Mit Zinkbadewanne und Strohsack

In der TV-Reihe "Dorfgeschichten" berichtet Rudolf Leisen aus Wißmannsdorf heute über die Häuser in den Eifeldörfern in der 50er und 60er Jahren.

 Wie hier in Wißmannsdorf waren die Häuser in der Eifel in den 50er und 60er Jahren einfach ausgestattet. Foto: Rudolf Leisen

Wie hier in Wißmannsdorf waren die Häuser in der Eifel in den 50er und 60er Jahren einfach ausgestattet. Foto: Rudolf Leisen

Bitburg/Prüm. Die Küche war der Hauptaufenthaltsraum im Haus. Dort gab es einen meist einfachen Eisenherd, später auch einen weiß emaillierten mit integriertem Backofen und einem Wasserkessel. Über der Feuerstelle war die Herdplatte. Unter dem Herd war der Holzkasten. In den "gestandenen" Bauernhäusern war in der Küche ein großer Kachelofen mit Takenplatten, von dem aus auch die Wohnstube mit beheizt wurde. Für die großen Familien mit sechs, sieben oder mehr Kindern und sogar noch Onkel und Tante, stand ein großer Tisch, der oft gleichzeitig die "Mohl" war, mitten in der Küche mit Bänken drumherum. Stühle waren nicht immer vorhanden. Ein aus Sandstein gefertigter Spülplatz war in der Nische des Küchenfensters eingelassen. Dort war die einzige Wasserstelle des Hauses. Der Abfluss ging hinter das Haus in eine Rinne. Die Wohnstube war ebenso einfach ausgestattet mit einem handgemachten Tisch, Stühlen, Standuhr und einem Schrank und eventuell einer Eichentruhe. Die Decken in allen Räumen waren aus Balken, zwischen denen sogenannte "Wickelsprosse" eingelegt waren. Diese waren mit einem Gemisch aus Stroh und Lehm umwickelt. Darunter waren die Klienlatten befestigt, an denen der Deckenputz angebracht war. Gebadet wurde im "Baakes", wo eine Zinkbadewanne stand. Warmwasser wurde im großen Kessel, der vielseitig genutzt wurde, hergerichtet. Die Kinder wurden in der "Biet" in der Küche gewaschen. Von der Küche aus ging eine Treppe zum Obergeschoss, dem "Speiicha" wo die Schlafkammern waren. Bei großen Familien mussten gleich drei bis vier Kinder in einem Zimmer, oft zwei oder drei in einem Bett schlafen. Die Betten waren durchweg einfach: Der Sprungkasten bestand aus einer Lage Bretter. Darüber lag ein Strohsack, ein aus grobem Leinen genähter Sack, gefüllt mit gehäkseltem Stroh. Über dem Strohsack lag das "Koofbäd" als sogenanntes Unterbett. Mit "Koof" bezeichnete man den Spelz, der beim Dreschen abfiel. Plumeaus mit Federn war Luxus. Die Steppdecke war mit Schafwolle gefüllt. Hinter dem Gebäude gab es einen Plumpsklo, den "Abtritt" in einem kleinen Häuschen mit einem ausgeschnittenen Herzchen in der Tür. Als Klopapier verwendete man die Zeitung. Sofern ein Schlafzimmer für Gäste vorhanden war, stand auf dem Waschtisch eine "Waschlavour" aus weißem Porzellan mit Schüssel zum Waschen und einem Krug. Rudolf Leisen, Wißmannsdorf

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