"Können keine Kaschemme kaufen"

BITBURG. Seit mehr als fünf Jahren steht das Aldi-Gebäude am Bedaplatz mittlerweile leer. Kein schöner Anblick, den die verlassene Immobilie bietet. Der Stadtrat Bitburg hatte in seiner jüngsten Sitzung die Aufgabe, über einen möglichen Kauf des Gebäudes zu entscheiden.

Das große A des Discount-Giganten ist lange abmontiert. Das "Zu verkaufen"-Schild an der Scheibe hängt auf dem Kopf, und das Plakat, das auf den Umzug des Aldi-Markts in eine größere Filiale hinweist, ist längst verblasst. Über die Zukunft der zunehmend verwahrlosenden Immobilie in der Bitburger Innenstadt wurde viel spekuliert und diskutiert. Nun musste der Bitburger Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung eine Entscheidung fällen: Rund 360 000 Euro für das leer stehende und nicht gerade ansehnliche alte Aldi-Gebäude zahlen und versuchen, die Geschicke an dieser Stelle selbst in die Hand zu nehmen? Oder Aldi den Verkauf überlassen und tatenlos zusehen, wer der neue Besitzer wird und wie sich das Gebäude und damit der Eckbereich des Bedaplatzes entwickelt? Eine Entscheidung war notwendig geworden, weil die Firma Aldi einen potenziellen Käufer an der Hand hat, der im ehemaligen Verkaufsmarkt einen Markt mit Lebensmitteln, Geschenkartikeln und Teppichen betreiben möchte. Doch da die Stadt Bitburg ein gesetzliches Vorkaufsrecht hat, war die Meinung der Stadtratsmitglieder gefragt. Eine kontrovers und leidenschaftlich geführte Debatte nahm ihren Anfang. Selbst innerhalb der Fraktionen waren bei diesem Thema nicht alle einer Meinung. Bauchschmerzen trafen auf Visionen. "Es ist nicht absehbar, hier eine vernünftige Vermarktung hinzubekommen", machte CDU-Fraktionssprecher Peter Wagner seinen Standpunkt deutlich. Das öffentliche Interesse sei nicht zu konstruieren: "Das ist toter Boden am Bedaplatz, und wir werden größte Schwierigkeiten bekommen, hier etwas wieder zu verkaufen. Die Immobilie haben wir dann in zehn Jahren noch an der Backe." Und neben dem Gebäude auch die Schulden. Wagner sieht im Kauf des ehemaligen Aldi-Gebäudes "wenig Sinn für die Stadt". "Wir können nicht jede Kaschemme in Bitburg kaufen", sagte Wagner. Ganz anders sieht das Stephan Garçon, SPD-Fraktionschef im Stadtrat: "Wir hatten vor Jahren versprochen, die Bitburger Innenstadt zu stärken, also müssen wir jetzt den Worten auch Taten folgen lassen." Der Kauf des früheren Aldi-Gebäudes sei eine einmalige Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte. "Die Stadt kann ein hässliches, marodes Haus in der Innenstadt kaufen, und das finanzielle Risiko ist überschaubar. Warum um Gottes Willen sollten wir jetzt hier nicht zugreifen?" Garçons Auffassung vom überschaubaren Risiko wurde jedoch von vielen im Rat nicht geteilt. "Hier muss die Privatwirtschaft ran. Ich weiß nicht, ob der Kauf dieser alten Immobilie der große Impuls für die Bitburger Innenstadt ist", sagte Peter Berger (Liste Streit). Die Kosten seien noch nicht absehbar. "Ehrlich gesagt, grummelt es da bei mir im Bauch", gab Berger zu. Und auch Marie-Luise Niewodniczanska (FDP) äußerte ihre Bedenken: Der Gebäude-Komplex sei baulich nur schwer zu nutzen. Möglicher Einstieg in Bitburger Einkaufswelt

"Ich habe nichts dagegen, dass jemand das Gebäude kaufen will. Ich habe nur etwas dagegen, dass hier eine Baracke steht", betonte Bürgermeister Joachim Streit in der Diskussion. Die Stadt dürfe sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen. "Wir haben nicht das Geld, um teuer einzukaufen. Bei Aldi handelt es sich nicht um ein Schnäppchen, aber auch nicht um Wucher." Streit schwebt der Abriss des Gebäudes und ein ansehnlicher Lückenschluss in diesem Bereich vor. "Das könnte dort der Einstieg in die Bitburger Einkaufswelt sein." Den Wunschtraum vom attraktiven Bitburg teilen alle Ratsmitglieder, doch an der Umsetzung zweifeln doch einige. "Die Vision ist zu unterstützen, doch wir werden keinen Investor finden", wiederholte Wagner seinen Standpunkt. "Wir können und dürfen das Geld nicht schon wieder auf einen Schotterplatz legen." Mit sieben Ja-, neun Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen stimmte der Stadtrat gegen den Kauf der ehemaligen Aldi-Immobilie.

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