Links das Herz

BITBURG. (uhe) Mit klaren Botschaften und bekennender Schwäche für Bitburger Bier hat Oskar Lafontaine bei einer WASG-Veranstaltung am Freitag im Bitburger Hotel Eifelbräu um Stimmen für die Landtagswahl am 26. März geworben.

"Jetzt weiß ich wieder, warum ich hergekommen bin", sagt der Gastredner, nimmt Freude strahlend das frisch gezapfte Bit entgegen, dann einen großen Schluck und kommt zur Sache. Zu seiner Politik - und zur Politik der anderen, die er liebevoll den "Einheitsbrei der etablierten Parteien" nennt. "Oskar kommt" stand auf den Plakaten in Bitburgs Straßen, und tatsächlich: Während die beiden Musiker Manni und Jo den Refrain eines alten Arbeiterlieds singen - "Vorwärts und nie vergessen, worin unsere Stärke besteht" - betritt Oskar Lafontaine den Raum, erhält kurzen Beifall, lässt die Band fertig spielen und sich begrüßen, um dann mit den politisch Verantwortlichen der Bundesregierung abzurechnen. Zuvor hatte das bereits Norbert Kepp, Spitzenkandidat der WASG für die Landtagswahl, mit der Mainzer Regierung getan und sich unter anderem darüber geärgert, "dass sich die Zukunft junger Menschen am Geldbeutel der Eltern orientiert". Erst Norbert, dann Manni und Jo, zwischendurch noch die Bitburg-Prümer Direktkandidatin Andrea Emonts und schließlich Oskar - mit spitzer Nase und noch spitzerer Zunge: Die Riester-Rente ist für Lafontaine nichts als Betrug, die geplante Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre "blanker Zynismus" und die sinkende Geburtenrate der Indikator dafür, dass die Politik versagt habe. "Seien Sie vorsichtig, wenn jemand Fremdwörter benutzt", warnt der Saarländer und erläutert Begriffe wie "Flexibilisierung des Arbeitsmarktes", "Lohnnebenkosten" oder "Besitzstandsware", die seines Erachtens mehr der Verwirrung und Täuschung als der Erklärung dienen. Lafontaine rechnet vor, wie durch eine Vermögenssteuer jährlich 100 Milliarden Euro erwirtschaftet werden könnten, gönnt sich zwischendurch ein weiteres Pils, fordert Mindestlöhne und wundert sich über die "Merkel-Orgie in den Medien". Der knapp 45-minütige Auftritt des Mannes, dessen Herz links schlägt und dessen Leibwächter rechts steht, sorgt bei den rund 70 Zuhörern für einen informativen, aber vor allem unterhaltsamen Abend - auch wenn neugierige Besucher wie Horst Büttner (SPD) oder Rosi Biewer (Bündnis 90/Grüne) beim schonungslosen politischen Rundumschlag des WASG-Politikers mitunter kräftig schlucken müssen.

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