Landrat mahnt Gerechtigkeit an

Die Berufsbildende Schule (BBS) in Prüm wird zumindest vorerst nicht zum beruflichen Gymnasium entwickelt. Für die Sparte Gesundheit und Soziales hat die BBS Mayen den Zuschlag erhalten.

 An der Berufsbildenden Schule in Prüm wird es — anders als auf diesem Symbolbild — vorerst kein berufliches Gymnasium geben. Darüber ist vor allem Landrat Roger Graef verärgert. Foto: dpa

An der Berufsbildenden Schule in Prüm wird es — anders als auf diesem Symbolbild — vorerst kein berufliches Gymnasium geben. Darüber ist vor allem Landrat Roger Graef verärgert. Foto: dpa

Bitburg/Prüm. Landrat Roger Graef (CDU) ist verärgert: "Mit Befremden und Verärgerung habe ich über das Internet erfahren, dass der Antrag auf Errichtung eines beruflichen Gymnasiums in Prüm für das Schuljahr 2009/2010 erneut nicht berücksichtigt wurde." Dies sei bereits der zweite in dieser Form ins Leere laufende Antrag für die Chancenverbesserung zu höherer Qualifikation im Eifelkreis Bitburg-Prüm und konkret am Schulstandort Prüm. Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) hatte am Wochenende per Presseerklärung mitgeteilt, dass zum Schuljahr 2009/2010 an den BBS-Standorten Trier, Mayen, Westerburg, Bad Kreuznach und Betzdorf-Kirchen neue berufliche Gymnasien entstehen.

Graef: Wo bleibt der ländliche Raum?



Für die Schullandschaft im ländlich geprägten Raum des Eifelkreises Bitburg-Prüm wäre ein solches Gymnasium eine einmalige Chance gewesen, das Bildungsangebot nachhaltig zu erweitern und zu verbessern, insbesondere für Absolventen der Realschulen und der regionalen Schulen. Daher sei es umso unverständlicher, "dass man seitens des Ministeriums scheinbar die Oberzentren bevorzugt und positiven Bildungsangeboten, die vielen Menschen in der Flächenregion sehr gute Perspektiven eröffnen würden, keine Chance zur Realisierung gibt". Graef: "Wo bleibt angesichts der breiten Diskussion über Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit der ländliche Raum?"

Zwar proklamiere die Landesregierung nach außen gerne, die ländlichen Regionen in der Chancengleichheit nicht zu vernachlässigen. "Insofern kann ich die hier erneut an den Tag gelegte Genehmigungspraxis weder nachvollziehen noch gut heißen." Auch die Art und Weise, wie die Landesregierung mit den bisherigen Anträgen umgegangen ist, sei für ihn weder nachvollziehbar noch einleuchtend, schimpft der Landrat. Zu einer soliden Informationspolitik des Landes gehöre auch, dass man die Antragssteller und Schulträger über die Gründe der Nichtberücksichtigung oder Ablehnung in Kenntnis setze. Graef: "Eine Informationspolitik nach dem Zufallsprinzip ist nicht geeignet, Vertrauen in eine sachorientierte und nachvollziehbare Genehmigungspraxis zu schaffen." Roger Graef hat die Landesregierung aufgefordert, die Gründe für die Nichtberücksichtigung offen zu legen, auch mit Blick darauf, die Entscheidungsgründe bei zukünftigen Anträgen berücksichtigen zu können.

Protestiert hat auch Prüms Verbandsgemeinde-Bürgermeister Aloysius Söhngen (CDU). Er bittet die Ministerin "eindringlich, Ihre Entscheidung für das Schuljahr 2009/2010 im Interesse der Menschen der Eifelregion nochmal zu überdenken".

Wolf-Jürgen Karle, Pressesprecher im Bildungsministerium, sagte auf TV-Anfrage, bei der Bestimmung von beruflichen Gymnasien handele es sich um ein "offenes Verfahren". Daher gebe es keine formelle Benachrichtigung, wenn ein Standort nicht zum Zuge komme. Der Eifelkreis teile dieses Schicksal mit etlichen anderen Schulen, sagte Karle. "Es ist kein böser Wille", sagte der Pressesprecher und betonte, dass die BBS Prüm nach wie vor auf der Liste stehe. wil/bre

Meinung

Kein Wunschkonzert

Viele Berufsbildende Schulen im Land bewerben sich um einen gymnasialen Zweig. Dies tun sie unter anderem, um attraktiv zu bleiben, jungen Menschen wohnortnahe Ausbildung zu verschaffen und gleichzeitig schlicht deshalb, um ihre Existenz zu sichern. Kein Wunder, dass man im Ministerium auswählen und sortieren muss. Für den Fall, dass dies nicht nach dem Zufallsprinzip geschieht, hat man als Beschwerdeführer nicht viel in der Hand, schließlich ist die Vergabe von gymnasialen BBS-Sparten alles andere als ein Wunschkonzert. Der Ärger der Bitburger Kreisverwaltung ist gleichwohl verständlich. Immerhin hat sie innerhalb kurzer Zeit ihren zweiten Korb bekommen. Zudem hätte eine formelle Absage durchaus dafür gesorgt, den Zorn (wenigstens halbwegs) in Grenzen zu halten. Im Internet via Pressemitteilung davon zu erfahren, ist jedenfalls nicht die feine Art. m.reuter@volksfreund.de

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