Matzen soll wachsen - aber wo?

BITBURG-MATZEN. Die Stadt Bitburg hat die Weichen zur Schaffung eines Neubaugebiets in Matzen gestellt. Am südwestlichen Ortsrand sollen rund 13 Bauplätze entstehen, gegen die ein Landwirt jedoch Bedenken hat.

Matzen soll wachsen, in erster Linie für junge Familien aus dem "Dorf": So weit sind sich alle einig. Der Ortsbeirat gab in seiner Sitzung am 2. September die einstimmige Empfehlung, einen Bebauungsplan für die südwestliche Verlängerung des Neuen Messenwegs aufzustellen. Etwa 13 Bauplätze könnten dort geschaffen werden. Das Gebiet ist schon seit mehr als 20 Jahren im Flächennutzungsplan zur Bebauung vorgesehen. Bei der Flurbereinigung 1984 gaben einige Grundstücksbesitzer Flächen im Ortskern her und bekamen dafür Flächen am südwestlichen Ortsrand. Um ihnen diesen Tausch schmackhaft zu machen, versprachen ihnen Mitarbeiter des Kulturamts mündlich, dass dort später ein Baugebiet hinkommt. Die Behörde hat darüber allerdings nicht zu befinden."So helfen wir Matzen nicht weiter"

Im Bauausschuss der Stadt äußerten einige Mitglieder Bedenken. Sie hatten gehört, es gebe eine Bauvoranfrage zur Erweiterung eines Bauernhofs in der Nähe des geplanten Baugebiets. "Wenn wir schon im Wissen um einen möglichen Widerspruch den Bebauungsplan aufstellen, helfen wir Matzen nicht weiter. Warum wird der Konflikt nicht im Vorfeld ausgeräumt?", fragte Hermann Schlösser (CDU). "Wir werden in diesem Gebiet sowieso nicht planen und bauen können ohne Gerichtsverfahren", vermutete Bürgermeister Joachim Streit. Von einer Bauvoranfrage sei ihm nichts bekannt. Schlösser wünschte sich einen "runden Tisch, statt die Planung mit Gewalt auf den Weg zu bringen". Mit elf Ja-Stimmen bei Enthaltung von CDU und FDP beschloss der Ausschuss schließlich doch die Aufstellung des Bebauungsplans. Zuschauer Stefan Weimann (39) zog nach der Sitzung verärgert von dannen. Der Landwirt hatte bereits am 3. August eine Bauvoranfrage an die Stadt gerichtet. Er will seinen erst vor wenigen Jahren gebauten Boxenlaufstall um die Hälfte (120 Plätze) erweitern sowie ein Melkstandgebäude angliedern. "Der Drang zur Ausweitung der Milchproduktion bleibt, um kostengünstig produzieren zu können", erklärt Weimann. Der 1933 ausgesiedelte Hof ist längst von der Ortsbebauung eingeholt worden. Einige Wohnhäuser sind sogar in unmittelbarer Nähe entstanden. Bauamtschef Heinz Reckinger bestätigte den Eingang der Anfrage schriftlich und teilte mit: "Der Antrag bedarf der Entscheidung des Ortsbeirats und des Bauausschusses." Beide Gremien tagten inzwischen, ohne jedoch den Antrag vorliegen zu haben. Weimann hat es zwar grundsätzlich nicht eilig, da der neue Stall noch nicht mit Vieh belegt ist. Vor dem Hintergrund des Bebauungsplans findet er die Verzögerung aber nicht in Ordnung: "Warum informiert die Stadt die politischen Entscheidungsträger nicht?" Der Abstand zwischen dem geplanten Baugebiet und dem bestehendem Stall liege bereits unter 100 Meter und werde durch die geplante Erweiterung noch verringert. Ein Verlegung des Anbaus auf die andere Seite sei wegen der Grundstücksgrenze beziehungsweise der Hanglage nicht möglich. Einen Bedarf nach Bauplätzen in Matzen sieht auch Weimann, und auf Streit ist er nicht aus: "Vielleicht reicht es schon, auf die Baureihe nördlich des Wirtschaftswegs zu verzichten." Seiner Meinung nach gäbe es als Ausgleich im angrenzenden Gebiet "Auf Arxen" genug Flächen, deren Bebauung niemanden behindern würde. Ein anderer Matzener Landwirt befürchtet für diesen Fall jedoch, dass die späteren Neubauten "Auf Arxen" von Emissionen aus seinem Betrieb betroffen sein könnten (der Trierische Volksfreund berichtete). Der Stadtrat hat bereits reagiert und will bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans deutlich weniger Bauflächen als ursprünglich angedacht "Auf Arxen" ermöglichen. Manche Bürger halten dagegen Flächen am nördlichen Ortsrand für besser geeignet, wobei die Erschließung allerdings teuer würde.

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