Milchbauern debattieren über Preise

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) hatte zu einer Diskussionsrunde in Bitburg zum Thema Milchmarkt eingeladen. Doch dabei wurde wenig kontrovers diskutiert. Dafür waren sich viele Anwesenden einig: "Die Bauern brauchen einen Weckruf."

Bitburg. Das Thema Milchpreise lässt die Landwirte in der Region nicht zur Ruhe kommen. Bei einer Informations- und Gesprächsrunde mit den Vertretern von ABL, Grünen, BUND, Milchbauernverband und rund 150 betroffenen Bauern ging es sehr temperamentvoll zu. Der künftige Landrat Joachim Streit befand in seiner Begrüßung, dass die jüngeren Landwirte-Generationen zu Recht nicht mehr klaglos alles hinnehmen, sondern ihre Stimme erheben: "Die ABL ist auf dem richtigen Weg, andere aufzuwecken."

Der lauteste Weckruf des Tages kam aus Belgien. Erwin Schöpges von der dortigen Milcherzeuger-Interessengemeinschaft (MIG) appellierte an die deutschen Kollegen, im Kampf für kostendeckende Milchpreise nicht nachzulassen. Gerade die deutschen Bauern müssten mehr Druck gegenüber Politik, Molkereien und Handel aufbauen, forderte der Belgier. Nach seiner Ansicht biete die EU den Nationalstaaten Spielraum, die Milchquote im Land zu beeinflussen, wie es die Erzeuger fordern.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken sieht hier die Regierung auf dem Holzweg. Nur Geld in Milchfonds bereitzustellen, könnte die Landwirte nicht langfristig entlasten.

Die einhellige Meinung der Diskutanten und auch der Beiträge aus dem Publikum: Erzeuger wollen keine Subventionen, die verpuffen, sondern Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, als souveräne Marktteilnehmer zu agieren und sich auf die Nachfrage seitens der Verbraucher einzustellen. "Realität ist: Wir haben keinen freien Markt, sondern Preisdiktate", kritisierte ABL-Landesgeschäftsführer Norbert Worm. Mehrere Bauernverbands-Mitglieder, die an der Versammlung teilnahmen, kündigten ihren Austritt aus dem Verband an. Sei sehen dort ihre "bäuerlichen Interessen nicht mehr vertreten".

"Die Situation ist ganz schlimm. Es ist für uns ein überlebenswichtiges Thema", bekräftigte eine Erzeugerin aus dem Raum Prüm, warum für sie und ihre Familie statt adventlicher Besinnlichkeit Protest auf der Agenda stand.

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