Letzte Ruhe unter Erdorfer Bäumen

Immer mehr Menschen suchen nach Alternativen zum Grab auf dem Friedhof. An der Kreisstraße zwischen Erdorf und Metterich könnte ein so genannter Ruheforst entstehen, wo sich Menschen unter Bäumen begraben lassen können. Erste Gespräche über die Einrichtung hat es bereits gegeben.

Bitburg/Erdorf. Holzsarg, Grabstein und Weihwasserschale. Diese drei Dinge gehören heute meistens noch zum Begräbnisritus dazu. Doch immer öfter wählen Menschen eine Urnenbestattung. Und immer mehr Menschen wollen ganz auf eine herkömmliche Grabstätte verzichten. Ein Ruhewald, wie er zwischen Bitburg-Erdorf und Metterich entstehen könnte, wäre da eine Alternative."Noch ist nichts entschieden", sagt Werner Krämer, Pressesprecher der Stadt Bitburg. Hauptausschuss und Stadtrat haben sich nicht grundsätzlich gegen die Einrichtung ausgesprochen. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte den Antrag gestellt, über eine solche Ruhestätte zu sprechen. Bei der öffentlichen Waldbegehung am Freitag, 22. Juni, 18 Uhr, wird nun der mögliche Standort eines Ruheforstes an der Kreisstraße 87 in Augenschein genommen. Mit bis zu 3840 Grabstellen rechnet die Stadtverwaltung Bitburg. Ein Nutzungsrecht für eine Urnen-Grabstelle kann in diesem Friedhof der anderen Art für 99 Jahre erworben werden. 50 Quadratmeter umfasst ein so genanntes Ruhebiotop, dass sich durch ein Naturmerkmal - etwa einen Baum oder einen Strauch - kennzeichnen lässt. Bis zu zwölf Menschen können in einem der Biotope beigesetzt werden. "Auf Trauerzeremonien kann, muss aber nicht verzichtet werden", heißt es in der Internet-Präsenz der Ruhewald GmbH. Eine namentliche Kennzeichnung des Grabes ist möglich. Die Waldgräber benötigen keine Pflege, da sie Teil des natürlichen Waldes sind. "Es hat erste Gespräche mit der Stadt gegeben", sagt Jost Arnold, Geschäftführer der Ruhewald GmbH. Falls der Wald den Anforderungen entspricht und sich die GmbH mit der Stadt Bitburg einig werde, könnte eine solche Begräbnisstätte entstehen. Wie viel für den Urnenplatz gezahlt werden müsste, ist derzeit nicht klar. "Das hängt immer von der Kommune ab, in der der Ruhewald beheimatet ist", sagt Ruhewald-Mitarbeiter Andreas Heim. Seiner Erfahrung nach liegen die Preise zwischen 500 und 9000 Euro pro Bestattung. Der letztendliche Preis hängt beispielsweise von der Lage und der Frage ab, ob es sich um ein Familiengrab oder ein Gemeinschaftsgrab handelt. "Es macht auch einen Unterschied, ob man unter einer Birke oder einer Eiche liegen möchte", sagt Heim. Am billigsten wird es, wenn die Urne in einem Sammelgrab neben anderen Aschebehältern bestattet wird. In solchen Gräbern standen die Toten in keinem Verwandschafts- oder Freundschaftsverhältnis. Die Stadtverwaltung rechnet mit einem durchschnittlichen Preis von 3500 Euro pro Biotop mit zwölf letzten Ruhestätten. Das entspricht rund 291 Euro pro Urne.Kirchen stehen Konzept kritisch gegenüber

Billiger könne die letzte Ruhe in einem Ruhewald nicht sein. Laut aktueller Friedhofssatzung der Stadt Bitburg kostet eine Urnenwahlgrabstätte 120 Euro. Die Ruhezeit beträgt 15 Jahre. Für jedes weitere Jahr müssen acht Euro gezahlt werden. Auf Nachfrage haben die Kirchen übrigens eine eher kritische Stellungnahme zum Ruhewald abgegeben. Es fehle an der seit Jahrhunderten praktizierten Bestattungskultur, teilten sie mit. Das Bistum Trier billigt jedoch Begräbnisse im Friedwald oder im Ruheforst. Die Beisetzung der Urne durch katholische Priester oder Diakone ist unter Bedingungen möglich.

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