Lauter falsche Fünfziger: Mutmaßliches Geldfälscher-Trio in Bitburg auf der Anklagebank

Bitburg · Eine Mutter und ihre Söhne sollen in der Eifel Falschgeld in Umlauf gebracht haben. Das Amtsgericht Bitburg hat die Beweisaufnahme gestern nicht geschlossen, die Verfahren aber voneinander getrennt: Denn einer der Angeklagten räumte die Vorwürfe nicht ein.

"Die sehen ganz normal aus", sagt der Angeklagte. Sein Verteidiger deutet ihm an, er solle schweigen, und er verstummt. Um was es geht, wissen im Gerichtssaal alle: um Geldscheine, mit denen zwar bezahlt wurde, die aber rein gar nichts wert waren, sondern falsche Fünfziger. Rätselhafter ist, wer mit wem wo damit bezahlt hat - denn der Mann auf der Anklagebank sitzt dort nicht allein. Er soll Komplizen gehabt haben: seinen Bruder und seine Mutter.

Die Vorwürfe trägt Staatsanwältin Stefanie Wöste vor: Drei Mal soll das Trio - in unterschiedlicher Besetzung - in einer Bäckerei in der Eifel Erfolg gehabt haben. Im November 2014 sollen die Drei dort Backwaren, vor allem Donuts, gekauft haben - mit Falschgeld. In einer Metzgerei und einem Supermarkt dagegen fiel der falsche Geldschein auf: Die Verkäuferinnen gaben ihn zurück. In einem Bitburger Supermarkt wurde der ältere Bruder an der Kasse erwischt - als er einen Six-Pack Wasser für 1,99 Euro mit dem falschen Fünfziger bezahlen wollte.

Mit dabei war auch ein Detektiv, den das Amtsgericht Bitburg als Zeugen vernimmt. Und der sagt, dass er später auf den Videoaufnahmen noch eine vierte Person im Supermarkt entdeckt habe: einen Mann mit Bart. "Ich bin der Meinung, dass er auch etwas mit der Sache zu tun hat."

Eine Aussage, die Verteidiger Sascha Haring in die Hände spielt: Er hatte soeben für seinen Angeklagten, den die Polizei in eben jenem Supermarkt festgenommen hatte, erklärt, dieser habe den Schein von seinem jüngeren, zur Tatzeit 26 Jahre alten Bruder erhalten und keine Kenntnis davon gehabt, dass er nicht echt gewesen sei - mit den anderen Vorfällen habe er aber nichts zu tun. Das Problem: Genau ihn will der ein oder andere Zeuge wiedererkennen - und nicht nur im Supermarkt.

Die Mutter bestreitet ihre Beteiligung nicht: Über ihre Anwältin Karin Adrian lässt sie mitteilen, sie habe gewusst, dass es sich um Falschgeld handelte. Zu einer Verkäuferin, die den Schein als falsch erkannte, hatte sie gesagt, sie habe ihn von der Bank - so äußert sich die Zeugin jedenfalls später vor Gericht. Also habe sie geantwortet: "Dann tragen Sie ihn doch zur Bank zurück."

Der Jüngste wollte offenbar Geld für seine Freundin - die an diesem Tag auch als Zeugin geladen ist, aber nicht erscheint: Sie steht kurz vor der Entbindung und liegt im Krankenhaus. Die Umstände erklärt seine Verteidigerin Andrea Schuldt: Er habe sein Handy verkaufen wollen. Man habe ihm in einem Laden dafür 270 echte Euro und zusätzlich 200 Euro Falschgeld gegeben. "Man hat ihm gesagt, wenn er das für sie in den Verkehr bringe, habe er etwas daran verdient." Richter Udo May will das genauer wissen - und der Angeklagte sagt, es habe sich um ein Internetcafé in Trier gehandelt, aber einen Namen wisse er nicht mehr.

Weil es nur bei einem Angeklagten noch ungeklärte Fragen gibt, entscheidet das Gericht, die Verfahren abzutrennen und zu vertagen: Im Prozess gegen Mutter und Sohn, die gestanden haben, wird am Freitag, 22. Mai, die Beweisaufnahme geschlossen und ein Urteil gesprochen. In dem Verfahren gegen den älteren der beiden Brüder sollen noch weitere Zeugen gehört werden. Am Dienstag, 2. Juni, muss er wieder auf der Anklagebank Platz nehmen - allein. Trotzdem könnte es sein, dass er Bruder und Mutter im Gerichtssaal sieht - als Zeugen.

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