Mit Mann und Maus ins Herrenhaus
Körperich · Wohnen im Schloss: Das klingt nach Prinzessin spielen, rosa Einhörnern und aus goldenen Bechern trinken. Doch für das Luxemburger Ehepaar, das Schloss Kewenig bei Körperich (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gekauft hat, heißt das zunächst vor allem eines: Ärmel hochkrempeln und Anpacken!
Körperich. In ihren Adern fließt kein blaues Blut: François Weyrich ist kein Freiherr, sondern Dachdeckermeister, und seine Frau Denise ist auch keine Prinzessin, sondern Kankenschwester. Das hindert das Luxemburger Ehepaar jedoch nicht daran, einen feudalen Wohnsitz zu wählen. 2011 kaufte François Weyrich das marode Schloss Kewenig samt Gesindehaus und vier Scheunen auf rund 1,7 Hektar Land - für 300 000 Euro.
"In erster Linie war ich auf der Suche nach Materiallagern für meine Dachdeckerfirma", sagt der Hausherr, Chef eines Betriebs in Vianden (Luxemburg). "Der Preis war interessant. Die Scheunen sind für die Firma", sagt Weyrich, "das Schloss ist unser Hobby."
Doch auch ganz schön harte Arbeit. Jeden Samstag packt die ganze Familie gemeinsam an. Dann helfen auch die vier Kinder mit. "Das macht schon Spaß", sagt der Hausherr, "durch meinen Beruf als Dachdecker bin ich mit der Sanierung alter Gebäude vertraut."
Als die Weyrichs ihr Herrenhaus 2011 zum ersten Mal betraten, sah es dort hingegen alles andere als wohnlich aus: In die hohen Fensterbögen waren Spanplatten genagelt, das komplette Schloss war entkernt, es gab keine Fußböden, Elektro- oder Sanitärinstallation und auch keinen Kanalanschluss. "Wenn ich auf den Fotos sehe, wie verkommen und verwildert das 2011 aussah, dann staune ich darüber, wie viel wir schon geschafft haben", sagt Denise Weyrich. Ihr Mann ergänzt: "Dann sieht man auch, wie viel Arbeit das ist. Wir genießen es immer, wenn ein kleines Stück fertig wird." 2013, als ein Brand zwei Nebengebäude zerstörte, mussten die Weyrichs einen Rückschlag einstecken. Aber das ist bereits vergessen.
Gerade ist die Familie dabei, das Erdgeschoss, eine der vier Wohneinheiten mit je 200 Quadratmetern im Schloss, zu sanieren. Auch wenn die Familie viel in Eigenregie erledigt, hat Weyrich dennoch Firmen beauftragt, denn alleine, sagt er, sei das nicht zu schaffen. In Kürze, wenn das Schlafzimmer fertig wird, wollen sie im Schloss einziehen. Derzeit wohnt dieFamilie noch im Gesindehaus, das besser in Schuss ist.
Im alten Gutshaus - erstmals 1231 urkundlich als Villa de Cheweningen erwähnt - hat seit Ende der 1990er Jahre niemand mehr gewohnt. "Bis dahin hat hier ein Düsseldorfer Schrotthändler residiert", sagt Weyrich. Daraufhin erwarb eine Aktiengesellschaft das Anwesen, "die wollten hier ein Schlosshotel eröffnen. Aber nach der Entkernung war Feierabend."Entscheidung nicht bereut
Im Sommer 2016 will er mit der Sanierung im Erdgeschoss fertig werden. Darauf will er die oberen Geschosse und den Seitenflügel angehen. "Die werden wir wohl vermieten. Aber wir gehen das ohne Druck an. Wir müssen nicht, sondern machen das so, wie wir die Mittel dazu haben", sagt der Schlossherr.
Wie viel er investiert, will er nicht verraten. An einem Posten verdeutlicht Weyrich allerdings, wie kostspielig so eine Sanierung ist: "Allein für die 140 doppelt verglasten Fenster haben wir 300 000 Euro bezahlt." Doch die Weyrichs bereuen die Entscheidung, das Schloss gekauft zu haben, nicht. "Wir fühlen uns hier sehr wohl." Ungeachtet der großen Investitionen: Die Antwort des Schlossherren auf die Frage, was ihm denn an seinem neuen Zuhause am besten gefalle, klingt recht bescheiden: Weyrich: "Insbesondere die Ruhe in der Natur und der alte Baumbestand aus dem 19. Jahrhundert."