Mit hundert Sachen durch den Ort

BITBURG. Mit verstärkten Kontrollen vor allem innerhalb von Ortschaften will die Bitburger Polizei in den kommenden Monaten den immer noch zahlreichen Rasern auf Eifeler Straßen den Bleifuß brechen.

 Eifeler neigen zur Raserei, Geschwindigkeitsanzeiger bremsen sie kaum.Foto: TV -Archiv/Joachim Johanny

Eifeler neigen zur Raserei, Geschwindigkeitsanzeiger bremsen sie kaum.Foto: TV -Archiv/Joachim Johanny

"Et jett nett jeraant", pflegen Menschen, die der Eifeler Mundart mächtig sind, ab und an zu sagen. Die Ergebnisse der jüngsten Geschwindigkeitskontrollen der Bitburger Polizei sprechen eine ganz andere Sprache. Hochdeutsch ausgedrückt: "Es wird gerannt und wie!" Unerfreuliche Spitzenwerte wurden in der Speicherer Straße in Preist gemessen. Ein Autofahrer war auf dieser innerörtlichen Strecke 106 Stundenkilometer schnell unterwegs, ein anderer hatte sogar 110 Sachen drauf. Die meisten Sünder sind Einheimische

"Solche Geschwindigkeiten sind nicht ungewöhnlich", sagt Polizeisprecher Klaus Schnarrbach. Es gebe bestimmte - innerhalb von Ortschaften meist gut ausgebaute - Stellen, an denen gerast werde. Für besonders erschreckend hält er, dass 70 Prozent der selbst ernannten Rennfahrer aus der Eifel selbst stammen. "Wir haben auch festgestellt, dass Einheimische sogar Hinweisschilder auf Radarkontrollen einfach ignorieren", sagt Schnarrbach. Ähnlich wenig Wirkung entfalten nach Erkenntnis der Polizei in Bitburg Messstationen, die die Autofahrer auf die Geschwindigkeit aufmerksam machen, mit der sie gerade unterwegs sind. Grundlage dieser Einschätzung sind Messungen der Polizei in der Echternacher Straße in Bitburg. Dort haben die Beamten vor und nach dem Aufstellen der mobilen Messstation, die die Stadt seit 1998 besitzt und sporadisch einsetzt, geprüft, wie schnell gefahren wird. Ergebnis laut Schnarrbach: Unwesentliche Abweichungen. Zurzeit steht der "Straßenrand-Tachometer" am "Rautenberg", wo er nach Angaben von Stadtsprecher Werner Krämer Raser jedoch nur nachts auf ihre Sünden hinweist. An die Anschaffung eines richtigen Geschwindigkeit-Kontrollgeräts, mit dem die Stadt Messungen machen könnte, die für uneinsichtige Fahrer auch finanzielle Folgen hätten, ist in Bitburg nicht gedacht. Rechtlich sei das zwar möglich, sagt Krämer. Für die Kontrollen und die anschließende Ahndung von Vergehen sei allerdings eine entsprechende Infrastruktur - neben dem Gerät vor allem Personal - nötig. "Das würde die Stadt ähnlich der Kontrolle des ruhenden Verkehrs richtig Geld kosten. Denn von Abzocke kann in diesen Zusammenhängen keine Rede sein", erklärt der Sprecher der Stadt. Auch Überlegungen der Verbandsgemeinden, im Rahmen eines Zweckverbands eigene Geschwindigkeitsmessungen zu installieren, haben sich zerschlagen. Schnarrbach hält indes einzig eine Kombination aus baulichen Veränderung an derzeit noch zur Raserei einladenden Stellen und intensive Kontrollen für wirkungsvoll. Daher kündigt der Polizeisprecher an, dass in den kommenden Monaten verstärkt in den Ortschaften des Südkreises die Geschwindigkeit überwacht wird, um das Fahrverhalten der Eifeler zu verändern. Die Polizei müsse jedoch Prioritäten setzen und könne nur besonders gefährliche Stellen kontrollieren. Den Autofahrern sei das Risiko oft überhaupt nicht bewusst, berichtet Schnarrbach. "Ich war doch nur ein paar Stundenkilometer zu schnell", nennt er als einen der Standard-Kommentare ertappter Raser und rechnet vor: "Bei 50 Stundenkilometern beträgt der Bremsweg 12,5 Meter. Zusammen mit der Strecke, die in der Reaktionszeit zurückgelegt wird, kommt man also erst nach 27 Metern zum Stehen." Wer also in einer 30-Kilometerzone 20 Stundenkilometer zu schnell fahre, könne nicht mehr anhalten, wenn 15 Meter vor ihm eine Kind auf die Straße laufe. Bei Tempo 30 hingegen könnte der Fahrer noch rechtzeitig zu bremsen. Wer - wie in Preist - mit 100 Sachen durch eine Ortschaft fahre, handele einfach unverantwortlich. Denn der Anhalteweg beträgt bei diesem Tempo 110 Meter. Als Gründe für eifeltypisch schnelle Fahrweise, die den Landkreis unter in die Spitzengruppe der Regionen mit den meisten Unfällen führt, nennt Schnarrbach zum einen die hohe Kraftfahrzeug-Dichte: Auf 1,6 Einwohner kommt ein Fahrzeug. Das ist bundesweit ein Spitzenwert. Zudem werde in der Eifel mehr gefahren als in Ballungsräumen - 20 000 Kilometer pro Jahr im Vergleich zu weniger als 10 000 Kilometern in dichter besiedelten Regionen. Schließlich animierten kleine Orte, in denen die Häuser weit von der Straße weg liegen, manchen zum Rasen. An solchen Stellen helfen nur bauliche Veränderungen der Straße. Um die möglich zu machen, muss aber die Geschwindigkeit gemessen werden. Denn bevor beispielsweise Ortseingänge enger gemacht werden dürfen, muss belegt sein, dass dort 15 Prozent der Fahrzeuge zu schnell fahren.

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