"Lärm tut weh, Staub macht krank"

IRREL. Mit zahlreichen Schildern am Straßenrand setzen Bürger ihren Kampf gegen den geplanten Steinbruch "Auf Rockelshostert" fort. Eine Informationsveranstaltung für Mitglieder des Ortsgemeinderats ist geplatzt.

Wer dieser Tage durch Irrel geht oder fährt, dem fallen weiße Schilder unterschiedlicher Größe und Beschriftung auf. "Bürger gegen Steinbruch" prangt es auf einem Plakat direkt an der Talstraße. Neben einem Bagger sind Symbole für Mann, Frau, Kind, Fisch und Blume gezeichnet und jeweils durchgekreuzt. Soll heißen: Wenn der Abbau kommt, geht es allen schlecht. "Inzwischen wollen immer mehr Bürger auf ihrem Grundstück ein Schild aufstellen, um auszudrücken, was sie denken", berichtet Matthias Schneider von der Bürgerinitiative. "Manche würden sogar Geld dafür zahlen." Rund 20 Schilder stehen bisher, weitere 20 sind nachgefragt. Die meisten haben eine Fläche von 100 mal 50 Zentimetern, andere sind 60 mal 40 Zentimeter groß. Neben Slogans ("Steinbruch in Irrel? Ohne uns!") gibt es auch Staffelungen, die sich über mehrere Schilder ziehen: "Lärm tut weh, Staub macht krank. Kein weiterer LKW! Nein, Steinbruch, besten Dank!" In Kürze wollen die Mitglieder der Initiative an der Ortsumgehung (B 257) ein extra großes Banner anbringen. Außerdem ins Auge gefasst: eine Demonstration durch Irrel. "Ich habe grundsätzlich nichts gegen Steinbrüche", stellt Ingo Schönhoff klar. "Aber bitte nicht so nah an einem Luftkurort und Wohngebieten, und nicht in einem schützenswerten Naturraum." Romain Ademes wohnt seit 1992 in Irrel, hat viel Arbeit und Geld in sein Haus an der Niederweiser Straße gesteckt. "Wenn jetzt zu den Massen von LKW noch der Steinbruchbetrieb dazu kommt, werden wir wohl wegziehen", sagt Ademes, der sich schon Häuser in anderen Gemeinden angeschaut hat.Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere

Enttäuscht und verärgert reagierten Mitglieder des Fördervereins "Fauna-Flora-Habitat Rockelshostert" darauf, dass ihre Informationsveranstaltung für Ratsmitglieder platzte. Die Gemeinde hatte für den gleichen Abend um 18 Uhr eine Ratssitzung terminiert, wobei Ortsbürgermeister Ernst Ziwes keine Überschneidung mit der Info-Veranstaltung ab 20 Uhr erwartete. "Wenn es normal läuft, sind wir gegen 19 oder 19.30 Uhr fertig", kündigte Ziwes auf Anfrage des TV an. Tatsächlich tagte der Rat jedoch rekordverdächtig lange: bis 22.21 Uhr. "Es hatte sich viel angesammelt, über das wir diskutieren mussten", erklärte Ziwes später. Zum Steinbruch gab Bürgermeister Hans-Michael Bröhl einen kurzen Sachstandsbericht. Noch ist die Gemeinde nicht zu einer erneuten Stellungnahme aufgefordert worden. Bestärkt sieht sich der Förderverein durch ein Gutachten von Diplom-Geograph Dierk Fabian aus Föhren zum Natura-2000-Schutzgebiet "Unteres Nimstal und Lambach bei Irrel" (siehe Hintergrund) . "Durch verschiedene Einträge war schon lange bekannt, dass das Gebiet schützenswert ist", erklärt Autor Fabian. "Das hätte beim Antragsverfahren des Steinbruchs stärker berücksichtigt werden müssen." Fabian schlägt eine Erweiterung der bisher vom Land gemeldeten Flora-Fauna-Habitat-Fläche "Ferschweiler Plateau" um rund 90 Hektar vor. Sein Fazit: "Schutzzweck des neuen Natura-2000-Gebiets ist der Erhalt eines Landschaftsraums mit naturnahen Wäldern und Offenland-Biotopen, die einer Vielzahl seltener Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum bieten." Das Gutachten wird Rat und Behörden zur Verfügung gestellt. Wenn die Unterlagen vollständig sind und alle Stellungnahmen vorliegen, muss die Kreisverwaltung über den Antrag der Baufirma entscheiden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort