Mit Leib und Seele

NEUERBURG. Nach 25-jähriger Tätigkeit als Bürgermeister der Stadt Neuerburg hat Hans Heinen Ende 2004 aus gesundheitlichen Gründen sein Ehrenamt niedergelegt. Am Sonntag, 20. Februar, um 11 Uhr wird das Stadtoberhaupt in einer Feierstunde in der Stadthalle verabschiedet.

Mehr als 25 Jahre lang war Hans Heinen in Neuerburg der Macher. Den Kopf stets voller Visionen, die sich nach und nach konkretisierten, trieb er die Entwicklung der Stadt dynamisch voran. Von Nord bis Süd und von West bis Ost blieb keine Ecke in der Enzstadt von seinem Tatendrang verschont. Als Heinen 1961 als Leiter der damaligen Straßenmeisterei nach Neuerburg kam, sah die Stadt völlig anders aus. Der Durchgangsverkehr quälte sich über den alten Marktplatz und durch die angrenzenden engen Gassen. Die historischen Stadtmauern waren allesamt sanierungsbedürftig. So war der Sachverstand des Bauingenieurs den Verantwortlichen der Stadt höchst willkommen. Heinen wurde in den Bauausschuss gewählt. 1974 präsentierte er die Vorplanung für die heutige Verkehrsführung. Sie fand nicht nur Befürworter. Kritiker drangen auf Teillösungen, die Heinen aber ablehnte. "Alles oder nichts, war damals meine Devise", erzählt der Bürgermeister und zeigt das alte zerknitterte Papier, auf dem er seine Vorstellungen von einer zukunftsorientierten Stadt konkretisiert hatte. Im gleichen Jahr wurde er Beigeordneter der Stadt und erhielt das Arbeitsressort Stadtsanierung. Die Voraussetzungen dafür hatte der damalige Bürgermeister Werner Theisen geschaffen, indem er die Stadt in ein Sanierungsprogramm hinein gebracht hatte.Die Stadt präsentierte sich in neuem Glanz

1983 war ein großer Teil der Stadtsanierung abgeschlossen, und Neuerburg feierte eine Woche lang ein glanzvolles Fest: 650 Jahre Verleihung der Stadtrechte. Die Stadt präsentierte sich in neuem Glanz, und Hans Heinen war seit vier Jahren Bürgermeister dieser Stadt. "Die Chance, als Ingenieur die Stadt zu gestalten, hat mich gereizt", erklärt er seinen damaligen Entschluss. Er hat es nicht bereut. Heinen war mit Leib und Seele Bürgermeister. In den 80er Jahren schlug er deshalb ein lukratives, berufliches Angebot seiner Landesbehörde aus und blieb Neuerburg treu. In den 80er und 90er Jahren trieb er die Stadtsanierung weiter voran. Bei allen Maßnahmen stand immer die Finanzierung im Vordergrund. "Wenn wir unbegrenzt Geld zur Verfügung gehabt hätten, hätten wir viel mehr Möglichkeiten gehabt", resümiert er. Die Finanzierung musste immer ausgelotet und mancher Kompromiss gefunden werden. "Die Zusammenarbeit im Stadtrat war sachbezogen und gut. Die Parteienzugehörigkeit hat für mich nie eine Rolle gespielt", sagt der CDU-Mann. Trotz Aufschwung und Harmonie musste Heinen Ende der 80er Jahre eine Niederlage hinnehmen, die ihn heute noch schmerzt. "Am Stadtpark könnte heute ein Parkhaus stehen", erinnert er sich. "Die Pläne dafür und die Finanzierung, alles war klar. Als die Bürger für die Dauerparkplätze unterzeichnen sollten, war niemand mehr dazu bereit. Das Projekt war gescheitert. Vier Millionen Mark und viele Parkmöglichkeiten waren verspielt worden." Dauersorgenkind in den 25 Jahren seiner Tätigkeit war das St.-Josef-Krankenhaus. Neue Richtlinien der Gesundheitspolitik lösten permanente Diskussionen und gewaltige Kraftakte um den Erhalt des ehemals städtischen Krankenhauses aus, das seit 1982 im Besitz der Marienhaus GmbH ist. "Wenn es nicht mehr als Krankenhaus geführt wird, fällt es an die Stadt zurück", erklärt Heinen einen Passus, der im Überlassungsvertrag steht. Gerne hätte Heinen - der im vorigen Jahr mit großer Mehrheit als Bürgermeister wiedergewählt worden war - sein Amt noch eine weitere Periode geführt. Neue Ziele hatte er bereits anvisiert: einen Kreisel am Lidl, den Ausbau der L4, ein Feriendorf oberhalb des Plascheider Bergs, die Vergrößerung des Stadtparks durch einen Bolzplatz und nicht zuletzt - ein alter Wunsch - den Neubau eines Hotels. Nun wird ein anderer oder eine andere die Zukunft Neuerburgs gestalten müssen. Die Wahl des neuen Stadtoberhauptes ist am 24. April. Zuvor wird Hans Heinen am 20. Februar verabschiedet und für sein Lebenswerk geehrt.

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