Mit Stolz über den Kirchturm hinweg blicken

BITBURG. "Wir brauchen einen berechtigten Stolz der Menschen auf ihre Heimat." Mit diesen Worten kommentierte Heinz-Dieter Quack, Geschäftsführer des Europäischen Tourismus-Instituts (Eti) in Trier, die hierzulande oftmals fehlende regionale Identität der Menschen. Quack referierte beim dritten Bitburger Tourismusforum.

Allen Unkenrufen zum Trotz verbringen die meisten Deutschen ihren Urlaub nicht auf Mallorca, sondern in der Heimat. Rund 30 Prozent bleiben zu Hause oder verreisen während der Ferien an die Nordsee, nach Bayern, oder in den Schwarzwald. Aber nur für relativ wenige führt der Weg in den Hunsrück, an die Mosel oder in die Eifel. Einen Grund sieht der neue Geschäftsführer des Europäischen Tourismus-Instituts (Eti) darin, dass zu viele Gemeinden ihre eigene Suppe kochen, wenn es um die touristische Vermarktung der lokalen Attraktionen geht. Dabei soll gerade die Vermarktung überregional koordiniert werden, erklärt Heinz-Dieter Quack und stellt die Frage: "Muss jeder kleine Ort seine eigenen Werbeprospekte haben?" In der Praxis sieht das oft so aus: Derjenige, der zum Beispiel Urlaub in einer Region der Eifel machen will, muss sich durch zahlreiche Flyer und Prospekte ackern. Plant er dagegen seinen Urlaub im Schwarzwald, ist sein Zielgebiet oft in einem einzigen Katalog beschrieben. Vor diesem Hintergrund haben sich beispielsweise in der Eifel in den vergangenen Jahren verschiedene Tourismusorganisationen zur Eifel Tourismus GmbH (ET) zusammengeschlossen, um gemeinsam für die Eifel zu werben. "Das war ein längst ersehnter, richtiger Schritt, weil die Eifel im Vergleich hier jahrelang zurück hing", sagt Quack. Für ihn haben durch die zentrale Vermarktung einer Region die vielen Fremdenverkehrsbüros aber nicht an Bedeutung verloren: "Vor Ort muss sich auf kleiner Ebene um die Urlauber gekümmert werden. Die ET kann das gar nicht leisten, weil sie oft gar nicht die speziellen Ortskenntnisse hat." Vor rund 100 Jahren bescherte die Eisenbahn unter anderem Eifel, Mosel und Hunsrück viele Urlauber. Heute könnten die Flugzeuge für einen neuen Boom sorgen. Eine große Chance sieht Heinz-Dieter Quack hier in dem Flughafen Hahn. Mit den Flugzeugen, die dort starten und landen, könnten neue Quellmärkte erschlossen werden: "Man muss sich fragen, wo fliegen die Gesellschaften hin? Könnte ich nicht dort die Leute für einen Urlaub begeistern, in dem ich gezielt Werbung mache", sagt Quack. Als Beispiel nennt er die Städte Salzburg und Basel. Eine Billig-Airline, die zwischen den Flughäfen beider Städte verkehrt, bringt Touristen von der einen in die jeweils andere Stadt. Sollte dieses Beispiel auch bei uns funktionieren, müsste sich allerdings die Einstellung vieler Menschen ändern, die oftmals ganz verwundert sind, wenn Urlauber ausgerechnet in ihrer Region Ferien machen. "Das liegt an der fehlenden regionalen Identität", sagt Heinz-Dieter Quack. Errät: "Wir müssen uns über unsere Werte bewusst werden. Und das bedeutet, dass wir uns klar machen, dass die Region besser ist als wir selbst glauben." Aus der Eifel komme mit "Bitburger" beispielsweise eine der weltweit bedeutendsten Brauereien. Der Nürburgring sei eine international bekannte Formel-1-Rennstrecke und an der Mosel würden Weine produziert, die sogar am englischen Königshof getrunken werden. "Nur wenn wir uns das bewusst machen, empfinden wir Stolz und können verstehen, warum jemand hier Urlaub macht", sagt Quack. Heinz-Dieter Quack ist seit einigen Tagen neuer Geschäftsführer des Europäischen Tourismus-Instituts in Trier. Quack hatte sich im Rahmen einer Ausschreibung gegen 29 Mitbewerber durchgesetzt. Das Eti wurde 1991 gegründet und kümmert sich um die Entwicklung und Förderung einer international ausgerichteten Tourismusforschung.

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