Miteinander, füreinander

SPEICHER. Umsonst und dennoch nicht umsonst: Engagierte Menschen aus der VG Speicher setzen sich seit Jahren für ältere Bürger ein. Für diesen Einsatz wurden der Förderverein Senioren und der ehrenamtliche Besuchsdienst mit dem Ehrenamtspreis für herausragende kommunale Projekte im Land ausgezeichnet.

 Ausgezeichnetes Engagement: Marianne Bonerz (rechts) gehört zum ehrenamtlichen Besuchsdienst der VG Speicher. Zwei- bis dreimal in der Woche besucht sie Menschen im Altenheim Marienhof in Speicher. Die 91-jährige Katharina Schuh (links) freut sich über die Besuche und Gespräche. Foto: Denise Juchem

Ausgezeichnetes Engagement: Marianne Bonerz (rechts) gehört zum ehrenamtlichen Besuchsdienst der VG Speicher. Zwei- bis dreimal in der Woche besucht sie Menschen im Altenheim Marienhof in Speicher. Die 91-jährige Katharina Schuh (links) freut sich über die Besuche und Gespräche. Foto: Denise Juchem

Traurig, hilflos, nutzlos. Alt sein - das kann bedeuten: sich einsam fühlen, abgeschoben. Der letzte Lebensweg führt nicht selten über ein Altenheim. Damit sich Menschen auch im hohen Alter noch wohl fühlen, dafür setzen sich zwei Vereine in der Verbandsgemeinde Speicher mit viel Engagement und Enthusiasmus ein. Zwei Projekte, die in Rheinland-Pfalz ihresgleichen suchen und die mit dem Ehrenamtspreis des Landes ausgezeichnet worden sind. Die Aktiven sind meist selbst nur unwesentlich jünger als die Menschen, denen sie helfen. Wenn überhaupt. Hand in Hand arbeiten der "Förderverein Senioren" mit dem "ehrenamtlichen Besuchsdienst" in der VG Speicher zusammen. "Zweck des Fördervereins ist die ideelle und finanzielle Förderung von Projekten, die die Lebensbedingungen von älteren Menschen in der VG verbessern", erklärt der Vorsitzende, Professor Matthias Mohr. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Förderung des Modellprojekts "Wohnen, Betreuen und Pflegen im Alter". Ein Klavier, ein spezieller Ruhesessel und die Anschaffung von seniorengerechter Fachliteratur - das Altenheim Marienhof in Speicher hätte vermutlich nicht seinen Charme, wenn es den Förderverein nicht gäbe. Für die menschliche Komponente im Haus sorgt der ehrenamtliche Besuchsdienst, eine Initiative der Anlaufstelle für Senioren in der VG Speicher. Plauderstunde, Männerstammtisch, offenes Singen oder Geburtstagsbesuche - das Angebot der Freiwilligen, das von der Psychologin Ursula Berrens koordiniert wird, ist vielseitig. Da wird leidenschaftlich über die Torwartfrage in der deutschen Nationalmannschaft diskutiert, von alten Zeiten erzählt, und es werden Volkslieder gesungen. Der Gesundheitszustand der Marienhof-Bewohner ist unterschiedlich, "doch wenn nichts mehr geht, dann wippt die Hand noch mit", erzählt Klaus Jegen, der seit mehreren Jahren zum Besuchsdienst gehört. "Das macht einfach froh"

Viele, die sich heute bei der Anlaufstelle für Senioren engagieren, sind durch Zufall zu diesem Ehrenamt gekommen. "Das ist eine wunderbare Sache und macht einfach froh", sagt Marianne Bonerz, die zu den Ersten des Besuchsdiensts zählte. Sie legt ihre Hand auf den Arm von Heimbewohnerin Katharina Schuh, und die 91-Jährige lacht. Auch wenn sie sich früher nicht kannten, so ist doch eine enge Bindung entstanden. "Die Menschen hier wachsen einem ans Herz", erzählt Annemie Adams mit strahlenden Augen. Die 78-Jährige kommt zwei- bis dreimal in der Woche mit ihrem Mann Ernst in das Speicherer Altenheim. Und wenn sich dann das Rad der Zeit weiterdreht und jemand aus dem Heim stirbt, "dann merkt man, dass man jemand Wichtigen verliert. Diese Menschen sind Teil von einem selbst geworden", erklärt sie. Der Gedanke, vielleicht selbst vom Besucher zum Bewohner des Heims zu werden, macht Annemie Adams keine Angst. Auch die eigene Sterblichkeit hat durch diese ehrenamtliche Arbeit eine andere Bedeutung bekommen: "Ich denke schon öfter daran, aber es macht mir nichts aus. Vor allem macht es mir keine Angst mehr."

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