Leere Kassen, volle Wunschliste

BOLLENDORF. Die Wunschliste ist lang. Die Mittel, um die Wünsche umzusetzen, sind aber sehr begrenzt. Bollendorf ist ein gutes Beispiel dafür, wie durch ehrenamtliches Engagement viele Dinge angeschafft werden können. Nicht zuletzt deshalb schreibt die Gemeinde schwarze Zahlen.

Das Mühlenrad klappert. Die Sonne spiegelt sich in dem Wasser, das über Umwege nach unten befördert wird. "Das ist aber schön - und so beruhigend", schwärmt ein holländisches Ehepaar, das am Ortseingang von Bollendorf angehalten hat, um sich das Mühlenrad aus der Nähe anzuschauen.Rettung des Mühlenrads

Auf dieses Schmuckstück, ein kleines Wahrzeichen der Sauer-Gemeinde, ist Ortsbürgermeister Hermann Schmitz besonders stolz. "Mit dem Mühlenrad hat vor anderthalb Jahren alles angefangen", sagt er. Zwei Wochen nachdem er gewählt worden war, habe eine ganze Reihe von Mitmach-Projekten ihren Anfang gemacht. Zwei rüstige Rentner wollten das durchgefaulte Rad vor dem endgültigen Aus retten. Bei diesem Vorhaben wurden sie tatkräftig unterstützt. "Das Holz für das Mühlenrad wurde gespendet, und eine Firma hat noch zusätzlich kostenlos zwei Arbeiter gestellt", berichtet der Ortsbürgermeister. Die Mühlenrad-Sanierung ist nur eins von vielen Beispielen, wie die Bollendorfer die Geschicke selbst in die Hand nehmen. "Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren und mal selbst mit anzupacken, ist in Bollendorf sehr groß", lobt Schmitz. "So konnten Projekte umgesetzt werden, die wir als Gemeinde nicht hätten machen können - wenn wir sie ganz normal bezahlen müssten." Vorbildlich haben sich viele Bollendorfer auch bei der Sanierung der Freibad-Gaststätte verhalten. "In das Haus hatte es viele Jahre reingeregnet. In dem Zustand, in dem es im letzten Jahr dann war, konnte es unter keinen Umständen mehr vermietet werden", erzählt Schmitz. Da jedoch Materialkosten und die Arbeitszeit von Handwerkern für die Gemeinde zu teuer geworden wären, packten die Bollendorfer mit an. Beispielsweise wurden die Fenster der Gaststätte erneuert. Das Material hat die Gemeinde bezahlt, doch die Kosten für das Einsetzen hat eine ortsansässige Firma übernommen. Nicht nur diese Arbeiten wurden unentgeltlich gemacht. "Alles in allem haben wir so einen fünfstelligen Eurobetrag gespart", erklärt Schmitz. Durch ähnlichen Einsatz ist das Bollendorfer Freibad auch zu seinem Beachvolleyballfeld gekommen. Den Spielplatz im Neubaugebiet "Auf den Oesen" verdanken die Kinder einer Bollendorfer Bürgerin, die sich zu ihrem 50. Geburtstag statt Geschenken Spenden für den Spielplatz gewünscht hatte. Zudem packte die Nachbarschaft mit an, sodass die Gemeinde nur noch einen kleinen Zuschuss dazugeben musste. Schmitz: "Auch hier haben wir einen fünfstelligen Eurobetrag gespart."Rund 50 000 Euro gespart

Auch die Rampe für Rollstuhlfahrer an der katholischen Kirche ist so entstanden. Das Material wurde von einer Firma zur Verfügung gestellt, die Frauengemeinschaft gab noch 2000 Euro dazu, und für die Umsetzung sorgten handwerklich geschickte Bollendorfer. "Rechnet man das ganze Geld, das wir so gespart haben, zusammen, dann wäre man schnell bei etwa 50 000 Euro", erklärt der Ortsbürgermeister, um die Dimension des Engagements und der Hilfsbereitschaft der Bürger zu verdeutlichen. Und wie erklärt sich Schmitz dieses Verhalten? "Es ist eine Frage, wie man auf die Menschen zugeht. Aber ich muss zugeben, dass das Verhalten der Menschen in Bollendorf im Vergleich zu anderen größeren Gemeinden eine absolute Ausnahme darstellt." Für den Ortsbürgermeister ist das ein Zeichen: "Es zeigt ganz deutlich, dass sich was in Bollendorf bewegt, und dass die Menschen, egal welchen Alters, aktiv dazu beitragen wollen. Dafür bin ich jedem Einzelnen sehr dankbar."

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