigen abtut.
Ich hätte mir auch gewünscht, man hätte erst die inhaltlichen Veränderungen, die die Synode vorschlägt, besser kommuniziert, bevor man sich an die strukturellen Veränderungen gemacht hätte. Aber ich denke, wer eine dieser Info-Veranstaltungen des Bistums besucht hat, der muss festgestellt haben, dass im Bistum noch nie (solange ich denken kann) eine so offene Diskussion möglich war.
Wer dieser Auseinandersetzung fernbleibt, weil "ja sowieso schon alles gelaufen ist", hat wohl vor allem seine eigene "Wahrheit" vor Augen. Auch das Argument, den Gläubigen werde "der Stuhl vor die Tür gestellt", die Ehrenamtlichen würden sich zurückziehen, zieht nicht. Meine Erfahrung ist eher, dass die engagierten Gläubigen sich darüber im Klaren sind, dass Glaube und christliches Leben sich auf größere Räume beziehen muss. Und: dass die Ehrenamtlichen, die sich seit Jahren abmühen, kirchliches Leben vor Ort aufrechtzuerhalten, vielfach frustriert sind, da die Angebote nur spärlich angenommen werden.
Landrat Streit hat Recht, wenn er auf die Initiativen in den Dörfern hinweist, die die möglichen negativen Folgen des demographischen Wandels aufzufangen versuchen. Solche Initiativen können und sollen durchaus innerhalb der alten Pfarrei be- oder entstehen! So können auch in der Pfarrei der Zukunft Gemeinschaften, Gruppen und Projekte entstehen, die nur noch in einem größeren Rahmen sinnvoll sind. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass die Kirche von Trier einen zwar schwierigen, aber guten Weg vor sich hat.
Mechthild Ballmann,
Pfarrei Olzheim

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