Mit dem Hasen einen Bären aufgebunden

Viele Menschen können sich noch an die Zeiten erinnern, als bei der Einreise nach Luxemburg strenge Grenzkontrollen durchgeführt wurden. Aber geschmuggelt wurde dennoch, sogar von Staatsbeamten.

Echternach/Echternacherbrück. (ger) In den Aufzeichnungen des ehemaligen Telegraphenbauamtes Trier gibt es eine Geschichte von einem deutschen Telegrafenbeamten, der um 1930 beim Aufbau der Telefonleitungen gelegentlich in der Westeifel in der Nähe der Luxemburger Grenze als Kontrolleur tätig war.

Auf einer seiner Dienstreisen kam er auch nach Echternacherbrück. Nach der Arbeit ging er mit einem Mitarbeiter über die Sauerbrücke nach Echternach/Luxemburg, um einen Kaffee zu trinken.

Anschließend kaufte er noch Wurst und bat seinen Mitarbeiter, diese für ihn mit über die Grenze zu nehmen. Der Mitarbeiter steckte die Tüten in seine Manteltaschen, und beide begaben sich auf den Rückweg zur deutschen Seite. Dort sollte der Chef die Zollformalitäten erledigen, während der Mitarbeiter mit der Wurst, versteckt unterm Mantel, auf der Brücke wartete.

Anfangs funktionierte das noch ganz gut. Doch plötzlich sprang aus dem Zollamt ein Hund heraus, lief direkt auf den Mitarbeiter zu und beschnupperte ihn von allen Seiten. Der Zollbeamte wunderte sich über das Verhalten des Hundes. Er ging zu dem Telegrafenarbeiter und fragte ihn: "Haben Sie irgend etwas zu verzollen, etwa Fleisch- oder Wurstwaren?"

Der Angesprochene verneinte beharrlich. Da der Zollbeamte seinen Hund genau kannte, bekam er Zweifel und sagte: "Ich glaube, Sie wollen mich täuschen." Der Mitarbeiter verneinte erneut. Der Zollbeamte gab sich jedoch nicht zufrieden: "Mein Hund ist abgerichtet und hat erwiesenermaßen einen guten Spürsinn."

Inzwischen war auch der Chef zu den beiden gestoßen. Er erkannte sofort die brenzlige Situation und entgegnete dem Zollbeamten: "Ich gebe zu, dass Sie einen tadellosen Hund haben und dass er einen feinen Spürsinn hat. Dieses Mal werden Sie aber durch Ihren Hund getäuscht." Auch begründete er, warum der Hund trotz der guten Spürnase angeblich falsch anschlägt: "Ich bin leidenschaftlicher Jäger und war heute Morgen schon auf die Jagd. Ich habe einen Hasen geschossen. Dabei habe ich den Mantel meines Mitarbeiters getragen, und es kann sein, dass Blutstropfen von den angeschossenen Stellen auf meinen Lodenmantel fielen. Vielleicht ist das die Ursache, dass Ihr Hund meinen Mitarbeiter von allen Seiten beschnuppert."

Der Zollbeamte stutzte, überlegte einen Moment und gab sich schließlich mit dieser Begründung zufrieden. Chef und Mitarbeiter atmeten erleichtert auf und überquerten eiligst die Sauerbrücke. Als sie Echternacherbrück erreichten, sagte der Chef zu seinem Mitarbeiter: "Ich habe schon viel erlebt und vor mancher Situation gestanden, aber in einer solchen Verlegenheit wie heute bin ich noch nicht gewesen. Ich habe vor Angst buchstäblich in die Hose gemacht."

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