Kochen für Deutschland

Mülheim/Meckel · Anna Berg und Lena Schmitz sind junge Köchinnen aus der Region. Und sie vertreten Deutschland, indem sie gegen Köche aus aller Welt antreten. Wie es dazu kam, haben sie dem TV erzählt.

 Lena (links) und Anna kochen für die deutsche Jugendnationalmannschaft. TV-Fotos (2): Klaus Kimmling

Lena (links) und Anna kochen für die deutsche Jugendnationalmannschaft. TV-Fotos (2): Klaus Kimmling

Foto: (m_wil )

Mülheim/Meckel In einem Team bereiten Köche vor Zuschauern ein Menü zu. Sie arbeiten perfektionistisch daran, Teller anzurichten und legen sich unter Anspannung für ihr Team ins Zeug, um ein perfektes Gericht zu kreieren. Das deutsche Nationalteam kocht und begeistert die Menge. Wenn Lena und Anna an die Expo-Messe in Luxemburg vor drei Jahren denken, strahlen ihre Augen. "Das hat unerreichbar gewirkt, wir waren ja noch am Anfang der Ausbildung", sagt Lena Schmitz. Und Anna Berg bestätigt: "Es war toll, ihnen bei der Arbeit zuzuschauen. Wir wollten dort gar nicht mehr weg." Seit September sind sie selbst Teil der Jugendnationalmannschaft und kochen für Deutschland. Das bedeutet: Sie treten gegen Nationalteams aus aller Welt an und repräsentieren den Kochberuf (siehe Extra). Dabei hatten beide vor ein paar Jahren noch gar nicht damit gerechnet, irgendwann in einer Küche zu arbeiten. Kennengelernt haben sich die Freundinnen in ihrer Ausbildung. Beide haben im Gasthaus Herrig in Meckel gelernt. Die 22-jährige Lena Schmitz kommt aus Waxweiler und hatte zuerst gar nicht vor, Köchin zu werden. Nach dem Abitur wollte sie studieren, entschied sich nach einem Praktikum in einem Hotel dann aber doch dafür, eine Ausbildung als Köchin zu machen. "Die Küche ist ein toller Ort. Es ist ein unheimlich kreativer Beruf, man kann ganz viel ausprobieren", sagt sie. Bei der Arbeit komme man mit vielen verschiedenen Produkten in Berührung und lerne die Natur gut kennen. Da ihre Eltern eine Metzgerei haben, sei sie schon früh mit frischen Lebensmitteln in Berührung gekommen. Nach der Ausbildung arbeitet sie nun weiterhin im Gasthaus Herrig in Meckel.Auch Anna Berg hatte den Beruf der Köchin zuerst gar nicht auf dem Schirm. Nach der elften Klasse entschloss sie sich, die Schule abzubrechen und etwas ganz anderes zu machen. Da sie aus Meckel kommt und das Gasthaus Herrig gut kennt, kam es schließlich dazu, dass sie dort eine Ausbildung anfing. "In der Ausbildung habe ich unheimlich viel gelernt und mitgenommen. Und so viel ausprobiert!" Manchmal, erzählen die Zwei, werden sie morgens wach und haben eine Idee, die sie unbedingt ausprobieren wollen. "Das ist das Schöne an dem Beruf, man kann so viel ausprobieren. Und manchmal klappt es und manchmal eben nicht." Nach der Ausbildung wechselte Anna Berg dann an die Mosel. Dort arbeitet sie im Weinromantikhotel Richtershof in Mülheim an der Mosel. In ihrer Ausbildung haben sie sich auch dazu entschieden, an Wettbewerben teilzunehmen. Bisher haben sie jeweils an sechs Wettbewerbern teilgenommen. Mal alleine, mal als Team. Nach den ersten Wettbewerben habe es Klick gemacht, erzählen sie. Die Wettkämpfe beschreiben sie als eine prägende Zeit, die sie nicht nur als Freundinnen näher gebracht hat, sondern auch ihrem Beruf. "Danach habe ich den Job wirklich gelebt, nicht nur ausgeübt", erinnert sich Lena. Außerdem seien sie ausgelassener und kreativer geworden, was die Arbeit angeht. Anna pflichtet ihr bei: "Das Kochen wurde zum Hobby und zur Leidenschaft zugleich." Sie lachen und strahlen, wenn sie über ihren Beruf sprechen. Man merkt, dass sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben. Anna und Lena haben sich zusammen beworben, um Teil der Jugendnationalmannschaft zu werden. Sie haben ihre Lebensläufe und Erfahrungen eingeschickt und mussten daraufhin verschiedene Aufgaben erfüllen. Das heißt, Gerichte kochen, fotografieren und einschicken und schließlich an einem Auswahlwochenende teilnehmen, wo sie unter Beobachtung gekocht haben. Als es schließlich geklappt hatte, bekamen sie eigene Jacken zum Kochen, die mit Schriftzügen der Jugendnationalmannschaft gekennzeichnet und einem Swarovski-Stein verziert sind. Jeden Monat heißt es nun einmal: Zwei Tage mit der Mannschaft trainieren und üben. "Das Niveau ist wahnsinnig hoch, aber die Unterstützung ist toll", erzählt Lena. Aber auch für Sponsoren sei man öfter tätig. Zwar seien Spaghetti Bolognese für Lena und generell perfekt gegarte Lebensmittel für Anna Spitzenreiter, was Essen angeht, aber beide sind sich einig: "Am besten ist das, was Mama und Oma kochen.""Ich glaube, in wenigen Berufen kann man sein Gegenüber so glücklich machen wie mit Essen", sagt Lena Schmitz und lacht. Und das sei auch das größte Kompliment: Wenn Gäste das Essen loben oder sogar ein Foto vom Teller machen. Auch das Ausprobieren von neuen Gerichten, das Feilen und Testen, bis etwas perfekt klappt, mache ihnen große Freude. "Man kann eigentlich fast sagen, dass ein Koch ein Künstler ist." Das sei auch der Fall, wenn der Teller angerichtet wird. Denn: "Jeder Koch hat auf dem Teller eine eigene Unterschrift. Mal geradlinig, mal verspielt. Eben so, wie man will", sagt Anna Berg. Beide träumen sie von der Selbstständigkeit. Ein eigenes Restaurant haben, in dem man seine eigene Philosophie entwickeln und umsetzen kann, sehen beide als tolle Verwirklichung. Aber zuerst stehen Weiterbildungen als Meister, Ausbilder und Hotelbetriebswirt an. Weiterbildung ist ihnen wichtig, denn Stillstand sei das Schlimmste, was einem Koch passieren kann. "Es gibt ständig neue Trends. Bei diesen Trends muss man mitgehen und sie auf eine eigene Art weiterentwickeln", sagt Anna. Im November nächstes Jahr werden sie an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Die findet in Luxemburg statt. Dort, wo alles begann. Extra: KOCHAZUBIS UND FREIE STELLEN EIN REZEPT ZUM NACHKOCHEN

Jugendnationalmannschaft der Köche Der Verband der Köche Deutschlands (VKD) ist Gründer und Förderer der deutschen Köche-Nationalmannschaft und Köche-Jugendnationalmannschaft (bis 25 Jahre). Bei großen Wettbewerben tritt die VKD-Auswahl gegen Nationalteams aus aller Welt an und repräsentiert den Kochberuf. Die Mannschaftsmitglieder stammen aus ganz Deutschland, sie sind zwischen 21 und 60 Jahre alt. In Vorbereitung auf Ereignisse wie den Culinary World Cup (2018) und die IKA/Olympiade der Köche (2020) finden regelmäßig Trainingseinheiten statt. Darüber hinaus treten die Teams bei offiziellen Terminen und Koch-Events im In- und Ausland öffentlich auf. Die deutschen Köche-Nationalmannschaften werden unterstützt von den Unternehmen RAK Porcelain Europe, Transgourmet Deutschland, Wüsthof, Nestlé Professional, AMT Gastroguss, Ecolab und Basic textur. Jeder kann sich für eine Position in der Köche-Nationalmannschaft bewerben. Ehrgeiz, Teamgeist und Wettbewerbserfahrung sind von Vorteil. Die Bewerbungen werden gesichtet und der Bewerber gegebenenfalls zu einem Probetraining eingeladen. Jedes Teammitglied kann sich bei dieser Aufgabe persönlich und fachlich weiterentwickeln. Das Arbeiten im Team und die Teilnahme an internationalen Wettbewerben sind ein besonderes Erlebnis. Erfahrungsgemäß vermittelt das Kochen für Deutschland ein besonderes Gänsehaut-Feeling und Stolz, dabei sein zu können. Die Teams treffen sich in regelmäßigen Abständen, im Durchschnitt einmal im Monat, und trainieren darüber hinaus auch in ihrer Freizeit zu Hause. Zum Training werden einzelne Komponenten mitgebracht. Es wird gemeinsam in der Küche trainiert, ausprobiert und weiterentwickelt. Regelmäßig finden öffentliche Auftritte statt, bei denen die Teams ihr Können für geladene Gäste zeigen.Extra: KOCHAZUBIS UND FREIE STELLEN

Im Bereich der IHK Trier gibt es zurzeit 183 Kochazubis, davon 71 im ersten Lehrjahr (davon 30 in Bernkastel-Wittlich, 30 in Bitburg-Prüm, 24 in der Vulkaneifel). Es gibt 97 Ausbildungsbetriebe im Bereich der IHK Trier. Zurzeit sind 40 Stellen unbesetzt. Allerdings gibt es keine Meldepflicht für unbesetzte Stellen. Daher kann man davon ausgehen, dass mindestens 60 Stellen unbesetzt sind. Die Ausbildung zum Koch dauert planmäßig drei Jahre und lässt sich je nach Schulbildung und in Rücksprache auch verkürzen.Extra: EIN REZEPT ZUM NACHKOCHEN

Kochen für Deutschland
Foto: klaus kimmling (m_wil )

Joghurtmousse: Vier Blatt Gelatine, eine Vanilleschote, 300 g griechischer Joghurt, 75 g Zucker, 150 ml Sahne, zwei Eiweiß, eine Limette. Beschreibung: Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Den Joghurt mit Zucker, Vanille sowie Saft und Abrieb der Limette vermischen. Sahne und Eiweiß steif schlagen. Gelatine leicht erhitzen und die Joghurtmasse auf die Gelatine geben und gut vermischen. Anschließend die Sahne unterheben, sobald diese komplett untergehoben ist, vorsichtig das geschlagene Eiweiß unterheben. Die Masse in die gewünschte Form füllen, abdecken und für mindestens vier Stunden kaltstellen. Eingelegte Pflaumen und marinierte Pflaumen: Fünf Pflaumen, 150 ml Pflaumen- oder Zwetschgensaft, 50 g Zucker, eine Limette Beschreibung: Pflaumen entkernen und in Schnitze schneiden. Die Hälfte der Pflaumen zuckern und mit Limettensaft marinieren. Für die andere Hälfte 40 g Zucker in einen Topf geben, erhitzen und ein helles Karamell machen. Dieses dann mit dem Pflaumensaft ablöschen und aufkochen lassen. Pflaumen in den heißen Fond geben, abdecken und ziehen lassen. Pflaumensoße und Pflaumenröster: zehn Pflaumen, Pflaumen- oder Zwetschgensaft zum Verdünnen, 50 g Zucker. Beschreibung: Pflaumen entkernen, auf einem Backblech verteilen, zuckern und bei 180 Grad 15 Minuten abschieben, bis sie weich sind. Die geschmolzenen Pflaumen in einen Mixer umfüllen und mit einem Schuss Saft mixen. Die Masse durch ein feines Sieb streichen. Übrig bleibt die Pflaumensoße und die ausgesiebten Pflaumenstückchen. Das Ganze entweder auf einem Teller anrichten oder in einem Gläschen schichten, dazu Amarettinis verdrücken und darüber streuen.

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