Mit vier Händen und vier Füßen an der Orgel

Die Konzertreihe "Bleialfer Kirchenmusik" präsentiert sich im dritten Jahr. Bis zum Abschluss am 28. Januar wird es insgesamt sechs abwechslungsreiche Konzertabende geben.

 Zwei Virtuosen an der Orgel: Thomas Hoepp und Volker Krebs (im Hintergrund). TV-Foto: Elmar Kanz

Zwei Virtuosen an der Orgel: Thomas Hoepp und Volker Krebs (im Hintergrund). TV-Foto: Elmar Kanz

Bleialf. (ka) Stehende Ovationen, Applaus schon nach jedem Einsatz und rhythmisches Mitklatschen. Bei anspruchsvoller Orgelmusik gilt diese Art Begeisterung zu zeigen nicht gerade als angebracht. Schon gar nicht in der sakralen Atmosphäre eines Gotteshauses und wenn die Komponisten Beethoven, Mozart, Vivaldi oder Bizet heißen.Derweil ist der Grund, warum die Premiere der diesjährigen "Bleialfer Kirchenmusik" buchstäblich "aus den Fugen geriet", recht simpel. Es gab keine Fugen. Anstelle strenger Orgelwerke a` la Bach bot das Programm überwiegend Musikalisch-Melodisches."Kein neuer Trend, sondern eine Rückbesinnung auf alte Praktiken", erklärte Volker Krebs, Dekanatskantor in Bleialf. Krebs und sein Organisten-Freund Thomas Hoepp aus Mainz - nach gemeinsamem Studium sind beide längst renommierte Orgelvirtuosen - interpretierten vierhändig und vierfüßig ein auserlesenes Programm. Dabei waren die sonst in der Anonymität des Chores verborgenen Musiker auf einer Videowand im Kirchenschiff Maria Himmelfahrt zu sehen. Auch reizvolle Innenansichten des Gotteshauses nahm die Kamera ins Visier.Volker Krebs zufolge erfreute man sich in früheren Jahrhunderten mangels Geld für komplette Orchester an Orgel-Arrangements von Kompositionen großer Meister. Gelungene Beispiele dafür waren in Bleialf das Concerto Principe Giovanni Ernesto von Johann Ernst Prinz von Sachsen-Weimar, Antonio Vivaldis La Primavera, Georges Bizets Vorspiel zur Oper Carmen und Samuel Wesleys Duett für Orgel, das einzige Werk mit einer beeindruckenden "Fuga". Originalkompositionen dagegen waren das Adagio für Flötenuhr von Ludwig van Beethoven und die Fantasie in f-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart.Befragt nach den etwas ungewöhnlichen Beifallsbekundungen meinte ein noch recht junger Konzertbesucher: "Die Klangmöglichkeiten der Orgel sind faszinierend. Beim spritzigen Carmen-Vorspiel zum Beispiel fehlt nur ein feuriges Olé. Das Mitklatschen aber ist dann doch eher etwas für den Musikantenstadel."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort