"Man fühlt sich wie ein Superstar"

HERMESDORF. (pit) Menschen mit Behinderung wollen Selbstbestimmung, Teilhabe und Gleichstellung. Die Westeifel-Werke setzen diese Ziele mit viel professionellem Engagement in die Wirklichkeit um. Die sportlichen und künstlerischen Erfolge sprechen für sich. Am 22. September findet in der VG-Verwaltung Bitburg-Land eine Ausstellung der Künstler der Westeifel-Werke statt.

Montage II. Konzentriert arbeitende Menschen sitzen vor ihren Maschinen, erledigen ihre Arbeitsgänge, prüfen das Ergebnis. Plötzlich stehen einige auf und Gruppenleiter und Besucher werden herzlich umarmt und geküsst. Man wähnt sich in südlichen Gefilden; warmherzige Menschen, entspanntes Arbeitsklima. Weit gefehlt. All dies und vieles mehr erlebt man bei einem Besuch der Westeifel Werke in Hermesdorf. Dort arbeiten 186 geistig behinderte Menschen täglich von 8 bis 16.30 Uhr. Sie montieren, sortieren, reparieren, kontrollieren. Ausgeklügelte Arbeitspläne und behindertengerechte Produktionsstraßen garantieren erstklassige Arbeit und mit 340 Euro einen überdurchschnittlichen Lohn. Und doch ist hier alles ein bisschen anders. "Für den behinderten Menschen ist die Werkstatt nicht nur Arbeitsstätte, sondern auch Lebensraum, Lernort und persönliche Erlebniswelt", sagt Erwin Görgen, Geschäftsführer der Westeifel Werke. So sind Sport, Musik und Kunsttherapie feste Bestandteile des Arbeitsalltags. "Unsere Mitarbeiter können all diese persönlichkeitsfördernden Angebote außerhalb der Werkstatt ja gar nicht wahrnehmen."Leitgedanken machen nur mit Leben erfüllt Sinn

Innovativ, wirtschaftlich, sozial: "Diese Leitgedanken der Westeifel Werke machen nur Sinn, wenn sie mit Leben erfüllt, in die Tat umgesetzt werden", erklärt Erwin Görgen. So werden Gewinne reinvestiert - in qualifiziertes Personal und gute materielle Ausstattung und somit in Zufriedenheit, Selbstvertrauen und Anerkennung der Mitarbeiter. Und diese Entscheidung trägt Früchte. Die Riege der Hermesdorfer Special-Olympics-Medaillengewinner spricht für sich. "Wolli" Smolko aus Bitburg spielt seit fünf Jahren Golf im Golf Resort Bitburg, ist Goldmedaillen-Gewinner: "Ich war sogar schon zu einem Prominenten-Turnier eingeladen", sagt er. "Gold-Kerstin" Daufer aus Lützkampen, Beste im Springen und Ballwurf, bekam zu Hause einen großen Empfang und Besuch vom Landrat. Und Ewald Lichter aus Trimport, erfolgreicher Tischtennisspieler fasst zusammen: "Man fühlt sich wie ein Superstar." "Die positive Zusammenarbeit mit kommerziellen Anbietern wie zum Beispiel dem Golf Resort Bitburg ist gelebte Integration und dokumentiert die Akzeptanz der Behinderten", sagt Görgen. Akzeptanz und Unterstützung zeigt eine Aktion Mettendorfer Schüler. Sie spendeten den Erlös des Sommerfestes für die Anschaffung eines Schlagzeuges. Die "Kräckers", die hauseigene Hermesdorfer Band kann jetzt richtig losrocken. Eine weitere Möglichkeit der Persönlichkeitsentwicklung bietet die Kunst. Walter Wilde, bekannter Maler und Kunsttherapeut an den Westeifel Werken bestätigt die positiven Auswirkungen. "Gerade die Ausdrucksmöglichkeit in Bildern stärkt das Selbstbewusstsein, eröffnet Zugang zu ganz anderen Welten, gibt neuen Lebenssinn." Die Kunstwerke der behinderten Künstler finden große Resonanz. Fast alle Bilder vergangener Ausstellungen wurden verkauft. Ab dem 22. September können sich nun auch die Bitburger ein Bild machen. In der Verbandsgemeindeverwaltung Bitburg-Land eröffnet Bürgermeister Jürgen Backes die Kunstausstellung. Gezeigt werden Bilder von Künstlern aus allen Werkstätten der Westeifel Werke.

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