Lebensadern der Landschaft pflegen

ARZFELD. Die Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld arbeitet mit einem einzigartigen Projekt darauf hin, dass flächendeckend Uferschutzstreifen ausgewiesen werden. Neben dem Gewässer als Lebensraum geht es dabei auch um den Hochwasserschutz.

Elke Zinke ist seit 2001 Moderatorin der Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung (AEP) in der VG Arzfeld. Das Land bezuschusst die Stelle zu 75 Prozent für zwei Jahre. Eines ihrer Projekte ist das "Konzept zur Verbesserung der Gewässerstrukturgüte", das sie in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Prüm entwickelt hat (siehe Hintergrund) . "Bäche, Flüsse und Talauen sind die Lebensadern der Landschaft und bereichern damit das Landschaftsbild", betont Zinke. "Sie bieten Lebensraum für vielfältige Pflanzen- und Tierwelt und den gestressten Menschen Erholung in der Freizeit."Sünden der Vergangenheit

Weil viele Gewässer durch den Eingriff des Menschen ihre natürliche Funktion nicht mehr ausfüllen können, kommt es vermehrt zu Hochwasser. Dazu führen Flussbegradigung, Versiegelung, Bebauung von Überschwemmungsgebieten, Waldrodung und unpassende Landbewirtschaftung im Flusstal. Solche Eingriffe sollen durch das Projekt teilweise rückgängig gemacht werden, um dem Gewässer wieder mehr Platz zur freien Entfaltung zu geben.Das Gesamtergebnis einer landesweiten Untersuchung aus dem Jahr 2001 wird in einer Karte farbig dargestellt. Die Bewertung reicht von "unverändert" (ideal) bis "vollständig verändert" (schlechtester Zustand). Die Karte dient als Basis für die Auswahl der konkreten Schwerpunkte. "Im Zuge einer Bodenordnung lässt sich das Projekt gut umsetzen", erklärt Elke Zinke ein weiteres Kriterium. "Außerdem haben wir auf Überschneidungen mit dem Talauen-Interreg-Projekt der EU geachtet. Das ist wichtig wegen der Förderung." So ergaben sich die Schwerpunkte Mannerbach-Halenbach-Schwarzenbach, Enz-Oberlauf, Ehlenzbach, Weiherbach, Dierbach sowie Heimbach.Die Finanzierung soll in erster Linie über das Landesförderprogramm "Aktion Blau" laufen. Der VG-Rat hat einen Grundsatzbeschluss gefasst, bei Maßnahmen der "Aktion Blau" den Eigenanteil zu übernehmen. Zinke: "Am Ende steht das Gesamtziel, flächendeckend Uferschutzstreifen auszuweisen. Zu den Teilzielen gehören neben der Verbesserung der Gewässerstrukturgüte auch die Landschaftsplanung und die Ausweisung von Naturschutzflächen."330 000 Euro Gesamtkosten

Das Konzept, dessen Umsetzung sich über viele Jahre hinziehen wird, ist mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord abgestimmt. Die geschätzte Gesamtsumme von 330 000 Euro setzt sich aus den Kosten des Flächenerwerbs und der vorgeschlagenen Baumaßnahmen zusammen. Im Zuge des Bodenordnungsverfahrens Hargarten-Lascheid sollen erste Flächen angekauft werden.Der Anstoß zum Gewässerkonzept kam vom Kulturamt Prüm. "Mit relativ wenig Aufwand können wir dabei viel für den Naturschutz bewirken", sagt Behördenleiter Hartmut Schmidt. Für die Landwirtschaft seien Bachtäler zunehmend unrentabel, doch ein völliger Rückzug führe nur zur Verbuschung. Bei einer Bodenordnung könnten Bauern etwa Ersatzflächen an anderen Stellen angeboten werden. Im Idealfall solle die Talfläche dann zumindest einmal im Jahr gemäht werden. Schmidt: "Wir wollen die Täler für eine ökologische Nutzung offen halten." Im Kreis Bitburg-Prüm gebe es außergewöhnlich viele natürliche und schützenswerte Gewässerläufe, die auch den Reiz der Landschaft ausmachten.Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm, verweist auf die Wasserrahmenrichtlinie der EU, nach der europaweit alle Gewässer bis 2013/15 in einem guten ökologischen Zustand sein sollen. Modernes Flächenmanagement ermögliche eine extensivere Nutzung entlang der Bäche, wo auch Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen in den Gemeinden geschaffen werden könnten. Horper: "Bei der AEP bringen wir Landwirte uns aktiv in den Naturschutz-Prozess ein, um mögliche Konflikte frühzeitig aufzulösen."

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