Leerstände in Bitburg - Viel Platz hinter großen Scheiben

Bitburg · Mit einer Leerstandsquote von knapp zehn Prozent ist die Situation in der Bitburger Innenstadt seit einigen Jahren durchaus stabil. In der Fußgängerzone stehen 20 Ladenlokale leer.

 Der ehemalige Tabakladen steht leer, soll für den Bau der Bit-Galerie aber ohnehin abgerissen werden. Auch der Laden im rechten Bild hat vor wenigen Wochen geschlossen. TV-Fotos (2): Uwe Hentschel

Der ehemalige Tabakladen steht leer, soll für den Bau der Bit-Galerie aber ohnehin abgerissen werden. Auch der Laden im rechten Bild hat vor wenigen Wochen geschlossen. TV-Fotos (2): Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Wenn es etwas gibt, wonach man in Bitburgs Innenstadt lange suchen muss, so sind das mit Sicherheit nicht die Friseure. Denn davon gibt es in der Innenstadt einige. Allein im Bereich von Fußgängerzone, Karenweg und Trierer Straße sind derzeit 15 Friseurstudios. Wer viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt, kommt im Stadtzentrum also nicht zu kurz. Zumal es in der Fußgängerzone inzwischen ja auch drei Nagelstudios gibt.

Ob die Innenstadt damit in diesem Bereich ausreichend oder gar überdurchschnittlich gut aufgestellt ist, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Tatsache ist aber, dass es trotz des Angebots kosmetischer Dienstleistungen in der Innenstadt durchaus auch Schönheitsfehler gibt, die sich nicht so ohne weiteres kaschieren lassen.
So stehen derzeit in der Fußgängerzone nach einer TV-Erfassung 20 Ladenlokale leer. Hinzu kommen weitere zwölf Leerstände im Borenweg, im Karenweg und in der Trierer Straße. Was die Lage und den Zustand der von Leerstand betroffenen Gebäude betrifft, so ist das Feld weit gestreut.

Zwar sind viele der ungenutzten Ladenlokale in einem renovierungsbedürftigen Zustand, doch gibt es auch einige Räume, die nach wie vor auf ihren Erstbezug warten. Dazu zählen allein fünf Ladenlokale im so genannten Domus Mediam, dem großen Wohn- und Geschäftsgebäudekomplex am Bitburger Spittel. Und auch in der vor zwei Jahren errichteten Wohn- und Gewerbeimmobilie am Standort des ehemaligen Kinos im Karenweg wird nach wie vor ein Mieter für die Gewerbefläche im Erdgeschoss gesucht.

Insgesamt liegt die Leerstandsquote damit bei rund zehn Prozent, womit sich die Quote gegenüber den von der Stadt ermittelten Werten der Vorjahre kaum verändert hat. Für Matthias Schmitt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier ist das ein durchaus akzeptabler Wert. "Wenn man mit der Leerstandsquote über zehn Prozent kommt, muss man ein Auge drauf haben", sagt Schmitt, "und wirklich kritisch wird es ab 20 Prozent." Von daher stehe Bitburg im Vergleich zu anderen Städten noch ganz gut da.

Wichtig sind laut Schmitt ein guter Branchenmix und ein entsprechend stark ausgeprägtes "Leitsortiment", bestehend aus Bekleidung und Schuhen. "Ideal ist es natürlich auch noch, wenn Juweliere oder aber Porzellan und Keramik vertreten sind." Und auch das gastronomische Angebot dürfe nicht fehlen. "Grundsätzlich gilt: Je länger ein Leerstand anhält, desto nachteiliger ist das für die Attraktivität der Innenstadt", erklärt der IHK-Experte für Standortpolitik, der in der Region Trier jedoch insgesamt keine auffällige Zunahme an Leerständen erkennen kann.

"Man muss allerdings auch sehen, dass ein immer größerer Anteil des verfügbaren Budgets in den Online-Handel fließt", sagt Schmitt. Und das habe durchaus auch Einfluss auf die Verkaufsfläche. Derzeit, so Schmitt, liege die Verkaufsfläche bundesweit bei 1,4 Quadratmetern pro Einwohner, was im internationalen Vergleich ein sehr hoher Wert sei. Durch den zunehmenden Online-Handel sei deshalb insgesamt mit einem Rückgang der Verkaufsfläche zu rechnen.

Das gilt auch für Bitburg. Wobei die Verkaufsfläche dort durch den seit langem geplanten Bau der Bit-Galerie zunächst einmal weiter zunehmen würde. Und sowohl Schmitt als auch die Stadt erhoffen sich dadurch eine zusätzliche Belebung der Innenstadt. Was wiederum zu einem Rückgang der Leerstandsquote führen könnte. Inwieweit dieser Plan langfristig aufgehen wird, weiß man erst, wenn das an der Ecke von Karenweg und Trierer Straße vorgesehene Einkaufszentrum tatsächlich gebaut wird. Kurzfristig aber hätte der Bau auf jeden Fall einen positiven Einfluss. Denn bevor gebaut werden kann, muss zunächst abgerissen werden. Und davon betroffen wären dann auch drei derzeit leer stehende Gebäude beziehungsweise Ladenlokale. Das ist gut für die Quote. Zumindest vorübergehend.KommentarMeinung

Von den Gebeutelten lernen
Wer die Entwicklung des Onlinehandels ansieht, merkt: So schnell werden sich die leeren Läden in der Bitburger Innenstadt nicht füllen. Im Gegenteil. Und auch wenn die geplante Bit-Galerie vermutlich mehr Käufer aus dem Umland anlocken wird - für die übrigen Verkaufsflächen in der Innenstadt finden sich deshalb nicht automatisch neue Mieter. Der eine oder andere Laden könnte sogar in die Galerie ziehen und eine weitere freie Verkaufsfläche hinterlassen. Bitburg sollte sich deshalb ein Beispiel an denen nehmen, die vom Leerstand so richtig gebeutelt sind: Die Wittlicher machen ungenutzte Verkaufsflächen etwa zu einem Männerladen auf Zeit, und leerstehende Schaufenster werden für eine Zeit zu Galerieschaufenstern umfunktioniert. Mit ihrem Leerstandsmanagement Alwin machen die Wittlicher das Beste aus ihrem Überfluss an Verkaufsflächen. Die Stadt wird schöner - und Vereinen und Initiativen ist damit auch geholfen. Das wäre auch etwas für Bitburg. b.laubert@volksfreund.deExtra: ANALYSE DES LADENLEERSTANDS

Leerstände in Bitburg - Viel Platz hinter großen Scheiben
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"


Die Stadt erhebt jedes Jahr die Leerstände und hat dies im Mai 2016 zuletzt getan. Damals waren 31 der 312 Ladenlokale leer, was einer Quote von 9,94 Prozent entspricht. Gegenüber 2015 (10,42 Prozent) und 2014 (11,96 Prozent) hatte sich die Situation demnach verbessert, wobei die Leerstandsquote im April 2013 bei lediglich 4,58 Prozent lag. Bei der Analyse wird das Untersuchungsgebiet in drei Zonen eingeteilt. Zone I umfasst den oberen Teil der Hauptstraße sowie den Rathausplatz, die Petersstraße und die Schakengasse. Zone II umfasst den unteren Teil der Hauptstraße, den Spittel, die Josef-Niederprüm-Straße, den Markt sowie den Boren- und den Karenweg. Zur Zone III gehören die Trierer Straße und der westliche Abschnitt der Mötscher Straße (zwischen den beiden Kreiseln). Während anfangs die meisten Leerstände in Zone I erfasst wurden, war in den vergangenen beiden Jahren vor allem Zone II betroffen.

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