Manege frei!

SPEICHER. Ein Zirkus zieht nicht nur Kinder in seinen Bann, wenn er durch Dörfer reist, in denen das Freizeitangebot ohnehin nicht sehr groß ist. Der kleine Wanderzirkus, der oft von Generation zu Generation weitergeführt wird, wird wohl nie aus der Mode kommen. Am Wochenende ist der Zirkus in Speicher zu Gast.

Ob es nur das Streicheln der Tiere ist, die in der Nähe des Zirkus auf der Wiese weilen oder der kleine Affe, bei dessen Schrei sich selbst manch ein Erwachsener erschreckt. Für viele Kinder ist es eine kleine Sensation, solch einen Zirkus im Dorf zu haben. Und wenn dann auch noch eines der "Zirkuskinder" mit ihnen zur Schule geht, ist es um so interessanter. Dann verabredet man sich schnell mit der besten Freundin oder dem besten Freund, um nach den Hausaufgaben die Zirkustiere zu besuchen. Heimlich schaut man dann auch schon mal, ob nicht irgendwo der Clown herumläuft und vielleicht schon vor der Vorstellung die Kinder zum Lachen bringt. Es könnte ja auch sein, dass plötzlich der Zauberer auftaucht, um aus seinem Hut einen kleinen Hasen hervor zu zaubern. Das Leuchten in den Augen der Kinder ist beim Anblick des Zirkus nicht zu übersehen, weiß man doch nie, was einen erwartet. Dann endlich kommt der ersehnte Tag. Um 17 Uhr heißt es: "Manege frei!". Sofort wandelt sich die Ungeduld der kleinen Zuschauer in Spannung und Faszination. So auch beim Zirkus Royal aus Saarbrücken, der kürzlich in Landscheid war. Das abwechslungsreiche Programm eröffnete der "Chef" persönlich mit seiner Pferdedressur, gefolgt von einer Bodenakrobatik-Show der Geschwister Royal. Aber auch die Tiere kamen mit ihren Vorführungen nicht zu kurz: Da balancierte eine Ziege auf der Stange; "Hansi", das springende Lama sprang nur, wenn die Zuschauer ein ohrenbetäubendes "Olé" von sich gaben, und "Sultan", das Wüstenschiff, zeigte, was ein Kamel zu bieten hat. Plötzlich wurde es dunkel und "Mister Vulkano" aus "Tausend und einer Nacht" spuckte so heftig Feuer, dass so manches Kind den Atem anhielt. Nach der Pause tanzte das Pferd "Diablo" zum Walzer und die neunjährige Latjana zeigte, dass man selbst mit 20 Hula-Hopp-Reifen die Hüften noch schwingen kann.Die Tiere werden zu nichts gezwungen

Der Höhepunkt für viele Kinder: Endlich tauchte Clown "Beppo" auf, der das Publikum so richtig zum Lachen brachte, besonders als er Unterstützung von seinem kleinen Mitstreiter, einem Affen bekam. Nach einer guten Stunde ist die Vorstellung leider schon vorbei und man fragt sich doch, was steckt eigentlich hinter solch einem Wanderzirkus? Da ist die Frage der artgerechten Tierhaltung. Dazu Andi Royal vom Zirkus Royal: "Die Tiere in unserem Zirkus werden zu nichts gezwungen. Wenn sie nicht wollen, lassen wir sie eben. Außerdem werden wir regelmäßig vom Kreisveterinäramt aufgesucht, die nach dem Rechten schauen." Oder die Frage, wie es für die Kinder ist, wenn sie laufend die Schule wechseln müssen. "Das ist für die Kinder kein Problem, die sind daran gewöhnt. In Nordrhein-Westfalen werden sie sogar von einem Privatlehrer unterrichtet, der uns auf unserer Tournee begleitet", so Royal. Ein Aspekt ist da aber immer noch im Hinterkopf: Wenn man sieht, dass der Zirkus ein bis zwei Tage oder auch mehr an einem Ort verweilt, um letztendlich oft nur eine oder zwei Vorstellungen zu geben, wie rechnet sich das? Bei Eintrittspreisen beispielsweise ab fünf Euro für Kinder und sieben für Erwachsene, stellt sich hier selbst dem besten Finanzjongleur wohl die Frage: Wie kann ein Zirkus so bestehen? Gut, zu Beginn werden Popcorn-Tüten verkauft oder zwischendurch Andenken-Fähnchen - aber immerhin müssen, wie hier im Zirkus Royal, sechs Personen und neun Tiere davon leben. Letztendlich scheint es dann doch zu funktionieren, denn sonst hieße es in Zukunft wohl nicht mehr: "Manege frei!". Vorstellungen: Samstag, 15. März und Sonntag, 16. März, jeweils 16 Uhr, am Schulzentrum in Speicher.

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