"Lasst den Laden im Dorf"

IRREL/BITBURG/PRÜM. Die Zahl der Läden in Eifeler Dörfern geht zurück: Qualität, Frische und Kundennähe machen jedoch ein rentables Bewirtschaften von Dorfläden in Orten ab etwa 500 Einwohnern möglich. Hohes Engagement des Betreibers und Akzeptanz bei der Bevölkerung sind dafür jedoch unabdingbar.

 Die Kühltheke mit frischer Wurst und Käse ist das Herzstück des Dorfladens in Lünebach. Unser Bild zeigt Karl Heinz Krost, der Betreiber des Ladens und Ortsbürgermeister ist, und Verkäuferin Thea Propson.Foto: Arnold Kleis

Die Kühltheke mit frischer Wurst und Käse ist das Herzstück des Dorfladens in Lünebach. Unser Bild zeigt Karl Heinz Krost, der Betreiber des Ladens und Ortsbürgermeister ist, und Verkäuferin Thea Propson.Foto: Arnold Kleis

In der Mehrzahl der rheinland-pfälzischen Gemeinden ist die wohnortnahe Versorgungsinfrastruktur gefährdet oder bereits völlig zusammengebrochen. Viele kleinere Läden haben dem Druck von Discountern in größeren Orten nicht standgehalten.Besonders ältere und nicht mobile Menschen sind die Leidtragenden dieser Entwicklung. Mit diesem landesweiten Problem befasste sich Carrefour Rural Rheinland-Pfalz bei einer Veranstaltung in der Gemeindehalle "Neue Mitte" in Irrel. Carrefour-Geschäftsführer Olaf Gruppe ging in seiner Eingangsrede auf die missliche Versorgungssituation in den meisten kleineren Gemeinden eifel- und landesweit ein.Begegnungsstätten gehen verloren

Mit dem Ende von Dorfläden und Gaststätten sind in vielen Orten die letzten Begegnungsstätten verloren gegangen. Discounter und fahrende Händler können diese Lücke nicht schließen. Aber es geht auch anders: Dass mit Idealismus und geringer Gewinnerwartung ein Dorfladen bestehen und wirtschaftlich geführt werden kann, zeigten die Ortsbürgermeister aus Lünebach, Metterich und Sargenroth (Hunsrück). Metterich und Sargenroth betreiben ihre Läden als " Gesellschaft des bürgerlichen Rechts", das heißt möglichst viele Bürger der Gemeinde sind mit kleinen Finanzeinlagen Miteigentümer "ihres Ladens". Alle drei Bürgermeister zeigten bei ihren Darlegungen ähnliche Probleme und Lösungsmöglichkeiten auf. Es sei wichtig, nicht den Konkurrenzkampf mit großen Ladenketten aufzunehmen."Mit überdurchschnittlicher Qualität und Frische können auch in der heutigen Zeit noch Kunden gewonnen werden", ist die übereinstimmende Meinung der Ortschefs.Rainer Wirtz, Ortsbürgermeister aus Metterich bei Bitburg, berichtete von der Gründung des Dorfladens 1995. Im Zuge der Dorferneuerung wurde mit Landesunterstützung ein geeignetes leer stehendes Gebäude erworben. 50 Gesellschafter wurden mit je 150 Euro Einlage Mitgesellschafter. Nischenbesetzung im Warenangebot und überdurchschnittlich engagiertes Personal machen ein gerade noch rentierliches Bewirtschaften möglich.Der Lünebacher Ortsbürgermeister mochte nicht tatenlos zusehen, als die letzte Einkaufsmöglichkeit in dem 600 Einwohnerdorf geschlossen wurde. Er erwarb mit seinem eigenen Geld ein geeignetes Haus und versucht seither mit Qualität und frischer Ware diese wichtige Infrastruktureinrichtung für seine Gemeinde zu erhalten. Auf eher unkonventionelle Art löste der Sargenrother Bürgermeister Reinhard Klauer den für alle gleichermaßen schwierigen Einkauf im so genannten Trockensortiment. Diese Ware wird, mit einem entsprechenden Preisnachlass, bei einem nahegelegenen Discounter eingekauft.

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