Mit dem "kranken Gaul" nach Mainz

In Zusammenhang mit der geplanten Errichtung einer Seniorenresidenz möchte die Gemeinde Bettingen auch das Umfeld sowie das angrenzende Jugendheim sanieren. Während die Senioreneinrichtung und deren Finanzierung Sache eines privaten Investors ist, wartet Bettingen noch immer auf eine Förderzusage des Landes, um seinen Teil des Vorhabens umsetzen zu können.

 Das Jugendheim in Bettingen könnte nach seiner Sanierung auch für Veranstaltungen der Seniorenresidenz, die in unmittelbarer Nähe entstehen soll, genutzt werden. TV-Foto: Uwe Hentschel

Das Jugendheim in Bettingen könnte nach seiner Sanierung auch für Veranstaltungen der Seniorenresidenz, die in unmittelbarer Nähe entstehen soll, genutzt werden. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bettingen. Der Ratschlag, einem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu schauen, ist sicher gut gemeint, aber langfristig gesehen auch keine Lösung. Denn in vielen Fällen gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder Doktor oder Metzger. Dessen ist sich auch die katholische Kirche bewusst, die in den vergangenen Jahren viele dieser "kranken Gäule" verkauft hat. Einer davon steht in Bettingen, und im geöffneten Maul sieht es nicht schön aus. "Das Jugendheim muss dringend saniert werden", sagt Ortsbürgermeister Jürgen Holbach, der darauf setzt, dass das Land den Ort bei dieser Sanierung unterstützt.

Grund für diesen Optimismus ist die Tatsache, dass ein privater Investor beabsichtigt, in Bettingen eine Seniorenresidenz zu errichten. Diese Einrichtung soll unmittelbar neben dem Jugendheim, das die Pfarrgemeinde aus finanzieller Not an die Gemeinde abgeben musste, gebaut werden. Und weil die neue Residenz - wenn sie denn errichtet wird - keinen eigenen Veranstaltungssaal haben wird, gibt es konkrete Überlegungen, das Jugendheim für Seniorenveranstaltungen mitzunutzen.

Zudem ist geplant, die beiden Gebäude und eventuell auch die Kirche über ein zentrales Blockheizkraftwerk mit Wärme zu versorgen. Nach Aussage des Bürgermeisters hat der Investor schon viel Geld in die Planung investiert und zudem bereits einen Vertrag mit einer Betreibergesellschaft abgeschlossen, die im Anschluss an die Errichtung den Betrieb der Seniorenresidenz übernehmen soll.

Wie dem "kranken Gaul" geholfen werden kann, ist weitestgehend geklärt, offen ist allerdings nach wie vor die Frage, wer die Arztkosten übernimmt. Denn während der Investor offensichtlich bereit ist, acht Millionen Euro in die Senioreneinrichtung zu investieren, gibt es für die Finanzierung der Jugendheimsanierung und weiterer Infrastruktur-Projekten im Umfeld noch keine Förderzusage des Landes. Mit insgesamt 1,5 Millionen Euro rechnet die Gemeinde, von denen das Land im Idealfall 80 Prozent übernehmen würde. Zumindest war das so gedacht. "Wir sind davon ausgegangen, dass wir angesichts einer so hohen Privatinvestition in Mainz auf positive Resonanz stoßen", sagt Holbach. Doch von der erwarteten Resonanz sei in Bettingen bislang noch nichts angekommen.

Deshalb ist für Mitte Januar ein Besuch des rheinland-pfälzischen Innenministers Karl Peter Bruch geplant. Bei diesem Treffen soll endgültig geklärt werden, mit wie viel Geld sich das Land am Projekt beteiligen wird. Holbach hofft nach wie vor auf einen Zuschuss von 1,2 Millionen Euro, so dass für Bettingen "lediglich" 300 000 Euro übrig blieben. Diese könnten wiederum weitestgehend durch den Verkauf der 27 Grundstücke im Neubaugebiet Liesenberg III gedeckt werden, erklärt Holbach, so dass die Aufnahme neuer Kredite nicht nötig wäre. Damit wäre dem "kranken Gaul" geholfen. Und dem neuen Eigentümer auch.

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