Kunstbetrachtung mit Souffleur

Mit einem Profi an der Seite - dem Galeristen Norbert Blaeser von der Akademie für Bildende Kunst Vulkaneifel in Steffeln - zeigen das Forum und die Geschäftsstelle der Volksbank RheinAhrEifel über 60 Werke der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst. Besonderes Augenmerk ist dem Schaffen von Künstlern der "Verschollenen Generation" gewidmet.

 Bei der Eröffnung der Ausstellung mit moderner Kunst der Galerie Blaeser betrachten Klaus und Ilona Lehnen das Bild „Naturana verde“ von Gottfried Andreas Hermann (1907-2004). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Bei der Eröffnung der Ausstellung mit moderner Kunst der Galerie Blaeser betrachten Klaus und Ilona Lehnen das Bild „Naturana verde“ von Gottfried Andreas Hermann (1907-2004). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. Bankdirektor Elmar Schmitz sprach zu Beginn vor den rund 150 Vernissagebesuchern von "einer hochkarätigen Ansammlung und einer eindrucksvollen Mischung aus sehr wertvollen Exponaten". Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen bezeichnete die Kunstschau an zwei Orten als "einen wichtigen Beitrag für Bürger und Gäste". Das Saxofon-Quartett mit Uli Nonn, Linda Haas, Stefan Kaiser und Matthias May umrahmte die Eröffnung ausgezeichnet. Und der Initiator und Galerist Norbert Blaeser hielt eine bemerkenswerte Einführung.Pointiert, wie er sich vorstellte: "Ich bin dieser Norbert Blaeser, der seit 35 Jahren mit Kunst durch die Welt zieht, der seit 20 Jahren mit der Eifel vertraut ist und seither seine Galerietätigkeit immer mehr von Düsseldorf und Regensburg nach Steffeln verlagerte."Möge den Verunglimpften späte Ehre zuteil werden

Klug, wie er seinen Part als Redner deutete: "Sehen Sie in mir den Souffleur, der Ihnen beim Lesen der Bilder hilft und Ihnen sagt, woran Sie Qualität erkennen können." Bewegend, wie er seine Rede schloss: "Möge den ehemals verunglimpften Malern und ihren als entartet bezeichneten Bildern posthum die gebührende Anerkennung und Wertschätzung zuteil werden."Ein Aspekt der Ausstellung ist zeitgenössische Malerei. Etwa die von Werner Steinbrecher, Jahrgang 1946 und seit 1988 Dozent für Malerei an der von der Familie Blaeser betriebenen Akademie in Steffeln. Norbert Blaeser erläuterte am Beispiel einiger Bilder, wie der Künstler das klassische Thema Armut in die heutige Zeit übersetzte: Der Bauer - "kahlköpfig wie ein Strahlenopfer" - ist vor den Heuwagen gespannt und erschöpft auf die Rübenmiete oder verunglückt in den Steinbruch gelegt worden. Nach Motiven aus der Renaissance gestaltete Steinbrecher Bergpredigt, Grablegung und Auferstehung mit einem Christus, der im Erdreich versinkt oder auf einer Müllhalde liegt.Eine wesentliche Säule der Ausstellung sind die Werke der "Verschollenen Generation", deren Spuren Norbert Blaeser seit den 1960er-Jahren verfolgt. Immer mehr Lücken wurden geschlossen

Will heißen: Künstler waren in den 1920er- und 1930er-Jahren angesehen und renommiert, hatten Professuren inne, fanden Würdigung in Museen - und erhielten im Dritten Reich Malverbot. Ihre Kunst galt als entartet, ihre Werke wurden beschlagnahmt, vernichtet oder ins Ausland verkauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg fassten sie nicht mehr Fuß und gerieten in Vergessenheit, weil sich die Welt, die Kunst und ihr Markt geändert hatten. Norbert Blaesers Galerie betreut einige Nachlässe dieser Künstler."Es gelingt uns immer mehr, die Lücke zu schließen und den Stellenwert der Künstler zurückzuerobern", erläuterte Blaeser und empfahl zur Besichtigung in der Volksbank: Bruno Krauskopfs "Abendsonne am Meer", "Frauen im Park" und "Spielende Kinder"; ebenso Maria von Heider-Schweinitz mit "Zwiegespräch", "Dunkles Leuchten" und "Blondes Mädchen".Die Ausstellung "Klassische Moderne und Gegenwartskunst" dauert bis zum 13. Juli. Öffnungszeiten des Forums : montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr; Öffnungszeiten der Volksbank: montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr.Kontakt: Galerie Norbert Blaeser im Hause Akademie für Bildende Kunst Vulkaneifel, Kirchweg 2, 54597 Steffeln, Telefon 06593/809743, E-Mail: info@galerie-blaeser.com, Internet: galerie-blaeser.com.

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