Kritik an verkürztem Zivildienst

Im Eifelkreis blicken die sozialen Einrichtungen einem verkürzten Zivildienst mit Schrecken entgegen. Wenn die neue Bundesregierung den Dienst wie geplant von neun auf sechs Monate reduziert, können einige von ihnen womöglich gar keine Zivis mehr einsetzen.

Bitburg/Prüm. Beim Caritasverband Westeifel arbeiten derzeit acht Zivildienstleistende. Geschäftsführer Winfried Wülferath gibt sich für die Zukunft allerdings pessimistisch: "Unter dem Strich prognostiziere ich eine weitere Reduktion unserer Zivildienststellen - bis zum kompletten Wegfall."

Nur 50 Prozent der Stellen können besetzt werden



Es sei bereits jetzt sehr problematisch, die Stellen durchgängig zu besetzen. "Die Verkürzung führt dann verstärkt dazu, dass sich die Bewerber nach dem Abitur melden und ihren Zivildienst bis zum Beginn des Wintersemesters abgeschlossen haben wollen", sagt der Caritas-Geschäftsführer.

Zudem sieht Wülferath etwa im Bereich der Ausbildung von Zivis große Herausforderungen. Die entsprechenden Schulungsanteile müssten so angepasst werden, dass der Zivildienst trotz verkürzter Dauer weiterhin als qualifizierter Lerndienst gelten könne, findet er. Auch beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes wären laut Kreisgeschäftsführer Wolfgang Rieder einige der insgesamt 30 Zivildienstplätze infolge eines verkürzten Dienstes in Gefahr. Schon jetzt können dort aufgrund rückläufiger Bewerberzahlen nur 50 Prozent der Stellen besetzt werden.

"Vor allem im Bereich des Rettungsdienstes wird die Verkürzung der Zivildienstdauer dazu führen, dass wir zukünftig auf den Zivi verzichten müssen", erklärt Rieder. Denn die dreimonatige Qualifizierung zum Rettungssanitäter stünde dann in keinem Verhältnis mehr zur Restdienstzeit. Der Kreisgeschäftsführer betont zwar, man wolle nicht aus dem Zivildienst aussteigen. "Wir werden jedoch für jeden Bereich entscheiden müssen, ob Kosten und Nutzen noch im Verhältnis stehen", sagt er.

Derweil sieht Alex Meier durch einen verkürzten Zivildienst enormen Mehraufwand im Bereich der Verwaltungsarbeit auf sich zukommen. Er arbeitet im Personalwesen der Westeifel-Werke, die allein im Eifelkreis Bitburg-Prüm 14 Zivis einsetzen. "In einem halben Jahr ist es schwierig, einen richtigen Bezug zu den behinderten Mitarbeitern aufzubauen", warnt Meier. Gerade langfristige Beziehungen seien für die Beschäftigen jedoch besonders wichtig.

"Der häufige Wechsel ist für unseren Personenkreis natürlich nie günstig", sagt auch Regina Mannitz, Leiterin der Sankt-Martin-Schule in Bitburg. Ein Zivildienstleistender arbeitet in der Förderschule und wird unter anderem für Fahrdienste oder auch im pflegerischen Bereich eingesetzt. "Er ist für uns so wichtig, dass wir nicht auf ihn verzichten können", erklärt Mannitz. Einen verkürzten Zivildienst werde sie daher in Kauf nehmen müssen.

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