Künstler bangt um Existenz

SCHLAUSENBACH. Nach dem verheerenden Unwetter vom vergangenen Dienstag stehen einige Schlausenbacher Bürger vor den Trümmern ihrer Existenz. Martinus Janssen und seine Frau Gudrun Reichling gehören zu den am härtesten Betroffenen.

 Schlausenbach zwischen Trümmern und Wiederaufbau: Den Künstler Martinus Janssen hat das Unwetter vom Dienstag besonders hart getroffen.Foto: Lothar Kolling

Schlausenbach zwischen Trümmern und Wiederaufbau: Den Künstler Martinus Janssen hat das Unwetter vom Dienstag besonders hart getroffen.Foto: Lothar Kolling

In einem kleinen Zimmer sitzt Martinus Janssen im Gespräch mit dem Mann von der Versicherung. Janssen und seine Frau Gudrun Reichling gehören zu den vom Tornado am härtesten betroffenen Bewohnern. Das grausame Unwetter bedeutet einen schweren Einschnitt für die Familie.Das kleine Zimmer im vorderen Teil des Hauses ist heil geblieben. Das gesamte hintere Stück des Gebäudes dagegen ist zerstört. Hilfskräfte des technischen Hilfswerks (THW) reißen mit schwerem Gerät das baufällige Gemäuer ein. Das Haus ist unbewohnbar.In eineinhalb Minuten war alles zerstört

Im Flur stehen Kisten mit der Habe der Familie bereits zum Abtransport bereit. Die beiden Kinder sind vorübergehend bei Freunden untergekommen. Mit Tränen in den Augen schildert Janssen die Situation, in der sich seine Familie nach dem Tornado befindet. Viel Arbeit und Geld haben er und seine Frau in das Haus gesteckt. Erst kürzlich hatten sie den alten Getreidespeicher zum Wohnzimmer ausgebaut. Nun steht der Abriss bevor.Unvorstellbar, in welch kurzer Zeit das Unwetter den Schaden angerichtet hat. "In eineinhalb Minuten war meine ganze Arbeit zerstört", sagt Janssen bestürzt. Den Hergang des Unwetters schildert er so: "Die Kinder waren schon im Bett oder noch am Spielen, als meine Frau sagte, unser Wohnwagen würde am Fenster vorbei fliegen." Das Haus habe gebebt und er habe mit seiner Familie Schutz im Keller gesucht. "Dann war auch schon alles vorbei. Zuerst habe ich nach der Familie gesehen, dann bin ich auf die Straße gelaufen, ob es im Dorf Verletzte gibt."Janssen arbeitet als freischaffender Künstler. Mit der Zerstörung des Hauses und der Werkstatt ist seine Existenz bedroht. Für die nächsten Monate stehen große und wichtige Ausstellungen für ihn an. Dabei hofft er auf seinen Durchbruch als Künstler. "Ich bin bei einigen Ausstellungen vertreten, bei denen ich als Künstler auffallen kann."Von nebenan sind unterdessen zusammen stürzende Gebäudereste zu hören. Janssen erzählt weiter: "Meine Skulptur für eine Ausstellung in Buchet ist beschädigt. Die muss ich so bald wie möglich reparieren." Mehrere seiner Werke sind beschädigt, andere völlig zerstört."Ich weiß nun nicht, wo ich Maschinen und Kunstwerke trocken unterstellen soll", sagt Janssen verzweifelt. Doch Künstler Janssen legt Wert darauf, dass nicht nur seine Familie von dem Unwetter hart getroffen wurde: "Bei einem Landwirt in der Nachbarschaft muss der Stall abgerissen werden. Nicht nur meine Existenz ist durch das Unwetter bedroht." In der Dorfgemeinschaft helfe man sich, wo man nur kann, sagt Janssen."Man hat uns Essen und Unterkunft angeboten. Hier wird zusammengehalten", bringt er es auf dem Punkt.Ein Umzug aus Schlausenbach ist nun wahrscheinlich. "Die beiden Pflegekinder sind auf eine geregeltes Umfeld angewiesen", erzählt er. Das Leben müsse für die Kinder so schnell wie möglich wieder in geregelten Bahnen verlaufen. Eine neue Wohnung sei allerdings schwer zu finden.Im zerstörten Teil des Gebäudes warten noch die Leute von der Versicherung. Janssen verabschiedet sich - und verschwindet in der Ruine.

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