Mit Tisch und Tänzern ein paar Häuser weiter

Nach insgesamt sieben mehr oder weniger erfolgreichen Ansätzen, die ehemalige Kirche auf dem Bitburger Flugplatzgelände mit Menschen zu füllen, sieht es jetzt so aus, als gebe es eine langfristige Lösung. Im kommenden Monat öffnet dort die derzeit noch in der Nachbarschaft angesiedelte Tabledance-Diskothek "Nightdream" ihre Türen.

Bitburg. (uhe) Anzahl der Pächter muss Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit zunächst überlegen. "Sechs oder sieben", sagt er, überlegt dann noch einmal kurz, und ist sich dann ziemlich sicher: "Es waren sieben." Sieben Pächter, die in einem Zeitraum von rund elf Jahren mit den unterschiedlichsten Konzepten gescheitert sind. Wobei einige der Pächter erst gar kein Konzept hatten.Vergangenen Sommer hat der Bürgermeister, oder vielmehr dessen Ehefrau, die seit 1995 Eigentümerin der ehemaligen Kirche auf dem Bitburger Flugplatzgelände war, das Gebäude dann verkauft. Besitzerin ist jetzt Maggi Hack, Chefin der nur wenige Meter von der Kirche entfernten Tabledance-Discothek "Nightdream".Und im kommenden Monat zieht das Tabledance um. Raus aus der Mietswohnung, rein in die Kirche, in der seit vergangenem August umgebaut wird. "Es war uns schon wichtig, in der Nähe zu bleiben", sagt die Besitzerin, die "großen Wert auf Sauberkeit und ästhetische Darbietungen ihrer Tänzerinnen und Tänzer" lege. Dass sie mit ihren zum Teil leicht bekleideten Mitarbeitern dabei ausgerechnet in einer ehemaligen Kirche gelandet ist, liege letztlich daran, dass die Auswahl an Gebäuden, die dafür in Frage kämen, äußerst begrenzt sei.Ohnehin sieht man es dem Gebäude kaum noch an, dass hier einst gläubige Amerikaner gemeinsam Gottesdienste gefeiert haben. Über dem ehemaligen Altarraum ist jetzt eine Empore, die Wände sind dunkelgrau und leuchtend rot, und an die Kirche erinnern eigentlich nur noch die Fenster sowie die Decke, die während der gesamten Kneipen-Epoche hinter einer deutlich tiefer hängenden Zwischendecke verborgen war.Blickfang ist aber ohne Zweifel die große Theke, auf der ab 13. Juni die sechs weiblichen und zwei männlichen Tänzer die Köpfe verdrehen und den Umsatz ankurbeln sollen. "Natürlich sind viele Besucher wegen der Tänzerinnen da", sagt Maggi Hack, doch die meisten kämen, um sich zu treffen und um zu feiern. Und dass das Tabledance kein Gafferschuppen sei, zeige der hohe Frauenanteil, der gut ein Drittel der Besucher ausmache.Noch höher als im Tabledance ist mittlerweile die Frauenquote unter den Jurastudenten, und die angehenden Juristen waren einst der Grund, warum die Kirche Mitte der 90er Jahre überhaupt erst in den Besitz der Familie Streit überging. Wegen seiner hervorragenden Akustik sollte das Gebäude als Repetitorium genutzt werden, also als eine Art Lehrsaal, in dem Jura-Prüflingen komprimiertes Wissen vermittelt wird. Repetitor war Joachim Streit, der dann kurze Zeit später zum Bürgermeister gewählt wurde und deshalb andere Aufgaben übernahm. Doch das Bürgermeisteramt sei letztlich auch der Grund, warum das Gebäude jetzt verkauft worden sei, sagt Streit. "Die Kirche war immer eine Belastung, wenn es um Fragen des Flugplatzes geht", und deshalb sei er bei Abstimmungen oft befangen gewesen.Was allerdings die Nutzung der ehemaligen Glaubenseinrichtung betrifft, so habe es hier in den vergangenen Jahren keine Probleme gegeben. "Es war ja kein geweihter Ort", sagt Streit, sondern das Haus sei von unterschiedlichen Glaubensgruppierungen genutzt worden. Außerdem sei das Thema "Kirche" von keinem der Pächter ausgenutzt worden, fügt er hinzu. In der Tat: Hühner köpfende Satanisten scheint es unter den Bedienungen noch keine gegeben zu haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort