Landesbehörde verbietet Windräder am Ferschweiler Plateau: Wasserschutzgebiet ist Tabuzone

Ferschweiler · Die Landesbehörde SGD Nord hat dem Verbandsgemeinderat Südeifel bei der Windkraftplanung nördlich von Ferschweiler einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch die Windkraftkritiker in der Südeifel sind immer noch nicht ganz zufrieden.

Baudenkmäler und Tourismus: Die Ferschweiler Windkraftgegner haben viele Gründe aufgezählt, weswegen sie keine Stahlriesen auf dem Ferschweiler-Plateau sehen wollen (der TV berichtete). Doch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord will das Gebiet nördlich von Ferschweiler aus den Windkraftplänen des Verbandsgemeinderates Südeifel nun aus einem ganz anderen Grund gestrichen sehen: Es liegt in einem Wasserschutzgebiet. Denn Öl und andere Betriebsmittel, die aus den Anlagen am Hang entweichen könnte, würden unmittelbar in der Sauer und dem Wasserkreislauf landen.

Der Verbandsgemeinderat, der in Weidingen tagte, folgte den Bedenken der Landesbehörde, die dazu ein hydrogeologisches Gutachten vorgelegt hat: Die Ratsmitglieder beschlossen, das Gebiet nördlich von Ferschweiler bei der Ausweisung weiterer Windkraftstandorte in der Südeifel nicht weiter zu berücksichtigen. Allerdings scheiterte die SPD-Fraktion mit ihrem Vorschlag, aus Gründen des Tourismus auch den südlicheren Bereich zwischen Ferschweiler und Ernzen auszuschließen. "Ich bin deshalb mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden", sagt Heiko Gasper aus Ferschweiler, der sich mit anderen Einwohnern des Plateaus schon seit langer Zeit gegen die Windkraftpläne der VG stemmt. Gasper: "Mir wurde auf der Ratssitzung mit Blick auf die Windkraft auch zu wenig über die Beeinträchtigung des Tourismus, die Wertminderung der Immobilien und den Lärm diskutiert. Also über das, was die Leute wirklich interessiert."

Moritz Petry, Bürgermeister der VG Südeifel, sieht das anders: "Wir haben es uns nicht leicht gemacht, sondern im Vorfeld mit den Ortsgemeinden und vielen Kritikern diskutiert. Der Planungsentwurf zeigt, dass wir nicht unvorsichtig drauflos marschieren."
Doch in seiner öffentlichen Sitzung vor Publikum bezog der Rat nur zu ausgewählten Einwänden Stellung. Die Beschwerden privater Absender kamen wegen ihrer Vielzahl auf der Ratssitzung gar nicht zur Sprache. Sie sollen bei der weiteren Planung dennoch einbezogen werden. "Eine Menge Bürger haben viel Zeit investiert, ihre Gedanken aufs Papier zu bringen. Das wird jetzt einfach so weggewischt", sagt Windkraftkritiker Enno Harms von der Initiative Gegenwind.

Pufferzone für Gewerbegebiete verringert

Doch nicht nur Privatleute, auch Behörden haben zu den Windkraftplänen der VG Stellung bezogen. Die Ratsmitglieder schlugen jedoch die meisten Bedenken, die von öffentlicher Seite gegen ihre Windkraftpläne eingereicht worden sind, in den Wind. Das geschah auf Empfehlung des Rechtsanwaltes Paul Henseler, der die VG bei der Teilfortschreibung des Flächennutzungsplans im Bereich Windenergie berät. "Ich empfehle keine Berücksichtigung", sagte Henseler zum Großteil der eingereichten Einwänden. Das Forstamt Neuerburg hatte zum Beispiel gefordert, zahlreiche potentielle Windkraftflächen in Wäldern zu reduzieren: "Biotope, alte Laubwälder und Steilhänge müssen geschützt werden", schreibt das Forstamt. Wald und Windkraft seien jedoch kein genereller Widerspruch, weshalb die Unvereinbarkeit im Einzelfall geprüft werden könne, entgegnet Henseler. Die Ratsmitglieder folgten seiner Empfehlung. Auch über Bedenken zum Artenschutz, welche die Kreisverwaltung geäußert hatte, setzten sich die Ratsmitglieder hinweg.
Die Verwaltung habe nicht genauer angegeben, wo die Horste der Schwarzstörche oder Rotmilane zwischen Ferschweiler und Ernzen zu finden seien, sagte Henseler. Deshalb könne auch diese Stellungnahme nicht berücksichtigt werden. Ob ein Vogelhorst bei der Planung eines Windrades im Weg stehe, könne bestenfalls im Einzelfall geprüft werden.

Zudem einigten sich die Ratsmitglieder darauf, den Puffer zwischen Windanlagen und Gewerbegebieten von bislang 750 auf 400 Meter zu verringern, was neue potentielle Standorte nahe Neuerburg möglich macht.
Die Verbandsgemeinde will den Entwurf zum neuen Flächennutzungsplan im Teilbereich Windenergie nun aufgrund der Stellungnahmen überarbeiten und in Kürze erneut offengelegen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.

Meinung
Christian Moeris
Offene Fragen bleiben


Was die Windkraftgegner mit ihren Argumenten nicht erreicht haben, das gelingt nun überraschend der Behörde aus Gründen des Gewässerschutzes: Windräder auf dem nördlichen Ferschweiler Plateau mit seinen Baudenkmälern und keltischen sowie römischen Gräbern zu verhindern. Vom Ergebnis ist sich das gleich. Doch einige wichtige Fragen blieben deshalb auf der VG-Ratsitzung unbeantwortet: Wie der Wert der Kultur- und Baudenkmäler im Verhältnis zum Nutzen der Windenergie abzuwägen ist? Auch die Diskussion zur Vereinbarkeit von Windenergie und Tourismus, der im Naturpark eine große Rolle spielt, kam im Rat etwas zu kurz, was viele Zuhörer zu Recht verwundert hat. c.moeris@volksfreund.de

Extra Planung
Die ehmalige Verbandsgemeinde Neuerburg verfolgte 2013 noch den Plan, Windenergie auf 3744 Hektar, 11,3 Prozent der Gesamtfläche, möglich zu machen. Nach der aktuellen Planung der neuen VG Südeifel werden davon jedoch nur noch 1441 Hektar, 5,8 Prozent, übrigbleiben.
In der ehemaligen VG Irrel wollte man ehemals auf mehr als 1000 Hektar, 8,8 Prozent der Fläche, Windkraft erlauben. Letztlich werden es dort wahrscheinlich etwa 587 Hektar. Die angewandten Tabukriterien wie die Sichtfeldanalyse für das Landschaftsbild und die Herausnahme der naturpark-kernzonen aus der Planung haben die ursprünglich geplante Fläche von ehemals 5000 Hektar reduziert. Für die gesamte Südeifel bleiben rund 2000 Hektar, 5,6 Prozent der Gesamtfläche, für die Windkraftnutzung übrig.
Kritikern wie Enno Harms von der Initiative Gegenwind ist das immer noch zu viel: "Wenn man zu Beginn natürlich viel Fläche ausweist, kann man locker etliche Prozente verringern. Das ist alles relativ zu sehen." cmo

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