Konversion mit dem Brecher

RITTERSDORF. Die lange Zeit als unverkäuflich geltende Konversionsfläche "Am Bildchen" auf der Gemarkung Rittersdorf wird umgenutzt. Sichtbares Zeichen dieser Konversion ist, dass die dort einst befindlichen, weithin sichtbaren fünf Masten bis auf einen umgelegt wurden.

Sie waren so etwas wie ein Wahrzeichen: Die fünf Türme am Rittersdorfer Bildchen. Sie waren Teil einer Anlage für die atomare Kriegsführung, aber nie in Betrieb. Nach dem Abzug der Amerikaner aus Bitburg Mitte der 90er Jahre fiel das Areal in einen Dornröschenschlaf. Nun tut sich wieder etwas auf dem Gelände. Das Wißmannsdorfer Unternehmen Palzkill Transporte Erdbau richtet sich auf der Konversionsfläche ein - und reißt die Türme auf dem Gelände ab. "Wir wollen auf dem Gelände einen Standort für unseren Betrieb errichten", sagt Firmenchef Marco Palzkill. Im Jahr 2000 war das Gelände vom Bundesvermögensamt Trier zum Verkauf ausgeschrieben worden, im Jahr 2002 erhielt Palzkill den Zuschlag. "Zwei Jahre lang haben wir in Absprache mit den Behörden einen Bebauungsplan ausgearbeitet", sagt Palzkill. Erst dann konnte der Verkauf unter Dach und Fach gebracht werden. Nun gehört das 11,5 Hektar große Gelände der Wißmannsdorfer Firma, die ihre Aktivitäten komplett auf das Areal an der L 9 verlagern will. "Das Betriebsgelände in Wißmannsdorf ist viel zu klein", sagt Palzkill, dessen Vater in den 60er Jahren mit einem Transportunternehmen den Grundstein für die heutige Firma legte.Know-How für Umwandlung im eigenen Hause

Inzwischen ist sie auch im Bereich Tiefbau und Abbruch-Arbeiten tätig. Und das Know-How als Abriss-Unternehmen macht sich bei der Umwandlung der militärischen Liegenschaft in eine Gewerbefläche bezahlt. "Es war der Wunsch der Ortsgemeinde Rittersdorf, dass die Türme abgerissen werden", sagt Marco Palzkill. Diesen Wunsch hat die Firma nahezu komplett umgesetzt. Mit schwerem Gerät brachte man bisher die vier bis zu 30 Meter hohen Türme zu Fall. Ein Gitterrohr-Bagger "fällte" die Türme. Das wurde anlog zum Fällen von Bäumen bewerkstelligt. Die Basis der aus Stahl-Beton-Rohren bestehenden Konstruktionen wurde an einer Stelle so weit geschwächt, dass der komplette Turm umfiel. So einfach kann es sein, mit dem Erbe der Militärs zurecht zu kommen, wenn man nur weiß wie. Der Abriss der einzelnen Türme war in jeweils zwei Tagen komplett über die Bühne. Und nun kommt der Clou, der einem Großteil der zwölf Volllzeit- und drei Teilzeit-Kräfte Arbeit für das ganze Jahr beschert, während bei ähnlichen Firmen im Winter Arbeitnehmer Stempeln gehen müssen. Die (noch) Wißmannsdorfer Firma sammelt in der Hauptsaison auf dem Gelände zu recycelndes Material. "In der Nebensaison wird das Material dann verarbeitet", sagt Palzkill. Sprich: Der anfallende Bauschutt, beispielsweise die Reste der Türme, werden im Brecher zerkleinert. Auch die Umwandlung der Konversionsfläche samt Kommando-Bunker und Raketen-Abschuss-Station-Station (siehe Hintergrund) in ein funktionales Betriebsgelände wird von eigenen Mitarbeitern in der weniger aufftragsstarken Zeit erledigt. Entstehen soll auf dem Gelände am Bildchen auch ein Verwaltungsgebäude sowie eine Werkstatt für die Maschinen und Fahrzeuge des Betriebs. Palzkill: "Der Standort ist für uns ideal, aber mit viel Arbeit verbunden." Denn mit dem eingezäunten Areal hat das Unternehmen auch eine Menge Natur erworben. So muss beispielsweise der vorhandene Nadelwald in einen Laubwald umgewandelt werden. Und auch eine unter Schutz stehende Orchideen- und Schmetterlingswiese gehört zum Gelände. Das heißt aber nicht, dass nicht noch Platz für weiteres Gewerbe am Bildchen ist. "Wir suchen noch einen Nutzer für den Befehlsbunker", sagt Marco Palzkill. Der könnte dann dort seinem Gewerbe nachgehen, von wo früher kriegerische Handlungen befehligt werden sollten. Ungeklärt ist übrigens bisher, ob auch der noch verbliebene Turm umgelegt wird. Rittersdorfs Ortsbürgermeister Johann Hoor: "Wir werden darüber noch im Ortsgemeinderat sprechen". Grundsätzlich sei man froh, dass durch die Firma Palzkill das Gelände sinnvoll genutzt werde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort