Licht ins Dunkelbraune

FERSCHWEILER. Kahl geschorene Köpfe, Bomberjacken, Springerstiefel. Dieses Bild vom "typisch" Rechten hat jeder im Kopf. Doch der "normale" Rechte bedient sich vieler subtiler rechter Symbole, Codes und Kleidung. Zwei Mitarbeiter des Landesjugendministeriums haben bei einer Info-Veranstaltung in Ferschweiler etwas Licht ins braune Dunkel gebracht.

Jugendliche und ihre Eltern. Das ist wie Feuer und Wasser. Da kracht es wegen zu schlechter Noten, zu lauter Musik, der horrenden Handyrechnung, der zu teuren Klamotten. Das gehört zum Erwachsenwerden. Doch gerade weil Jugendliche noch auf der Suche sind - nach Vorbildern, nach sich selbst oder auch nach Feindbildern - sind sie oft leichte Beute für rechte Menschenfänger. "Die geben sich oft nur durch verschlüsselte Zeichen als Rechte zu erkennen. Daher sollten Eltern, Lehrer, aber auch andere Jugendliche darüber Bescheid wissen und die Symbole deuten und darauf reagieren können", rät einer der Pädagogen des Landesjugendministeriums bei der Info-Veranstaltung in Ferschweiler. Ihre Namen wollen sie nicht in der Zeitung lesen, weil sie schon öfter Drohungen aus rechtsextremen Kreisen erhalten haben.Experten-Rat: "Nicht gleich in Panik verfallen"

Der Fundus von rechten Zeichen ist riesig, beispielsweise bei Kleidermarken. Helly Hansen, Lonsdale oder Everlast - das sind alles Hersteller, die nichts mit Rechtsextremismus zu tun haben, aber häufig von Rechten zweckentfremdet werden. Die Initialen des norwegischen Wassersportherstellers Helly Hansen gelten beispielsweise als Code für "Heil Hitler". Ein Lonsdale-Pullover wird für Rechte erst dann interessant, wenn man eine Jacke darüber trägt. Die sollte dann offen stehen und nur die Buchstaben NSDA zeigen. "Wenn Ihr Kind eine Helly-Hansen-Jacke oder einen Lonsdale-Pullover trägt, dann muss das gar nichts heißen. Aber es kann ein erster Hinweis sein, und Sie sollten etwas genauer hinschauen", lautet der Rat der Experten. Wer allerdings Kleider mit dem Aufdruck "Pit Bull", "Troublemaker" oder "Hooligan" trägt oder seine Auto-Heckscheibe mit diesem Schriftzug ziert, demonstriert offen seine Sympathie zum rechten Lager, auch in der Eifel. "Echte" Rechtsextreme kaufen ihre Kleider nicht im normalen Geschäft, sondern übers Internet. Mütter, die aus der Waschmaschine Kleidung mit der Aufschrift "Endzeit", "Walhalla", "Dobermann Deutschland" oder "Thor Steiner" herausziehen, bei denen sollten die Alarmglocken läuten. "Dann muss man sich intensiv mit den Jugendlichen unterhalten, ohne jedoch gleich die Verbotskeule auszupacken", rät der Experte vom Jugendministerium. Neben Markenkleidung ist vor allem Musik ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur. Die Bandbreite rechter Musik ist groß. Von Liebesschnulzen über Rock bis Rap gibt es alles. Nazi-Barde Frank Rennecke, musikalisch eher ein Typ Liedermacher, trällert beispielsweise: "Ich feier Adys Ehrentag, weil ich den Ady gerne mag." Nicht unbedingt rechte, aber genauso Menschen verachtende Texte haben bekannte Rapper wie Sido oder Bushido im Repertoire. "Das ist keine kleine Randgruppe von Schülern, die diese Musik hört. Die hören das alle", davon ist eine besorgte Mutter aus Trimport fest überzeugt. "Ich sehe mit Schrecken, wie sich mein Sohn dadurch verändert hat", berichtet sie weiter. Um sich ein Bild machen zu können, was sich ihr Sohn den ganzen Tag anhört, hat sie einen Selbstversuch gestartet. "Ich habe mir mal drei Stunden diesen Dreck angehört. Mir wurde schlecht dabei." Das Interesse an der Musik ihres Sohnes halten die beiden Pädagogen für den richtigen Schritt. Doch statt die Texte gleich zu verurteilen, raten sie dazu, sich ganz sachlich mit den Jugendlichen auseinander zu setzen.

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