Lange Leitungen, lange Gesichter

IRREL. Der Verbandsgemeinde Irrel steht das Wasser bis zum Hals – nicht zuletzt deshalb, weil die Menschen, die dort leben, 2005 weniger davon verbraucht haben als noch vor zwei Jahren. Um das wieder auszugleichen, soll das, was an Wasser weniger verbraucht wird, in Zukunft teurer bezahlt werden.

Das Fazit des Wirtschaftsprüfers ist etwas leidenschaftslos formuliert, aber in der Botschaft eindeutig: "Man sollte sich bemühen, in der Zukunft keine Verluste mehr zu produzieren." Und: "Das Eigenkapital müssen Sie bei Ihren Entscheidungen im Blick behalten", heißt es ein paar Sätze später, nachdem der Zahlenmensch angesichts des Verhältnisses von Eigenkapital zu Anlagevermögen zunächst von einer gelben und dann von einer roten Warnleuchte gesprochen hat. "Die Ertragslage ist grundsätzlich verbesserungswürdig", fügt er hinzu, blickt dabei in die Mitgliederrunde des Irreler Verbandsgemeinderats und sieht dabei keinen, der daran zweifelt. "Wir haben relativ lange Wasserleitungen, die von relativ wenigen Leuten finanziert werden", fasst Bürgermeister Hans-Michael Bröhl das abstrakte Zahlengebilde und das Dilemma der meisten Eifeler Verbandsgemeinden in Worte. Für die VG Irrel bedeutet das konkret, dass sie im Bereich der Abwasserbeseitigung im Jahr 2005 einen Verlust von 109 595 Euro und bei der Wasserversorgung ein Jahresdefizit von 199 706 Euro erwirtschaftet hat, von denen der so genannte ausgabewirksame Verlust von rund 46 000 Euro im laufenden Jahr durch einen dementsprechend hohen Einnahmeüberschuss wieder ausgeglichen werden muss. Was das betrifft, so ist der Chef der VG-Verwaltung zuversichtlich, dass dies gelingen kann. Vorausgesetzt die Bewohner des Einzugsgebiets trinken wieder mehr Wasser, sprengen öfter den Rasen oder gehen häufiger duschen. Denn insgesamt ist der Verkauf von Wasser im Vergleich zu 2003 von 475 000 auf 461 000 Kubikmeter gesunken, während sich die Zahl der angeschlossenen Haushalte im gleichen Zeitraum um über 100 auf 3499 erhöht hat. Zwar hängt der Wasserverbrauch letztendlich auch davon ab, wie heiß und trocken der Sommer ist, doch da der Rat darauf wenig Einfluss hat, beschränkt er sich auf seine Möglichkeiten und dreht deshalb erneut an der Preisschraube. So kostet der Kubikmeter Wasser ab 2007 1,70 Euro (plus Mehrwertsteuer) statt derzeit 1,60 Euro, außerdem wird der wiederkehrende Beitrag von 60 auf 72 Euro pro Anschluss angehoben. Bei der Abwasserbeseitigung wird der Pauschalbeitrag für Grundstücksanschlüsse von derzeit 2500 auf 3200 erhöht (siehe Extra). Das Wasser wird teurer, doch für den Haushalt der VG landet jeder noch so teuer bezahlte Tropfen Wasser auf dem heißen Stein. So beschließen die Vertreter an diesem Abend auch den Haushaltsplan der VG für 2007, und da stehen im Verwaltungshaushalt den geplanten Einnahmen von 3 862 460 Euro Ausgaben in Höhe von 7 143 370 gegenüber - ein Fehlbedarf von rund 3,28 Millionen Euro, der sich zusammensetzt aus knapp 700 000 Euro, die im kommenden Jahr fehlen, und annähernd 2,6 Millionen Überhang aus 2005. Von dem, was am Ende dieses Jahres noch dazu kommt, ganz abgesehen. "Wir schieben den Fehlbedarf immer vor uns her, und leider wächst er auch ständig weiter", sagt Bröhl und versichert, dass seine Behörde alle Möglichkeiten zur Kosteneinsparung genau prüfe und gegebenenfalls auch nutze, sei es durch Privatisierung oder Kürzungen im Betrieb der freiwilligen Einrichtungen oder der nicht zuletzt auch daraus resultierenden Senkung der Personalkosten. Alles ist möglich - nur keine Anhebung der VG-Umlage für die Ortsgemeinden. "Die sind bereits jetzt an den Grenzen ihrer Kapazitäten", sagt Bröhl - oder wie es der Wirtschaftsprüfer zwei Stunden zuvor gesagt hat: "Die Ertragslage ist grundsätzlich verbesserungswürdig."

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