Kreisbauernverband Bitburg-Prüm: Landwirte fordern mehr Freiheit

Bitburg/Prüm · Bürokratie, ökologischer Landbau und die Stilllegung von Ackerflächen: Bei ihrer Jahreshauptversammlung in Bitburg haben Eifeler Bauern viele Aspekte ihrer Arbeit diskutiert. Der TV fasst die wichtigsten Themen des Gesprächs zusammen.

Parlamentarier und Verbandsvorsitzende - bei der Jahreshauptversammlung des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm saßen am Freitagvormittag vor allem Entscheider auf der Bühne der Bitburger Stadthalle. Der Verband hatte den parlamentarischen Staatssekretär des Bundeslandwirtschaftsministeriums Peter Bleser (CDU), die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken (Grüne) und Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, zur Debatte eingeladen.
Gemeinsame Agrarpolitik (Gap) war das große Thema, das die Diskutanten auf dem Podium miteinander besprochen haben. Und auch wenn sich die Politiker "persönlich sehr schätzen" (Bleser), zeigten sie doch deutlich, dass sie in der Sache unterschiedliche Positionen vertreten. Moderiert wurde die Debatte von Heribert Waschbüsch, Wirtschaftsredakteur beim TV.

Flächenstilllegung: Bei der Gemeinsamen Agrarpolitik steht auch das Thema "Greening" auf der Tagesordnung, das unter anderem auch die Stilllegung von landwirtschaftlich genutzten Flächen vorsieht. Sieben Prozent der Flächen sollen den Plänen nach nicht mehr genutzt werden. "Das ist in Zeiten einer wachsenden Weltbevölkerung nicht zu verstehen. Vor allem, weil wir hier in Deutschland beste Voraussetzungen für Ackerbau haben", sagte Peter Bleser.
"Aber alles vollzuknallen, das hat noch nie etwas gebracht!", entgegnete die Ministerin Ulrike Höfken.

Tierhaltung: "Ich sehe es nicht ein, warum ich mich für meine konventionelle Landwirtschaft rechtfertigen muss", sagte ein Landwirt aus dem Publikum, der sich zu Unrecht an den Pranger gestellt fühlt.
"Im Bereich der Tierhaltung hat sich in der Eifel in den vergangenen 30 Jahren eine Menge getan", sagte Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands. "Öffnen wir die Ställe, und zeigen wir den Leuten, wie gut es unseren Tieren heute geht."

Ökologischer und konventioneller Anbau: "Es ist an der Zeit, dass die Politik aufhört, einen Keil zu treiben zwischen ökologischen und konventionellen Landbau", sagte Helmut Born. In der Branche seien die Wogen zum Großteil schon geglättet. Es seien nur fünf Prozent der Landwirte, die ökologischen Landbau betreiben. "Jeder soll das anbauen, was er für richtig hält. Genau wie jeder kaufen soll, was er für richtig hält", ergänzte Peter Bleser. "Aber es ist doch schade, dass wir rund die Hälfte aller Öko-Produkte importieren müssen, weil der deutsche Markt den Bedarf nicht decken kann", entgegnete Ulrike Höfken.

Zukunft der Landwirtschaft: Während der Debatte zeichnete sich ab, dass die Landwirte sich von der Politik mehr Freiheit wünschen. "Wir brauchen keine Politik, die uns reinredet. Wir brauchen eine flankierende Politik!", sagte Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau. Damit bezog er sich auch auf die häufig kritisierte Bürokratie, die den Landwirten die Arbeit erschwere. Trotzdem: "Landwirt ist ein super Beruf", sagte Ulrike Höfken. Niemand widersprach. niemand.Extra

Das Kürzel GAP steht für Gemeinsame Agrarpolitik in der Europäischen Union. Ursprünglich wurde die GAP eingeführt, um die Produktivität der Landwirte europaweit zu steigern und die Versorgung der Verbraucher zu sichern. Doch die Situation änderte sich. In den 90er Jahren wurden Produktionsobergrenzen eingeführt, um Überschüsse zu verhindern (Milchquote). Aktuell soll die GAP dafür sorgen, dass Landwirte nicht nur für Lebensmittel bezahlt werden, sondern beispielsweise für den Erhalt der Natur. slgIm Eifelkreis Bitburg-Prüm gibt es rund 820 Haupt- und 870 Nebenerwerbsbauern. Die Anzahl ist in den vergangenen Jahrzehnten zwar stark zurückgegangen, allerdings hat sich die Fläche der jeweiligen Betriebe deutlich vergrößert. Rund 80 000 Hektar, also die Hälfte des Kreisgebiets, werden landwirtschaftlich genutzt. Den Löwenanteil der Landwirtschaft macht die Milchviehhaltung aus. 34 000 Hektar werden für Ackerbau genutzt.

In der Eifel leben rund 100 000 Rinder, 70 000 Schweine und 60 000 Legehennen.

In der Eifel werden jährlich mehr als 287 Millionen Kilogramm Milch produziert. Nach Angaben des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) stammen 60 Prozent der rheinland-pfälzischen Milch aus der Region Trier, vor allem aus der Eifel. slg

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