Lichtblick im zähen Ringen um die neue Turnhalle des Bitburger St.-Willlibrord-Gymnasiums: Nun gibt es doch Platz für Zuschauer

Bitburg · Es war das i-Tüpfelchen in dem ganzen Bemühen um die neue Turnhalle für das St.-Willibrord-Gymnasium: Nachdem Kreis, Stadt, Schule und Vereine endlich erreicht hatten, dass eine große Drei-Feld-Halle gebaut werden darf, wäre beinahe wegen Brandschutzvorschriften kein Platz für Zuschauer entstanden. Nun gibt es aber doch eine Lösung.

Lichtblick im zähen Ringen um die neue Turnhalle des Bitburger St.-Willlibrord-Gymnasiums: Nun gibt es doch Platz für Zuschauer
Foto: Dagmar Schommer

Da atmet er auf. Horst Werner ist mit dem Ausgang der Debatte zufrieden. Der Vorsitzende des Bitburger Turnvereins - mit 1400 Mitgliedern der größte Verein der Stadt - hat beim geplanten Neubau einer Turnhalle für das Willibrord-Gymnasium schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Kein Wunder. Die Sache lief von Beginn an nicht rund (siehe Extra). Und nun lag zwischenzeitlich eine Planung auf dem Tisch, bei der in der großen Drei-Feld-Halle nirgendwo Platz für Zuschauer gewesen wäre. "Ein Drama", sagt Werner.
Auch der Geschäftsführer des Turnvereins, Thomas Elgass, schüttelte den Kopf, als das Konzept in einer öffentlichen Stadtratssitzung vorgestellt wurde. Da wird für mehr als fünf Millionen Euro eine neue Halle gebaut, in der es aber keinen Zuschauerbereich gibt?

Der Grund: "Da das Gebäude als Schulturnhalle errichtet wird, hat sich die Verwaltung bei der Ausstattung an den bisherigen Gegebenheiten insofern orientiert, als ein Aufenthaltsbereich für Zuschauer nicht vorgesehen worden ist. Dies ist im Übrigen auch Beschlusslage im Kreistag", erklärt Ansgar Dondelinger, Pressesprecher der Kreisverwaltung auf TV-Anfrage. Heißt: Die alte Halle hat keinen Zuschauerbereich und die neue dann halt auch nicht.
Grundsätzlich wäre auf einer Art Galerie, dem Erschließungsflur zu den Umkleiden und Duschen, zwar Platz für Zuschauer - aber das war auf Anhieb nicht mit den Vorgaben des Brandschutzes vereinbar. Zudem verweist der Kreis darauf, dass es in Bitburg ja zwei Sporthallen mit Zuschauerbereich gibt.

Widerspruch auch im Stadtrat

Elgass ist damit nicht zufrieden: "Wenn man neu baut, muss es doch möglich sein, dass man Brandschutz und Zuschauer in so einer Halle integriert bekommt." Und Horst Werner sagt: "Die anderen Hallen sind alle alt. Das ist absehbar, dass die nicht mehr ewig zur Verfügung stehen."
Die beiden Vorstandsmitglieder des Turnvereins haben sich ohnehin schon genug geärgert. Seit die existierende Halle im September 2013 wegen Einsturzgefahr geschlossen wurde, musste der Verein mit mehreren Abteilungen auf andere Hallen ausweichen. Teils bis nach Dudeldorf, was dazu geführt hat, dass einigen Eltern der Weg für die Stunden ihrer Kinder einfach zu weit wurde. "Wir haben um die 30 Mitglieder verloren", sagt Werner, der insgesamt den Zustand der Bitburger Sporthallen beklagt.

Dagegen, dass es keinen richtigen Bereich für Zuschauer geben soll, regte sich dann auch im Stadtrat Widerspruch. Und zwar quer durch alle Fraktionen. Denen präsentierte Martin Olinger von der Kreisverwaltung die Pläne. "Ich kann mir beim besten Willen keine Drei-Feld-Halle ohne Zuschauerplätze vorstellen", sagte Johannes Roß-Klein (Grüne), der lange Jahre vor seiner Pensionierung selbst auch als Sportlehrer gearbeitet hat. Jürgen Weiler (CDU) regte sich über die Auflagen des Brandschutzes auf und sagte: "Da bauen wir schon neu und dann soll es noch nicht mal Platz für Zuschauer geben, das kann doch nicht sein." Olinger versprach: "Das Problem ist erkannt, daran wird gearbeitet und ich bin mir sicher, dass es auch eine Lösung geben wird."

Die gibt es nun auch, nachdem der Vorstand des Turnvereins im Nachgang zu der Stadtratssitzung nochmals insistiert hat. Nun ist von der Galerie aus ein zweiter Rettungsweg vorgesehen - und dann dürfen knapp 200 Zuschauer dort Spiele und Turniere verfolgen. Schulleiter Andreas Merzbach sagt: "Priorität hat aus unserer Sicht zunächst mal, dass wir überhaupt wieder eine Turnhalle haben." Wenn dann auch noch Platz für Zuschauer geschaffen wird, sei das umso besser. Das hatten sich auch die Schüler gewünscht (der TV berichtete).
Nachdem das Gelände Anfang des Jahres vorbereitet wurde, sollen die eigentlichen Bauarbeiten noch in diesem Sommer beginnen.
Meinung
Dagmar Schommer
Jetzt aber richtig!

Für die Schule ist ein Zuschauerbereich in der Turnhalle nicht spielentscheidend. Für die Sportvereine schon. Da überrascht es, dass zunächst beim Kreis ohne einen solchen Bereich geplant wurde - nachdem man so lange Seite an Seite mit den Vereinen für eine große Halle gekämpft hat. Wenn schon, denn schon! Diese Halle soll schließlich auch noch in 20, 30 Jahren passen. Für alle. d.schommer@volksfreund.de

EXTRA Geballter Einsatz für Drei Felder
Aus zwei mach drei: Beim Thema Turnhalle waren sich vor Ort ausnahmsweise mal alle einig. Der Kreis als Schulträger, die Schulleitung und die Schüler wie auch die Vereine und die Stadt sind davon überzeugt, dass Bitburg eine so genannte Drei-Feld-Halle braucht. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) wollte aber seinerzeit aus Kostengründen nur eine Halle mit zwei Feldern genehmigen. Im Oktober 2014 wurde der Förderantrag für eine Drei-Feld-Turnhalle abgelehnt. Doch Kreis, Eltern, Vereine und weitere Bitburger Schulen gaben nicht auf. Schließlich konnte sich Martin Olinger von der Kreisverwaltung Anfang 2016 freuen, im "Kampf gegen die Windmühlen", wie er es genannt hatte, einen Erfolg zu verbuchen: Nachdem das Land bereit ist, den Neubau mit rund 800?000 Euro zu unterstützen, stimmte auch die ADD zu (der TV berichtete). Dass Bitburg eine Drei-Feld-Halle bekommt, ist Ergebnis eines zähen Ringens, das sich über Jahre gezogen hat - seit die bestehende Turnhalle im September 2013 wegen Einsturzgefahr geschlossen wurde.

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