Leben in der Schule im Grünen

AUW BEI PRÜM. Drei Klassen, 54 Kinder und ein Lehrerkollegium, das - einschließlich Rektor - drei Pädagogen zählt. Die Grundschule Auw ist die kleinste in der Verbandsgemeinde Prüm.

"Matthias ließ weitere Lieder singen: Mal sehen, was ihr alles könnt , und während die Kinder sangen, übrigens wirklich sangen, nicht schrien, sammelte er sich. Dem Mädchen Marianne nickte er zu: Wir sind ja schon alte Bekannte. Die Katze hatte sie mitgebracht, die hatte sich auf der Fensterbank ein Plätzchen hergerichtet. Katze, Goldfisch, und warum nicht Hühner in der Klasse herumspazieren lassen?". Diese Stelle in "Heile Welt", dem bisher fulminantesten Erzählwerk des Bremer Schriftstellers Walter Kempowski, lässt sich auf die Grundschule Auw natürlich nicht eins zu eins übertragen. Und trotzdem: "Die Schule im Grünen", wie sie das Auwer Kollegium nennt, lässt bildungspolitische Ansätze zu, von der andere Schulen nur träumen. Elf so genannte ABC-Schützen haben sich vor zwei Wochen mit Lehrerin Ruth Löffler in der neuen Klasse eins zusammengetan. Und während Thomas Schuster in der Klasse zwei 18 Kinder unterrichtet, bereitet Rektor Hans-Kurt Schmitt die dritte (15 Schüler) und vierte Klasse (zehn) gleichzeitig auf die Zukunft vor. "Das ist mitunter zwar sehr anstrengend", sagt der Schulleiter. Aber diese Konstellation habe den großen Vorteil, dass die jüngeren Schüler manchmal einen Vorsprung bekämen. Gleichzeitig weiß Schmitt, dass er sich jeden Tag doppelt vorbereiten muss. Und trotzdem: "Die Mehrarbeit wird durch die tolle Atmosphäre entschädigt." Denn: "Im Grunde haben wir recht liebe Kinder, keine Chaoten, Kinder aus gesunden Familien", erklärt der Rektor allein mit Blick auf den Schulhof, wo Aggressionen und Streitereien die absolute Ausnahme sind. Stattdessen toben sich die Kinder auf der Wiese beim Fußball aus, spielen Basketball oder setzen sich unter einen Baum, um ihr Pausenbrot zu essen. Die Dorflehrer sind sich einig: Die kleinen Klassen bedeuten einen "ungeheuren Vorteil". Man könne sich auf diese Weise eben gezielt und individuell mit den Kindern befassen. Schuster: "Ich habe selbst erlebt, wie es in einer größeren Schule zugeht. Das ist schon ein riesiger Unterschied." Und während Hans-Kurt Schmitt das Miteinander, die Transparenz und die Kooperation mit den Eltern hervorhebt, sieht er gleichzeitig den sozialen Stellenwert: "Die Schule gehört zum Dorf", deshalb sei es trotz sinkender Schülerzahlen auch wichtig, die Schule zu erhalten. Das sehen auch seine Kollegen so: Thomas Schuster zum Beispiel ist "unheimlich glücklich" an dieser kleinen Schule. Eigenen Benimm-Unterricht, wie erst kürzlich im Saarland gefordert, lehnen die Auwer Lehrer unterdessen ab. "Es sollte doch Lehrer-Prinzip sein, die Kultur des Miteinanders zu fördern", stellt Rektor Schmitt kategorisch klar. Die Sorge, dass die Auwer Grundschule geschlossen werde könnte, ist jedenfalls unbegründet. Gestern erst bestätigte Wolfgang Hons von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier: "Da ist in dieser Richtung zurzeit nichts vorgesehen."

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