Lieber zu groß als zu spät gebaut: Speicher will Kita auch ohne Beteiligung aller Einzugsgemeinden errichten

Speicher/Preist · Lange haben die Eltern darauf warten müssen, nun ist es so weit: Einstimmig hat der Stadtrat Speicher am Montagabend den Bau der neuen Kita in seiner geplanten Form beschlossen. Was aus den derzeitigen Einzugsgemeinden Preist und Beilingen wird, die aufgrund der Kosten nach Alternativen suchen, ist zwar noch offen, spielt aber nach Auffassung des Jugendhilfeausschuss-Vorsitzenden Michael Billen auch nur eine untergeordnete Rolle.

 Wo hängen die Kita-Kinder aus Preist und Beilingen künftig ihre Stiefel auf? Diese Frage ist noch offen. Foto: dpa

Wo hängen die Kita-Kinder aus Preist und Beilingen künftig ihre Stiefel auf? Diese Frage ist noch offen. Foto: dpa

Foto: Ralf Hirschberger (e_eifel )

Speicher/Preist. Das Interesse an der Sitzung ist groß. So groß, dass der Hausmeister seinen Feierabend unterbrechen muss, um die variable Zwischenwand des Sitzungssaals zu entfernen. Hinter dieser Wand sitzen nämlich auch noch Zuhörer. Und die kommen erst zum Vorschein, als der Hausmeister die einzelnen Wandelemente nach und nach beiseite schiebt.
Es geht bei dieser öffentlichen Sitzung um nicht weniger als den Bau der neuen Kita in Speicher. Darum ging es in den vergangenen Jahren schon öfters, doch ist diese Sitzung etwas Besonderes. Denn der wichtigste Tagesordnungspunkt endet damit, dass der Rat einen einstimmigen Beschluss fasst. Und zwar den, eine elfgruppige Kita am Standort der ehemaligen Hauptschule mit einem geschätzten Bauvolumen von 4,276 Millionen Euro zu errichten. Diesen Beschluss hätte der Rat gerne viel früher gefasst. Doch gab es zwei Gründe, die diese Entscheidung verzögert haben: die Beteiligung der Einzugsgemeinden und die Grundstücksverhältnisse. So wurde das Gelände, auf dem derzeit noch die alte Hauptschule steht, seinerzeit von der Stadt an den Schulzweckverband übertragen. Das hat sich als problematisch erwiesen. Das Problem scheint nun gelöst. "Die Stadt Speicher wird definitiv Eigentümer des Grundstücks", sagt VG-Bürgermeister Manfred Rodens. Was die Stadt nach wie vor nicht weiß, ist, in welchem Umfang sie mit der finanziellen Unterstützung der drei übrigen Kita-Einzugsgemeinden rechnen kann. Denn während der Ortsgemeinderat Philippsheim der Zweckvereinbarung und damit auch einer Übernahme des Baukostenanteils zugestimmt hat, suchen die Gemeinden Beilingen und Preist nach Alternativen, bei denen sie günstiger wegkommen. Beilingen will, dass die dortigen Kinder zukünftig die Kita in Herforst besuchen und hat dazu auch einen entsprechenden Antrag an den Jugendhilfeausschuss des Kreises gestellt. Preist spielt mit dem Gedanken, sich der Kita in Orenhofen anzuschließen oder eine eigene Kita zu errichten (siehe Extra). Ob es dazu kommen wird? Besonders wahrscheinlich ist es aber nach Aussage von Michael Billen nicht.
Als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses ist er genau wie die bei der Kreisverwaltung für Kommunal- und Rechtsangelegenheiten zuständige Gisela Mayer-Schlöder zur Stadtratssitzung nach Speicher gekommen, um dem Rat Rede und Antwort zu stehen.Kindeswohl im Vordergrund


Und das, was die Ratsmitglieder von Mayer-Schlöder und Billen wissen wollen, dreht sich im Grunde um eine zentrale Frage: Kann der Stadtrat den Bau der Kita ohne folgenschwere Konsequenzen beschließen, auch wenn derzeit noch unklar ist, was aus Preist und Beilingen wird? Billen und Mayer-Schlöder haben keine Bedenken. Im Gegenteil.
Der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses plädiert dafür, den Beschluss nun zu fassen. Solange der Bau noch nicht stehe, könne man ihn gegebenenfalls noch verkleinern. Er glaube aber nicht, dass das nötig sei. "Der Jugendhilfeausschuss hat in erster Linie das Wohl der Kinder im Blick", sagt Billen. Weil der Antrag der Ortsgemeinde Beilingen nicht mit einer Kindeswohlfrage, sondern mit einer Kostenfrage begründet sei, sehe er keinen Grund, dem Antrag der Gemeinde Beilingen nachzukommen.
Entscheiden müsse das der Jugendhilfeausschuss, sagt der Vorsitzende. Jedoch gehe er davon aus, dass das Gremium das ähnlich sehe. Was Preist betreffe, so liege dem Jugendhilfeausschuss bislang noch kein Antrag vor, sagt Billen. Sollte im Vorfeld der kommenden Sitzung (21. September) noch ein Antrag kommen, so werde man diesen prüfen und auch darüber entscheiden, fügt er hinzu. Auf die Entscheidung des Speicherer Stadtrats habe das jedoch keinen Einfluss, so Billen. "Hier in Speicher ist Bedarf. Und aus Sicht des Jugendhilfeausschusses würde ich es sehr begrüßen, wenn der Bedarf gedeckt würde."Extra

Der Jugendhilfeausschuss ist unter anderem zuständig für die Kindertagesstätten-Bedarfsplanung und entscheidet damit auch über die Einteilung der Einzugsgemeinden. Sollte sich Preist dazu entschließen, eine eigene Kita zu bauen, so wäre für die Umsetzung die Zustimmung des Ausschusses notwendig. Eine andere Möglichkeit, über die in Preist nachgedacht wird, ist die, die Kinder zukünftig nicht mehr in Speicher, sondern in der Kita Orenhofen unterzubringen. Auch dafür wäre eine Änderung der Bedarfsplanung notwendig - und gegebenenfalls eine erneute Erweiterung der Orenhofener Kita. So ist die dortige Kita laut dem Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses derzeit zu klein, um den Bedarfsplan entsprechend zu ändern. uhe

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