Marienhaus GmbH zieht sich aus Gesundheitszentrum Neuerburg zurück - Suche nach neuem Betreiber

Neuerburg · Die Marienhaus GmbH will sich aus der Trägerschaft zurückziehen. Der OP-Bereich soll geschlossen werden. Der Vertrag von Dr. Ingvo Müller ist zum Ende des Jahres gekündigt worden.

 Für das Gesundheitszentrum in Neuerburg wird ein neuer Betreiber gesucht.

Für das Gesundheitszentrum in Neuerburg wird ein neuer Betreiber gesucht.

Foto: Stefanie Glandien

Das Gesundheitszentrum (GHZ) in Neuerburg soll einen neuen Betreiber bekommen. Eigentlich hatte sich die Marienhaus GmbH für fünf Jahre bereit erklärt, anstelle des im Oktober 2014 geschlossenen St.-Josef-Krankenhauses ein solches Zentrum zu betreiben. "Wir mussten aber feststellen, dass es wegen des Ausstiegs nach fünf Jahren schwierig war, neue Ärzte zu gewinnen. Deswegen wollen wir jetzt die Strukturen schaffen, die den Ärzten eine längere Perspektive bieten", sagt Günter Merschbächer, Geschäftsführer der Marienhaus GmbH.

Neuer Betreiber: Geplant sei, das Gesundheitszentrum von einer Betreiber-GmbH mit privaten Gesellschaftern übernehmen zu lassen, sagt Moritz Petry, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Südeifel. "Es wird kein kommunales Gesundheitszentrum geben. Weder die Stadt Neuerburg noch die Verbandsgemeinde werden es betreiben", stellt er klar. Im Gespräch ist derzeit Ingo Jakschies, der bereits mit dem Gesundheits-Campus Sauerland in Balve ein ähnliches Projekt erfolgreich umgesetzt hat. Der 53-jährige Sauerländer arbeitet bereits seit Sommer 2016 als externer Berater für die Unternehmensgruppe Marienhaus (der TV berichtete).

Die Idee ist, weg vom Betreiber- hin zum Mietmodell zu kommen. Die Immobilie würde, einen entsprechenden Stadtratsbeschluss vorausgesetzt, an die Stadt Neuerburg zurückfallen. Die neue Betreiber-Gesellschaft würde keine Ärzte anstellen, sondern versuchen, Anbieter von Gesundheitsleistungen zu gewinnen und ihnen Praxisräume zu vermieten.

Dem Chirurgen Ingvo Müller wurde aus diesem Grund bereits gekündigt. "Mein Vertrag läuft zum 31. Dezember 2017 aus", bestätigt dieser auf TV-Anfrage. Die Marienhaus GmbH hatte Müller damals als Chirurgen des Medizinischen Versorgungszentrums Ahrweiler für die Außenstelle Neuerburg angestellt, um den Kassensitz zu erhalten. Da sich die GmbH als Betreiber zurückziehen möchte, musste sie Müller kündigen. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass er in Neuerburg eine Praxis als selbstständiger Arzt eröffne, sagt Merschbächer.

Der Chirurg hat am 2. März seinen letzten OP-Tag. Anschließend wird er für sechs Wochen nach Afrika fliegen, um dort ehrenamtlich zu arbeiten. "Ich bin offen in alle Richtungen - auch Neuerburg ist eine Option", sagt er.

Reaktionen: Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm: "In meinen 20 Jahren als Hauptamtlicher fühlte ich mich noch nie so an der Nase herumgeführt wie durch die Marienhaus GmbH: In zehn hochkarätig besetzten Sitzungen mit Land, Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung, Stadt, VG und Kreis hat der Träger Marienhaus ein Konzept entwickelt, das von allen mitgetragen wurde. Das Land hat 1,5 Millionen Euro Ende letzten Jahres gezahlt, der Kreis hat sich verpflichtet, mindestens fünf Jahre zehn Prozent des Defizits des Gesundheitszentrums Neuerburg zu tragen, maximal 50.000 Euro pro Jahr. Jetzt nach nur einem Jahr uns alles vor die Füße zu werfen, ist von den Waldbreitbachern schofel. So kann man nicht miteinander umgehen. Hier dürfen wir die Marienhaus GmbH auch nicht aus der Pflicht lassen. Von dort müssen die Gelder kommen, die man auch in den nächsten vier Jahren eingebracht hätte."

Anna Kling, Bürgermeisterin der Stadt Neuerburg: "Wir sind froh, dass die Marienhaus GmbH die Zeit hier geblieben ist. Sie war die Einzige, die vom Land Geld bekommen konnte, um das Krankenhaus abzuwickeln und das Gesundheitszentrum aufzubauen. Ohne Marienhaus hätten wir keine Förderung erhalten."

Moritz Petry, Bürgermeister der VG Südeifel: Die Marienhaus GmbH hat die Verpflichtung gefühlt, vorne mitzugehen. Es war nicht abzusehen, dass die fünf Jahre Laufzeit so ein Hemmschuh sein würden."
Alfred Ziewers vom Aktionsbündnis medizinische Versorgung Süd-Westeifel: "Es hat bei der Marienhaus GmbH der Eifer gefehlt, die Sache umzusetzen. Wir sehen es positiv, dass Herr Jakschies das übernehmen soll. Der hat so was schon mal auf die Beine gestellt."

Jörn Simon, Leiter der rheinland-pfälzischen Landesvertretung der Techniker-Krankenkasse:
"Wir bedauern, dass der Betreiber bereits nach gut zwei Jahren die Segel streicht. Wichtig ist nun, dass das Gesundheitszentrum erhalten bleibt. Es ist zu begrüßen, dass bereits aktiv nach einem neuen Betreiber gesucht wird."

Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler: "Die Landesregierung begleitet den Weiterentwicklungsprozess am Gesundheitszentrum Neuerburg intensiv und wird ihn auch weiterhin nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten unterstützen. Der Träger Marienhauskliniken hat erkannt, dass die Strukturen für ein kleines Gesundheitszentrum langfristig angelegt sein müssen, und stellt deshalb auf ein Betreibermodell um. Ich bin optimistisch, dass es in den kommenden Wochen gelingen wird, die Entwicklung des Gesundheitszentrums auf eine konzeptionell breitere und nachhaltig tragfähige Grundlage zu stellen."
Meinung

Letzter Versuch
Es sollte das Prestige-Projekt des Landes werden: Zum ersten Mal sollte in Rheinland-Pfalz ein ehemaliges Krankenhaus in ein Gesundheitszentrum umgewandelt werden. Doch bislang ist es ein Rohrkrepierer. Die Marienhaus GmbH hat sich übernommen. Von Anfang an war der auf fünf Jahre angelegte Vertrag nur ein halbgares Versprechen. Von Aufbruchstimmung keine Spur. Ingo Jakschies ist der neue Hoffnungsträger. Er hat im Sauerland schon ein ähnliches Projekt umgesetzt. s.glandien@volksfreund.de

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