Luxemburger wollen in den "Brotschrank"

ROTH AN DER OUR. 30 Grundstücke für Einfamilienhäuser will ein Investor aus Luxemburg in Roth an der Our erschließen und vermarkten. Der Gemeinderat unterstützt das Vorhaben, zu dem es aber auch kritische Stimmen gibt.

Die Ortsgemeinde Roth leidet unter einem steten Schwund von Einwohnern. Von 314 Bürgern im Jahr 1964 sank die Zahl auf 203 (1984) und 178 (2004). Viele Bauwillige wanderten ab, weil keine Grundstücke zur Verfügung standen. Das zwischenzeitlich von der Ortsgemeinde erschlossene Gebiet Delsbüscher Weg/Auf der Kirt (der TV berichtete) mit 17 Grundstücken brachte noch nicht den Durchbruch, weil dort für die Eigentümer keine Baupflicht besteht.Pendler wollen Fahrtwege verkürzen

Unterdessen wird die Nachfrage immer stärker. Vor allem bauwillige Luxemburger interessieren sich für Standorte in grenznahen deutschen Gemeinden, um den wesentliche höheren Grundstückspreisen im "Ländchen" zu entgehen. Pendler aus Deutschland wiederum wollen ihre täglichen Fahrtwege von und zur Arbeit in Luxemburg verkürzen. Vor diesem Hintergrund nahm das Projektierungsbüro Innovat Sarl mit Sitz in Berdorf das Gebiet "Im Brotschrank" ins Visier. Es geht um ein Plateau von 3,5 Hektar, das sich östlich an das vorhandene Neubaugebiet anschließt. Durch Ausbau eines Wirtschaftswegs und Neubau einer Ringstraße sollen Grundstücke von 700 bis 1000 Quadratmetern erschlossen werden. Der Bebauungsplan soll Einzel- und Doppelhäuser mit maximal zwei Vollgeschossen zulassen. Die Häuser sollen nicht nur durch Bepflanzung vorbildlich in die Landschaft eingebunden, sondern auch besonders energieeffizient gebaut werden. Zur Versorgung wäre ein Blockheizkraftwerk denkbar, für das eine Betreibergesellschaft benötigt würde. "Der Ortsgemeinderat hat sich in einem Grundsatzbeschluss für das Projekt ausgesprochen", teilte Ortsbürgermeister Hans-Leo Hunewald in einer öffentlichen Ratssitzung den Bürgern mit. "Wir wollen eine Vorwärtsentwicklung und ermöglichen, dass junge Familien in Roth bauen." Für Innovat-Geschäftsführer Ewald Schares steht fest: "Der Bedarf ist ganz sicher gegeben." Bei einer Sitzungsunterbrechung kamen aus den Reihen der Bürgerschaft auch einzelne kritische Töne. Befürchtungen wegen einer Zunahme des Verkehrs im Delsbüscher Weg teilte Hunewald nicht: "Das ist eine zumutbare Belastung." Für eine vorgeschlagenen Alternativ-Ausweisung eines kleineren Gebiets in Verlängerung des Delsbüscher Wegs sah der Ortsbürgermeister keine Chance. Ein solcher Eingriff sei schon in den 80er-Jahren nicht genehmigt worden. Demgegenüber gelte die intensiv landwirtschaftlich genutzte Plateaufläche als ökologisch weniger wertvoll. Inwieweit die Planung mit dem Status als Flora-Fauna-Habitat vereinbar sei, müsse eine Umweltprüfung ergeben."Wir verstehen uns als Europäer"

"Ich habe Verständnis für Bedenken, weil im Ergebnis 100 Einwohner dazu kommen könnten. Deshalb wird die Ortsgemeinde das gesamte Verfahren vernünftig begleiten und moderieren", kündigte Hunewald an, der mögliche Vorbehalte gegenüber nichtdeutschen Neubürgern erst gar nicht aufkommen ließ: "Wir verstehen uns immer mehr als Europäer." Die Kosten einer Erschließung trüge die Firma Innovat. Der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg muss noch entscheiden, ob er das gesamte Baugebiet in den Flächennutzungsplan aufnimmt. Laut Wolfgang Thiel von der VG-Verwaltung müssen die Vorgaben des Landesentwicklungsplans und des Raumordnungsplans berücksichtigt werden. Die entscheidende Klausel: "Wenn bestimmte Begründungen vorliegen, darf eine Gemeinde auch über ihren Eigenbedarf hinaus Bauland ausweisen."

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