Mit Handicaps und Babyjogger

BITBURG. (teu) Sie gehören dazu und sie merken, dass sie voll akzeptiert sind: Beim Bitburger Stadtlauf wird die Integration behinderter Sportler groß geschrieben.

Fast jeder Teilnehmer des Bitburger Stadtlaufs freute sich am Sonntag über seine Leistung. Aber am meisten strahlten die behinderten Sportler. Ob Sieg, gute Platzierung oder neue Bestzeit war für die gehandicapten Läufer nur zweitrangig oder sogar völlig egal. Sie hatten an einem ganz normalen sportlichen Wettkampf teilgenommen und wurden genauso behandelt wie alle anderen Läufer auch. Die Startnummer auf der Brust und der Chip zur elektronisch genauen Zeitmessung am Schuh waren genauso Pflicht wie bei den übrigen der fast 500 Teilnehmer. Die Behinderten-Sportler haben gezeigt, dass sie dazugehören. Wo sonst, wenn nicht beim Volkslauf, kann man Handicap-Sportler so gut in eine Veranstaltung mit einbinden?, fragten sich 1994 die Mitglieder der Bitburger Behinderten-Sportgruppe (BSG) "Gemeinsam aktiv" um Guido Kirch. Zum zehnten Mal organisierte die BSG vorgestern den Bit-Cup-Lauf, bei dem in jedem Wettbewerb auf Wunsch eine separate Wertung für Behinderte erstellt wird. Die Lauferei über ein, fünf oder zehn Kilometer lohnte sich für die Handicap-Sportler in Bitburg besonders. Die Besten wurden mit einer mehrtägigen Flugreise belohnt. Wichtiger als die Auszeichnung war aber die Tatsache, dass die Ehrung am Anfang der Zeremonie, noch vor der der Gesamtschnellsten, vor großem Publikum im Schlossgarten stattfand. Die Toleranz der Bitburger Organisatoren, Laufteilnehmer und Zuschauer genoss auch Heather Rodriguez. Im Babyjogger absolvierte die US-Amerikanerin die zehn Kilometer lange Strecke. Offiziell sind Laufkinderwagen vom Deutschen Leichtathletik-Verband von Wettkämpfen ausgeschlossen. Im hinteren Feld startend sind Eltern, die ihre (Klein)Kindern schieben, auf Strecken wie in Bitburg aber kein Hindernis. "Ich brauche mit Babyjogger zehn Minuten länger für zehn Kilometer, als ohne", erklärte Rodriguez. Wegen der langsameren Geschwindigkeit müsse man darauf achten, sich weit genug hinten im Feld einzuordnen, um andere Läufer mit dem Gefährt während der Startphase nicht zu behindern. Ihrer zweijährigen Tochter machte die 55-minütige Sightseeing-Tour durch Bitburg viel Spaß. Und Mamas Medaille bekam die Kleine um den Hals, auch ohne einen einzigen Schritt gemacht zu haben.

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