Landrat haute es vom Hocker

BITBURG. (lars) Der Kreistag hat festgestellt, dass Landrat Roger Graef nichts von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Naturparks Südeifel wusste, als er im Juli vergangenen Jahres für die Aufstockung der Bürgschaft des Kreises für den Verein plädierte. In einem Gespräch mit dem TV erläutert er die Vorgänge um den finanziellen Kollaps des Vereins.

Als im Herbst bekannt wurde, dass der Verein Naturpark Südeifel vor dem finanziellen Aus steht und der Kreis aufgrund einer Bürgschaft mit 400 000 Euro belastet werden könnte, war der Bitburg-Prümer Landrat, Roger Graef, doppelt betroffen: als Spitze des Kreises und als Vorsitzender des Vereins. Vor diesem Hintergrund wurden Vermutungen laut, er könnte schon von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten gewusst haben, als der Kreistag im Juli die Aufstockung der Bürgschaft genehmigte. Oft war von einem Aktenvermerk die Rede, in dem die Probleme der Einrichtung angeblich bereits im Mai dokumentiert waren. "Wir haben lange gerätselt, was damit gemeint sein könnte", sagt Graef heute. Inzwischen ist Interims-Geschäftsführer Carl Diederich, der sich um die Sanierung des als Träger von Arbeitsmarktprojekten gescheiterten Vereins bemüht, fündig geworden: Den ominösen Aktenvermerk hat offenbar der seit dem Jahr 2000 für den Naturpark tätige Wirtschaftsprüfer angefertigt. Es geht darin um eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme, die er empfiehlt zu genehmigen, sofern der Naturpark durch eine Bürgschaftsurkunde belegt, dass er den geforderten Eigenanteil zur Finanzierung betragen kann. Von einer Aufstockung der Bürgschaft oder finanziellen Problemen war zu diesem Zeitpunkt, wie Graef betont, nicht die Rede. Im ersten Halbjahr habe der Verein sogar besser gewirtschaftet als geplant. Ende Juni habe man eine Überprüfung der Finanzen veranlasst, um sicherzustellen, dass genug Geld für die übliche Vorfinanzierung der im zweiten Halbjahr geplanten Großprojekte an Enz und Our verfügbar sei. Da sich keine Probleme abzuzeichnen schienen, habe man zur Sicherheit die Aufstockung der Kreis-Bürgschaft beantragt. Selbst als Ende Juli bekannt wurde, dass ein Teil der europäischen Mittel für die grenzüberschreitenden Projekte national aufgebracht werden müssten, habe es positive Signale aus Mainz und Luxemburg gegeben, dass an den Vorhaben festgehalten werde. Zugleich sei vom Arbeitsamt versichert worden, dass die mit der Umsetzung des Hartz-Konzepts verbundenen Ausfälle für den Träger durch andere Maßnahmen kompensiert würden. Daher habe er im September die neue Bürgschaftsurkunde unterzeichnet. Und es habe ihn "vom Hocker gehauen", als der damalige Naturparkgeschäftsführer ihm am 16. Oktober von Problemen berichtete. Hintergrund: Die geplanten Projekte waren von Landesseite immer noch nicht genehmigt, die nötigen Mitarbeiter standen aber bereits auf dem Lohnzettel des Vereins. Verschärft wurde die Situation in der Folgezeit durch juristische Probleme bei der Übernahme öffentlicher Aufträge durch den Naturpark und die Tatsache, dass es vom Arbeitsamt keine Maßnahmen mehr geben würde, die der Verein übernehmen könnte. "Dann habe ich sofort die Reißleine gezogen", sagt Graef. Inzwischen ist der Verein weitgehend neu strukturiert. Den Kreis wird das Ganze maximal 200 000 Euro kosten.

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