Kleine Lösung favorisiert

IRREL. Auf den Boden der Tatsachen zurück holte den Irreler Verbandsgemeinderat ein Gutachten der Universität Trier. Inhalt: der geplante Handwerkerpark im Gewerbegebiet Zweikreuz. Fazit des Gutachtens: Bescheidenheit ist angesagt.

Um es mit Bertold Brecht zu sagen, waren am Ende des Vortrags von Professor Dr. Martin Junkernheinrich während der Sitzung des VG-Rates Irrel der Vorhang und alle Fragen offen. Gut, vielleicht nicht alle. Aber die grundsätzlichen. Denn die können weder der Volkswirtschaftler noch die Irreler selbst beantworten. Eine zutreffende Prognose für die Nachfrage im geplanten Handwerkerpark im Gewerbegebiet "Zweikreuz" zu machen, sei "als ob man mit Blick in den Rückspiegel ein Auto steuert", sagte Junkernheinrich. Die derzeitige konjunkturelle Lage sei zwar schlecht, dennoch verhalte sich die wirtschaftliche Entwicklung wie ein "Schweinezyklus". Nach ausgesprochenen Talfahrten folgten in der Regel wieder Hochkonjunkturlagen. So führt das Gutachten Gründe für und gegen die Errichtung eines Handwerkerzentrums in dem Gebiet auf, das zwischen Irrel, Menningen, Minden und Echternacherbrück liegt. Dafür spreche die dynamische Entwicklung im Kreis in den vergangenen 15 Jahren, die Nachfrage aus dem wachstumsstärkeren Luxemburg und die geplante Ansiedlung eines Netzwerkmanagers in der Irreler Verwaltung, der Kontaktperson für die Belange der Handwerker sein soll. Gegen eine Errichtung sprechen laut Gutachten die Konkurrenz weiterer Gründerzentren (Nerdlen, Wiesbaum) in der Region, die stark zurückgehende Bevölkerungszahl (die Zahl der kaufkräftigen 30 bis 45-Jährigen wird laut Prognose in den kommenden zehn Jahren um etwa 27 Prozent zurückgehen) und die zur Verfügung stehende Gewerbefläche im Kreis, wo laut Gutachten rund 240 erschlossene Hektar darauf warten, vom Gewerbe wach geküsst zu werden. Die Konkurrenz ist auch preismäßig hart: etwa zwei bis vier Euro betrage die Miete für einen Quadratmeter Büro- oder Hallenfläche. "Diese Preise sind nur mit Förderung zu halten", sagte Junkernheinrich. Auf die sind die Irreler ohnehin angewiesen.Förderantrag liegt in Mainz

Denn die äußere Erschließung des Gesamtgebiets (44,5 Hektar) und die innere des ersten Bauabschnitts (nutzbare 5,4 Hektar) kosten 3,4 Millionen Euro. Davon soll das Land 70 Prozent übernehmen - der Förderantrag liegt seit Ende 2002 in Mainz. Die Erschließung des hinteren Bereichs für Gewerbe und Industrie soll dann "nur noch" 300 000 Euro kosten. Angesichts der negativen Erfahrungen, die man in anderen Gründerzentren gemacht habe (Junkernheinrich: "Es gibt viele Zentren, die eine gewisse Ruhe und Beschaulichkeit ausstrahlen"), solle man in Irrel bescheidenere Wege gehen. Sprich: kein Prestigeobjekt mit Cafeteria und schicken Konferenzräumen, die Handwerker ohnehin kaum benötigten, stattdessen ein Modell, bei nach Bedarf einfache Hallen mit der notwenigen Infrastruktur errichtet werden. Das sah auch Bürgermeister Hans Michael Bröhl so. "Das Konzept schützt uns davor, aus lauter Prestigedenken in die Finanzfalle zu laufen." Darin befindet sich die VG, die größtes Mitglied im Zweckverband Gewerbegebiet ist, laut Horst Zwank, SPD-Fraktionschef, ohnehin schon: "Das ganze Gebiet, das meiner Meining nach zu groß ist, ist ja schon angekauft." Die viel zu teure Erschließung sei kaum wieder zu erwirtschaften. Immerhin: Das Handwerkerpark-Konzept begrüßte er: "Damit können wir den Schaden so gering wie möglich halten." Fakt ist: Eine Handvoll Interessenten gibt es bereits. Etwa 75 Prozent der Fläche des ersten Bauabschnitt (4 Hektar) müssen laut Bröhl vermarktet sein, damit wenigstens die Landerwerbskosten (rund 500 000 Euro) wieder in der Kasse sind.

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