Markt oder kein Markt, das ist hier die Frage

Bitburg · Die Stadtverwaltung Bitburg plant ab Mai auf dem neuen Spittel einen Wochenmarkt. Dafür sucht sie Direktvermarkter, die ihre Produkte anbieten. Mit diesem "Grünen Markt" will die Stadt Leben in die Fußgängerzone bringen. Doch die Idee lässt viele Bitburger kalt.

 „Käsemann“ Kobus Duister. TV-Foto: Monika Pradelok

„Käsemann“ Kobus Duister. TV-Foto: Monika Pradelok

Bitburg. Mehr Leben in der Bude: Das wünscht sich die Stadt. Bitburgs Fußgängerzone ist mit vielen Gastrobetrieben und Einzelhandelsgeschäften zwar gut ausgestattet. Aber eine Möglichkeit auf die Schnelle Lebensmittel wie Milch und Butter zu kaufen, fehlt. Das soll sich ab Mai ändern.
Auf dem neuen Spittel plant die Stadtverwaltung einen Wochenmarkt. Die Leute sollten sich vor Ort versorgen können, heißt es von Seiten der Stadt. Um den Markt zum Laufen zu bringen, werden seit Anfang Januar Selbstvermarkter gesucht, die ihre Waren einmal in der Woche anbieten. "Eine gute Sache", wie Charlotte Düntzer vom Schreibwarenhandel McPaper findet. Denn die Wege zum nächsten Supermarkt seien weit und unpraktisch, wenn man Mittagspause machen wolle. "Wir haben zwar den Bauernmarkt", sagt die 63-Jährige. "Aber der ist leider nur freitags und samstags geöffnet." Eine Alternative würde sie willkommen heißen.
Doch nicht jeder ist von der Idee eines Wochenmarktes überzeugt. "Es gab in Bitburg schon mal einen Wochenmarkt", erinnert sich Else Binsfeld. Doch dieser konnte sich offenbar nicht durchsetzen. Die 80-jährige Bitburgerin glaubt nicht, dass sich der Markt lohnen würde. Bitburg hätte schließlich die Bauernmarkthalle. Dort kauft sie seit vielen Jahren ein. Dem Wochenmarkt würde sie eine Chance geben, wenn das Angebot "groß, günstig und gut" wäre.
Auch Helmut und Anita Dustert aus Langsur sind Stammkunden in der Bauermarkthalle. Sie stehen der Idee der Stadt skeptisch gegenüber. Vor allem weil der Markt unter anderem nicht überdacht ist. Dass jemand freiwillig in der Kälte oder bei Regen draußen steht, erschließt sich ihnen nicht. Helmut Dustert spricht sich für die Gemütlichkeit des Bauernmarktes, das Angebot und der Qualität der dortigen Anbieter aus. "Wir haben den Bauernmarkt. Das genügt", sagt er.Keine Konkurrenz


Über die Aussagen seiner Kundschaft freut sich Christof Lausberg. Für den Markt-Chef kommt kein anderer Standort als die Bauermarkthalle infrage. "Wir können unsere Waren nicht einfach auf einem Wochenmarkt anbieten", sagt er und zeigt auf die Kühltheken. "Wir bräuchten spezielle Wagen. Die kosten ein Vermögen."
Zudem hätten seine Stammkunden bei einem Wochenmarkt keine vernünftigen Parkmöglichkeiten. "Unsere Kunden fahren teilweise mit den Autos vor. Denn wir verkaufen nicht nur kleine Waren, sondern auch große", erklärt er und überreicht einer Kundin zwei zehn Kilo Säcke Kartoffeln.
Als Konkurrenz sieht er den Wochenmarkt aber nicht. Er habe Bürgermeister Joachim Kandels sogar seine Hilfe angeboten, als ihn das Stadtchef über den Wochenmarkt informierte. "Ich halte Ausschau nach regionalen Anbietern", sagt Lausberg. Bislang hat er aber niemanden gefunden.
Ein Vermarkter, der grundsätzlich Interesse an einem Wochenmarkt hätte, ist Kobus Duister. In Bitburg bekannt als "Käsemann" bietet er bereits seit 30 Jahren seine Waren immer donnerstags in der Eifel an. Auch er erinnert sich an den Wochenmarkt vor einigen Jahren. "Ich bin der Einzige, der durchgehalten hat und auf dem Spittel noch Waren anbietet", bemerkt er.
Als die Bauarbeiten dort begannen, musste der Holländer nach einem anderen Standort suchen. Nun steht er in der Bedastraße. Wenn der Platz fertig ist, will er dorthin zurück. "Wenn der Wochenmarkt donnerstags stattfinden sollte, würde ich auf jeden Fall mitmachen", sagt Duister. Ansonsten sehe es schlecht aus, da er einen festen Wochenplan hat, der ihn unter anderem nach Hillesheim, Liblar (bei Erftstadt) und Köln führt.
Der Käsemann will sich trotzdem bei der Stadtverwaltung melden. Er ist der zweite, der sich für einen Stand interessiert. Genauso wie die Stadt hofft Duister, dass sich viele Leute finden. Und durchhalten: "In der Gemeinschaft ist es halt schöner."Meinung

Mehr Begeisterung, bitte!
Die Stadt bemüht sich auf dem neuen Spittel einen Wochenmarkt zu etablieren. Tolle Sache! Denn eine Möglichkeit, Milch oder Butter mal eben schnell zu kaufen, fehlt in der Innenstadt. So hätten Arbeitnehmer in ihren Pausen und ältere Menschen wenigstens einmal die Woche die Aussicht, kleinere Einkäufe fußläufig zu erledigen. Es muss nicht immer überdacht, warm und windgeschützt sein. Immerhin sind die Stände am Spittel schneller zu erreichen. Und die Waren sind auf jeden Fall frisch vom Feld. In Städten wie Wittlich und Trier funktioniert es doch auch. Deshalb sollte die Devise für Bitburg lauten: Rauf auf den Platz und mitgemacht! Das gilt für die Anbieter wie auch für die Kunden. m.pradelok@volksfreund.deExtra

Die Stadt Bitburg sucht für den "Grünen Markt" Selbstvermarkter. An mindestens einem Tag in der Woche sollen nach Eröffnung des Platzes im Mai dort Produkte wie Käse, Gemüse oder Blumen angeboten werden. Wann der Markt stattfindet, wird anhand der Verfügbarkeiten der Anbieter festgelegt. mmp Wer Interesse an einem regelmäßigen Stand auf dem Grünen Markt hat, meldet sich bei der Stadtverwaltung im Rathaus unter Telefon 06561/60010.

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