Kleine Flieger, großer Ärger
EISENACH/EDINGEN. Fluglärm – der wird in der Eifel meist mit amerikanischen Kampfjets verbunden. Die Flieger, die einigen Anwohnern am Edinger Berg (Kreis Trier-Saarburg) das Leben schwer machen, sind bedeutend kleiner und harmloser. Es handelt sich um Modellflugzeuge, die von einer Wiese am Rande von Eisenach (VG Irrel) gestartet werden.
Ruhe. Die wollte Michael Klingler, als er nach Edingen zog. Nicht im Ort, sondern oben auf dem Edinger Berg hat er sein neues Zuhause eingerichtet. Abgelegen, auf einem früheren Bauernhof. Lärm durch vorbeifahrende Autos musste er dort nicht befürchten. Damit, dass der Lärm vielleicht aus der Luft kommen könnte, hatte Klingler nicht gerechnet. Gut 400 Meter von seinem Grundstück entfernt liegt ein gepflegtes Wiesengrundstück mit einem etwa 150 Meter langen und zwei Meter hohen Zaun. Dort treffen sich die Mitglieder des Modellflugvereins Eisenach, um ihre Flieger in die Lüfte steigen zu lassen. Angetrieben werden die Modelle von Kolben oder Turbinen. Und das verursacht die Geräusche, die Klingler und seine Nachbarn am Edinger Berg zur Weißglut bringen. "Es ist teilweise so laut, dass man es draußen nicht mehr aushält", sagt Klingler. Gemütliches Kaffeetrinken in der Sonne ist seiner Schilderung zufolge bei Flugbetrieb kaum möglich. Und die Mitglieder des Eisenachers Modellflugvereins lassen ihre Flieger mit Vorliebe bei schönem Wetter in die Höhe steigen. Der Streit zwischen Anwohnern und dem Verein wurde bereits vor Gericht ausgetragen. Das Verwaltungsgericht in Trier hatte Ende November vergangenen Jahres entschieden, dass der Modellflugverein Eisenach weiterhin auf seinem Gelände die kleinen Flugzeuge starten lassen darf. Geklagt hatten die Anwohner rund um Klingler. Ihr Argument: Der Lärm, der von den Fliegern ausgehe, sei unzumutbar. Der Richter sah das anders. Die Aufstiegserlaubnis sei bereits mit verschiedenen Auflagen verbunden. So dürften gleichzeitig nur zwei Flieger mit Kolbenmotor oder ein Flugmodell mit Turbinenstrahl-Triebwerk betrieben werden. Auch die Aufstiegszeiten seien begrenzt: An Werktagen dürfen die Flieger von 8 bis 20 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 13 und von 15 bis 20 Uhr in die Luft gehen. Und der vorgesehene Flugsektor, der Bereich, in dem die Modellflugfreunde ihre kleinen Maschinen lenken dürfen, sei nicht über den betroffenen Häusern. So weit das Gerichtsurteil. Die Anwohner am Edinger Berg geben jedoch nicht auf. Etliche Schilder pflastern den Weg von Edingen hoch zu den Anwohnern, die sich gestört fühlen. Eine Unterschriftenliste gegen den Fluglärm zählt bereits 120 Namen. Und der Anwalt der Kläger, Frank Gerardy, sucht weiterhin nach rechtlichen Möglichkeiten, damit die Flieger künftig am Boden bleiben müssen. Unter anderem nimmt der Jurist den Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Irrel unter rechtlichen Gesichtspunkten genau unter die Lupe. Eine Klage beim Oberverwaltungsgericht in Koblenz könnte folgen. "Wir streben allerdings an, dass wir uns noch mit dem Verein abstimmen", erklärt Gerardy. Albert Schneider, Vorsitzender des Modellflugvereins, kann die Aufregung von Klingler und den anderen nicht verstehen: "Es gibt überhaupt kein Problem. Das Gericht hat uns Recht gegeben. Und wir halten uns an die Regeln. Was soll das alles?" Als der Verein auf das heutige Gelände umgezogen war, habe die Änderung im Flächennutzungsplan ausgelegen. "Damals hätten sich diese Leute melden sollen. Zu dem Zeitpunkt hätten wir uns noch ein anderes Grundstück suchen können", sagt Schneider. Natürlich höre man die Modellflugzeuge, lästig ist das laut Schneider nicht: "Wenn eine Kuh muht, dann ist das lauter." Klingler sieht das anders. "Der Flächennutzungsplan lag im Kreis Bitburg-Prüm aus, weil das Gelände am äußersten Rand dieses Kreises liegt. Wir Anwohner leben aber im Kreis Trier-Saarburg. Wir wussten gar nichts davon", argumentiert er. Ein Ende des Streits ist vorerst nicht in Sicht.