Leben auf dem Land für alle Generationen

Gransdorf · Ferien auf dem Bauernhof, allerdings für immer: Günther Schotten möchte aus dem Hofgut Eulendorf in Gransdorf ein Mehrgenerationenhaus machen. Dafür sucht er noch Mitstreiter.

Leben auf dem Land für alle Generationen
Foto: (e_eifel )

Gransdorf. Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel: Der Anteil der älteren Menschen steigt, in immer mehr Familien mit kleinen Kindern sind beide Elternteile berufstätig, und nur noch wenige Familien leben über Generationen hinweg zusammen in einem Haus. Dazu kommt, dass immer mehr Menschen vom Land in die Stadt ziehen und sich die Versorgungslage auf dem Land verschlechtert. Auch eine gute Nachbarschaftshilfe gibt es vor allem in der Anonymität der Stadt nur noch selten. Diese Gemengelage wirkt sich auch auf Wohnformen aus: Viele ältere Menschen leben in Pflegeheimen, weil sie keine Kinder haben, diese zu weit weg wohnen oder keine Zeit für eine Pflege haben. Junge Familien wissen oft nicht, wer ihre Kinder betreuen soll, da die eigenen Eltern woanders wohnen oder es sonst keine Babysitter gibt. Günther Schotten, der in den achtziger Jahren von Köln auf das Hofgut Eulendorf in Gransdorf gezogen ist, hat eine Idee, wie er all diesen gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen kann. Er möchte den Gutshof zu einem Mehrgenerationenhaus machen. Die Idee kam ihm dazu, als er sechs Jahre lang seinen Vater pflegte, den er aus einem Pflegeheim zu sich auf den Hof geholt hatte. Er möchte mit seinem Wohnprojekt der sozialen Ausgrenzung von älteren Menschen entgegenwirken und ihnen ein selbstbestimmtes Altern in Würde ermöglichen. Junge Menschen wiederum könnten von dem Wissen und der Hilfe der Älteren profitieren.Platz für Menschen aller Generationen bietet der Gutshof: Die eine Hälfte wird derzeit noch von Roswitha und Manfred Herres-Morsbach als Pension genutzt. Die beiden möchten in den Ruhestand gehen, sodass dieser Teil des Hofes künftig für das Mehrgenerationenhaus zur Verfügung steht. Die andere Hälfte bewohnt Günther Schotten mit seiner Familie. Der Vierseitenhof bietet in baulicher Hinsicht viele Möglichkeiten: Einige Wohnungen sind bereits bezugsfertig, andere können die künftigen Bewohner individuell nach ihren Bedürfnissen gestalten. Insgesamt bietet der Hof eine Wohnfläche von 1300 Quadratmetern, die für zwölf bis 14 Wohneinheiten genutzt werden können. Hinzu kommen 250 Quadratmeter, die für Gemeinschaftsräume vorgesehen sind. Zum Hofgut gehören außerdem 20 Hektar Land, wo heute schon Schottische Hochlandrinder, Schafe und Hühner wohnen. Das Besondere an dem Wohnprojekt ist laut Schotten, dass die Bewohner bis zum Tod auf dem Hof bleiben können. Denn das Projekt soll über ein Mehrgenerationenhaus hinausgehen: Es soll auch betreutes Wohnen und ein Pflegeheim geben. Um den Umbau des Hofes zum Mehrgenerationenhaus finanzieren zu können, braucht Schotten Mitstreiter. Bereits seit drei Jahren ist er auf der Suche (der TV berichtete). "Bisher hat es ungefähr 30 Interessenten gegeben, die unter anderem aus Berlin, Köln, dem Ruhrgebiet und Aachen gekommen sind." Allerdings gebe es bisher nur drei ernsthafte Interessenten. Fünf bis sechs seien allerdings notwendig um ein tragfähiges Finanzierungskonzept aufstellen zu können. "Da noch nicht alle Wohneinheiten fertig sind, können viele sich nicht vorstellen, wie es später hier aussehen soll. Außerdem fühlen sich einige doch noch zu jung, um eine solche Entscheidung zu treffen", vermutet der 72-Jährige.Er möchte die Interessenten ermutigen und betont, dass das Risiko überschaubar sei: "Man kann eine Wohnung mieten und natürlich ausziehen, wenn es nicht passen sollte." Dass es nicht passen sollte, hält er allerdings für unwahrscheinlich - schließlich verbinde alle das Interesse am Leben auf dem Land. Die solidarische Hofgemeinschaft, wie Schotten das Zusammenleben bezeichnet, biete viele Vorteile: "Einsamkeit im Alter wird verhindert - Mitgefühl und Solidarität stehen im Vordergrund." Man könne sich einfach wohlfühlen, egal ob beim Imkern, Gärtnern, Basteln in der Werkstatt oder bei der Tierhaltung. Das Landleben biete vielseitige Betätigungsmöglichkeiten: "Jeder kann das tun, was er gerne mag - allein oder in Gesellschaft. Dabei gibt es keine festen Regeln oder Zwang." Wer sich also vorstellen kann, vom Hahn geweckt zu werden, nachmittags mit der Katze auf dem Schoß vor dem Ofen zu sitzen oder an der frischen Luft Äpfel zu ernten und sich in eine Gemeinschaft von jüngeren und älteren Menschen einzubringen, kann sich bei Günther Schotten melden.Weitere Informationen und Kontakt per E-Mail unter Info@mehrgenerationenhaus-suedeifel.de oder im Internet untermehrgenerationenhaus-suedeifel.deMeinung

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 Kein Landleben ohne Tiere: Aber auch Obst- und Gemüseanbau, Gastronomie oder eine Schreinerei können auf Hof Eulendorf realisiert werden.

Kein Landleben ohne Tiere: Aber auch Obst- und Gemüseanbau, Gastronomie oder eine Schreinerei können auf Hof Eulendorf realisiert werden.

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 Günther Schotten ist Initiator des Wohnprojekts. Er selbst lebt seit über 30 Jahren auf dem Hofgut Eulendorf (links).

Günther Schotten ist Initiator des Wohnprojekts. Er selbst lebt seit über 30 Jahren auf dem Hofgut Eulendorf (links).

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Wohnen der ZukunftHektik, Einsamkeit, zu wenig Personal: Das Leben in einem Seniorenheim erscheint wenig erstrebenswert. Dennoch sind immer mehr Menschen auf diese Wohnform im Alter angewiesen, obwohl die eigene Wohnung immer wichtiger wird: Sie macht ein selbstbestimmtes Leben aus. Andererseits zerbrechen sich berufstätige Eltern täglich den Kopf darüber, wo ihr Kind nach der Schule hingehen und wer bei den Hausaufgaben helfen kann. Ein Mehrgenerationenhaus, zudem noch auf dem Land, bietet die Möglichkeit die Bedürfnisse von jungen und alten Menschen unter einen Hut zu bringen. Natürlich müssen auch alle bei der Finanzierung eines solchen Projekts an einem Strang ziehen. j.wagner@volksfreund.de

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