Marienhaus sagt: Bye-bye, Neuerburg!
Neuerburg/Bitburg · Die Marienhaus GmbH will sich ganz aus Neuerburg zurückziehen. Nach dem Ausstieg aus dem Gesundheitszentrum, den der Träger anstrebt, wurde nun die Schließung der Pflegeeinrichtung für Menschen in der Phase-F verkündet.
Ende Februar hatte die Marienhaus GmbH erklärt, dass sie sich schon jetzt aus der Trägerschaft des Gesundheitszentrums zurückziehen möchte. In dieser Woche hat die Unternehmensgruppe in Neuerburg noch eine schlechte Nachricht verkündet: Zum Jahresende will die Marienhaus GmbH die Pflegeeinrichtung für Menschen in der Phase-F in Neuerburg schließen. Die Pflegeeinrichtung, die zum Marienhaus Klinikum Bitburg gehört, ist derzeit noch im Erdgeschoss des Gesundheitszentrums angesiedelt.
20 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit sind dort mit der Pflege und der Versorgung der rund 21 Bewohner betraut, die infolge von Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Trauma, Muskelerkrankung oder COPD (Krankheiten der Lunge) nicht mehr selbstständig leben können und teils beatmet werden müssen.
"Es macht für uns keinen Sinn, die Station dort, weit ab vom Schuss zu betreiben", erklärt Pressesprecher Heribert Frieling. Die Pflegeeinrichtung, die ehemals mit dem St.-Elisabeth-Krankenhaus im Gesamtpaket geführt wurde, sei als Station alleine für das Unternehmen nicht wirtschaftlich.
"Wir haben den 20 Mitarbeitern unsere Entscheidung, die Einrichtung zum Jahresende aufzugeben, in dieser Woche mitgeteilt", sagt Frieling und ergänzt: "Alle Mitarbeiter bekommen ein Angebot, im Marienhaus Klinikum in Bitburg oder Gerolstein zu arbeiten." Die Bewohner sollen in andere Einrichtungen verlegt werden.
Obwohl die Entscheidung für die Marienhaus GmbH feststeht, gibt es doch noch einen Funken Hoffnung, dass die Pflegeeinrichtung in Neuerburg erhalten bleiben kann: "Es gibt zwei Interessenten", sagt Frieling, "damit würden wir die Station im Idealfall an einen neuen Betreiber übergeben."
Etwas verwunderlich ist schon, dass die Marienhaus GmbH kürzlich erst 800?000 Euro in einen Umbau für die Verlegung der Phase-F vom Erdgeschoss in das erste Obergeschoss investiert hat. Insgesamt sollen wie geplant 1,3 Millionen Euro in den Umbau des Gesundheitszentrums fließen, in dessen Erdgeschoss Raum für Ärzte und weitere Dienstleister aus der Gesundheitsbranche entstehen soll, damit diese sich dort ansiedeln können. Dabei hegt die Unternehmensgruppe den Wunsch, noch vor Ablauf des Vertrags, der bis 2021 läuft, komplett aus dem Gesundheitszentrum auszusteigen (der TV berichtete).
Aber wird die Stadt Neuerburg die Marienhaus GmbH vorher ziehen und damit aus der Pflicht lassen, dort nach bestem Wissen und Gewissen ein Gesundheitszentrum auf die Beine zu stellen? Das war immerhin vertraglich vereinbart.
"Wir warten auf ein vernünftiges Angebot der Marienhaus GmbH", sagt Bürgermeisterin Anna Kling. Denn mit der Rückgabe der Immobilie an die Stadt Neuerburg stellt sich eine wichtige Frage: Verlangt die Marienhaus GmbH von der Stadt die Investitionskosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro zurück? "So weit sind wir noch nicht", sagt Christoph Wagner, kaufmännischer Verbunddirektor des Marienhaus-Klinikums Eifel, der sich im Gegensatz zu Anna Kling derzeit noch nicht dazu äußern möchte.
Kling: "Mir ist nicht angst und bange, dass wir 1,3 Millionen Euro zahlen müssen." Denn schließlich habe das Land, das den Aufbau des Gesundheitszentrums nicht direkt fördern könne, seinen Zuschuss ja im Rahmen der Schließungskosten für das Krankenhaus bezahlt, "so dass ja letztlich Geld des Ministeriums hier gelandet ist." Kling: "Marienhaus könnte jetzt sagen: ‚Liebe Stadt Neuerburg, lasst uns bitte vorzeitig aus dem Vertrag heraus, dann bekommt ihr das Haus zu den und den Konditionen zurück.'"
Doch wie soll es ohne die Marienhaus GmbH, ohne Phase-F und ohne Chirurg Ingvo Müller, der ebenfalls zum Jahresende seinen Abschied angekündigt hat, mit dem Gesundheitszentrum weitergehen?
"Wir prüfen derzeit Alternativen und einen Plan B", sagt Kling. Bei diesem Plan B solle möglicherweise der Diplom Kaufmann Ingo Jakschies, der schon ein Gesundheitszentrum im Sauerland auf die Beine gestellt hat, und bereits für die Marienhaus GmbH in Neuerburg aktiv ist, eine größere Rolle spielen. "Vom Grundsatz sind wir uns einig. Es soll eine schöne und enge Zusammenarbeit zwischen der Kommune und mir werden", erklärt Jakschies auf TV-Nachfrage. "Ich würde als Kümmerer für das Gesundheitszentrum arbeiten, Ärzte und weitere Mieter akquirieren." Dabei gehe es um ein Mietmodell, wobei die Ärzte im Gesundheitszentrum die Mieter der Stadt oder eines noch zu gründenden Regiebetriebes der Stadt wären. Jakschies: "Das wird gelingen, keine Frage!" So sieht es auch Bürgermeisterin Kling. "Wenn die Immobilie wieder in den Händen der Kommune ist, kommen wir eher mit den Ärzten ins Geschäft."
Meinung
Christian Moeris
Gutes Geschäft
Die Marienhaus Unternehmensgruppe hat, so wie es aussieht, für den Aufbau des Gesundheitszentrums viel geleistet. Denn anders als über den Zuschuss für die Schließungskosten des Krankenhauses, den das Land in Höhe von 1,5 Millionen Euro an die Unternehmensgruppe gezahlt hat, und den der Träger in den Umbau des Gesundheitszentrums investiert, wäre die Stadt nicht an das Geld aus dem Ministerium herangekommen. Wenn der Träger diese Investitionen bei der Rückgabe der Immobilie nicht - oder nur einen Bruchteil davon - zurückverlangt, hat die Stadt Neuerburg am Ende ein gutes Geschäft gemacht. c.moeris@volksfreund.de