Mit Kantholz, Ersatzstrümpfen und Volksfreund
METTERICH. Seit fast 37 Jahren versorgt Rosa Thelen die Mettericher mit dem Trierischen Volksfreund . Das Austragen der Zeitungen ist ihr Hobby geworden. Im dritten Teil unserer Zusteller-Serie porträtieren wir die sympathische 75-Jährige.
"Das machst du nicht lange", hat damals eine Frau aus Metterich zu ihr gesagt. Damals, am 1. Februar 1966, als sie zum ersten Mal mit dem Trierischen Volksfreund durch die Straßen von Metterich ging. Da habe sie sich mit den Zeitungen in der Hand richtig blöd gefühlt, sagt Rosa Thelen. "Ich hab mich geschämt." Wieso das so war, weiß sie auch nicht.Heute ist das alles ganz anders. Heute sagt die 75-Jährige, dass die Zeitungen ihr größtes Hobby sind. Und der hämischen Frau von damals hat sie es gezeigt. Ganze 36 Jahre lang ist sie jetzt schon die Volksfreund -Zustellerin in Metterich. 36 Jahre, im Februar werden es 37 Jahre - darauf ist die Rentnerin stolz und sie will noch viele Jahre dranhängen.Jeden Morgen um vier klingelt der Wecker
Im Lebensmittelladen wurde sie damals gefragt, ob sie den Job übernehmen will. "Ich habe mir nichts dabei gedacht und Ja gesagt." Am Anfang waren ihr die Zeitungen zwar noch unangenehm, doch dann wurden sie ein willkommener Nebenverdienst und jetzt gehören sie zu ihrem Alltag. Morgens um vier Uhr klingelt der Wecker - immer außer sonntags. Nach einer Tasse Kaffe und Zeitungslesen legt die 75-Jährige einen Marsch durch alle Straßen von Metterich hin - insgesamt wandert sie dann zwischen acht und zehn Kilometer. Dabei schiebt sie einen Handkarren vor sich her, der voll gepackt ist mit den für ihre Tour bestimmten Zeitungsstapeln."Das ist mein Sport", sagt sie. "Ihren Sport" brauche sie einfach, um fit zu bleiben. Und der Erfolg gibt ihr Recht. Erst zwei Mal in 36 Jahren konnte sie die Zeitungen nicht verteilen. Schuld daran waren Aufenthalte im Krankenhaus. Da hielt es sie aber nicht lange. "Man muss auch mal auf die Zähne beißen", sagt sie. Schnupfen hat sie schon lange keinen mehr gehabt. "Wind und Wetter - das härtet ab", sagt Rosa Thelen. Über Wehwehchen kann die Frau mit ihren 75 Jahren auch nicht klagen. Hören, sehen, laufen: klappt alles. Und sowieso fühlt sie sich jünger, als es im Pass steht. Ihr Rezept fürs Jüngerbleiben: Jeden Morgen raus in die frische Luft.Eigentlich freut sie sich immer aufs Zeitungsaustragen, sagt sie. Wären da nicht zwei Dinge, die ihr den Spaß verderben können: Glatteis und Hunde."Ärgerlich ist, wenn die Leute nicht streuen, obwohl es vor ihrer Haustüre glatt ist", beschwert sie sich. Etwas Halt geben ihr die Wollsocken, die sie sich bei Eisglätte über die Schuhe streift. Spikes hat sie auch schon ausprobiert. "Aber die nutzen sich schnell ab."Der reflektierende Hüftgurt gehört dazu
Das zweite Übel beim Austragen sind Hunde. In den ersten Jahren hat ein Hund kräftig in ihr Bein gebissen. Seitdem traut sie sich nicht mehr auf Grundstücke mit Bello. "Wenn ein Hund gerannt kommt, kriege ich Angst", sagt sie. Aber Rosa Thelen weiß sich zu helfen. Ihr "Stecken", ein handliches Kantholz, gehört genauso zum Arbeitszeug, wie der Schirm, Ersatzsocken und der reflektierende Hüftgurt. Der leuchtet im Scheinwerferlicht der Autos. Was sich in den vielen Jahren als Zustellerin des Volksfreunds verändert hat? "Früher musste ich die Haushalte abkassieren", sagt sie, "heute läuft das automatisch." Eine große Erleichterung sei das. Das Geld, das sie mit den Zeitungen verdient, fließt direkt in ihr Sparschwein. "Millionär wird man nicht davon", sagt sie. Aber einige schöne Sachen hat sie sich schon vom Zeitungsgeld geleistet - ein Radio zum Beispiel und einen Wohnzimmerschrank, Gardinen und viele schöne Kleider.Das Geld ist für Rosa Thelen aber nur Nebensache. "Denn die Zeitungen sind die Nummer eins meiner Hobbys. Erst dann kommen die Hühner und dann der Garten."In den kommenden Wochen wird die TV -Redaktion weitere Zeitungsboten aus dem gesamten Gebiet der Eifel vorstellen. Im vierten Teil unserer Serie heißt es dann: Unterwegs mit Willi Heup aus Knaufspesch, der mit 87 Jahren immer noch viel Spaß hat, wenn er den TV austrägt.
