Mehr als Mandalas und Gebete

Bitburg · Sechs Ngari Khangtsen Mönche aus Südindien haben bei ihrer ersten Europa-Tour Halt in Bitburg gemacht. Die Medizinerin Iris Sedlar unterstützt seit vielen Jahren die Schwester des Dalai Lama und hat so Kontakte zu den Mönchen, die ihrer Heiligkeit direkt unterstellt sind.

 Ein Stück Tibet in Bitburg: Die Mönche beim Sandmandala-Malen. TV-Foto: Christina Bents

Ein Stück Tibet in Bitburg: Die Mönche beim Sandmandala-Malen. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Bitburg. Ein feinwürziger Geruch nach Tee und eine besondere Ruhe, als ob die Uhren langsamer laufen, haben die Besucher bemerkt, die vergangene Woche das Amitayus-Zentrum für fernöstliche Medizin in Bitburg besucht haben. Dort waren sechs Ngari Khangtsen Mönche zu Gast. Sie haben unter anderem an einem Sandmandala gearbeitet. Mit Flusssand, der mit Pflanzenfarben gefärbt wurde, haben sie die filigranen und kräftig bunten Symbole des Medizinbuddha mit orgelpfeifenähnlichem Werkzeug geschaffen.
Eine Woche haben die Mönche immer wieder daran gearbeitet, um es schließlich zu zerstören. Damit sollte gezeigt werden, dass alles Schöne vergänglich ist.
Pro Tag kamen 150 bis 200 Besucher, um sich die Entstehung des Sandmandalas anzusehen, an einem Reinigungsritual oder einem Festessen teilzunehmen. Ein Schauspiel in zehn Bühnenbildern, das Einblicke in die Seele der Himalaya-Region gab, und eine Einführung in die tibetische Medizin standen auf dem Programm. Schriftrollen, eine Glocke, eine Opferkanne mit Wasser, eine Pfauenfeder, um das Böse wegzuwischen, und Reis zum Verstreuen gehören bei den Bräuchen dazu.
Bei einer Zeremonie werden beispielsweise erst Gebete zusammen gesprochen, und dann nimmt sich jeder Einzelne ein Stück gewachste Butter aus einer Schüssel in die Hand, hält sie an alle Köperteile, an denen man Schmerzen oder Missstimmungen empfindet und drückt die Masse anschließend zusammen, so dass ein Abdruck der Handinnenseite entsteht. Das gibt man in eine Schüssel, in der eine Figur aus Butter liegt. Am Ende des Rituals werden die Abdrücke und die Figur zerstört - und damit die Missstimmungen. Iris Sedlar, Organisatorin und Leiterin des Zentrums, erklärt: "Bei einer Kollegin, die große Probleme mit ihrem Daumen hatte, hat es funktioniert. Sie hat keine Schmerzen mehr."
"Es war eine tolle Woche, es kamen Leute, die haben eine Schale Kirschen vorbeigebracht oder Reis. Die Mönche fühlen sich sehr wohl", sagt Sedlar, die selbst lange im Tibet gelebt hat und so den Kontakt zu den Mönchen stunde gebracht hat. Sie hat die Mönche zu ihrem 15-jährigen Praxisjubiläums eingeladen. Die Geistlichen haben neben Bitburg auch in Paris, Toulouse, Slowenien, der Schweiz, Belgien und Luxemburg Station gemacht. Auf ihrer Reise sammeln sie Spenden für die Fertigstellung ihres Tempels. Der wird nach Ende des Baus auch Bestehen bleiben, nicht wie das Bild aus Sand. chb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort